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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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ins Blaue hinein ausgesprochen werden würden. Was war denn geschehen? Keiner hätte es sagen können. Man hatte den Agenten nie wiedergesehen, seitdem er sich der bedrückenden Verpflichtung, die ganze Gesellschaft heimzubefördern, durch die Flucht entzogen hatte.
    Übrigens kümmerte sich niemand um ihn. Gefiel es dem Manne auf São-Thiago, so würde man ihn einfach da zurücklassen, das war alles.
    Die Einschiffung mußte unbedingt in der Nacht vor sich gehen. Am Abend um elf Uhr, der für die Abfahrt vom Kapitän bestimmten Stunde, waren alle ohne Ausnahme auf dem Schwarzen Gestade beisammen, an einer Stelle, wo etwas zurückstehende Felsen die Wucht der Brandung schwächten. Sofort begann nun die Einschiffung.
    Hamilton und Blockhead wurden zuerst auf die »Santa-Maria« übergeführt, nachdem sie nahe daran gewesen waren, auf São-Thiago zurückgelassen zu werden.
    Viele ihrer Gefährten hatten sich ernstlich gegen den Gedanken gesträubt, die beiden Kranken mitzunehmen, weil sie ja eine Ansteckungsgefahr für die Gesunden bildeten. Daß man davon absehen sollte, sie ohneweiters sitzen zu lassen, dafür waren Roger und die beiden Amerikanerinnen vergeblich mit allen Kräften eingetreten, bis zu dem Augenblick, wo der Kapitän Pip das Gewicht seiner Autorität in die Wagschale warf und entschieden erklärte, er werde von der Führung des Schiffes gänzlich absehen, wenn nur ein einziger von den Passagieren hier zurückgelassen würde.
    Hamilton und Blockhead verließen also die Insel des Grünen Vorgebirges gleichzeitig mit den andern, freilich, ohne daß sie sich dessen bewußt waren. Seit gestern hatte sich ihr Zustand wesentlich verschlimmert. An Stelle des klaren Bewußtseins waren fortwährende Delirien getreten, und es erschien recht zweifelhaft, ob man sie überhaupt noch lebend nach England mitbringen würde.
    Nicht wenige Fahrten wurden nötig, alle Passagiere mit den zwei einzigen Boten der »Santa-Maria« auf das Schiff zu befördern. An der Bordwandöffnung stand hier Baker, der seine Pflichten als Leiter des Ganzen sehr ernst nahm und jedem den ihm vorbehaltnen Platz anwies.
    Da hatte man nun alle Ursache, den Verlust der »Seamew« zu beklagen. Etwas Unzulänglicheres als die überhastete Einrichtung eines Frachtschiffes zu einem Personenschiffe konnte man sich kaum vorstellen. Wenn die Damen, die unter dem Hinterdeck in der gemeinschaftlichen Kajüte untergebracht wurden, mit ihren beschränkten Kabinen halbwegs zufrieden sein konnten, mußten sich die Herren mit einem großen Schlafraum begnügen, der unten im Schiffe durch Bretterwände in einzelne Teile geschieden und mit einem auf den trocknen Querbalken des Zwischendecks angebrachten Fußboden versehen war.
    Die einzelnen Überführungen gingen ohne Unfall vonstatten. Kein Mensch auf der Insel schien von dem Auszuge etwas bemerkt zu haben. Ungehindert stießen die Boote zum letzten Male vom Lande ab und legten sie an der »Santa-Maria« an.
    Da wurde aber dem auf seinem Posten an der Bordwandöffnung wachenden Baker eine Überraschung ohnegleichen beschert. Unter andern Passagieren kam einer, der sich so klein wie möglich machte, hurtig auf das Deck des Schiffes gesprungen… das war Thompson.
Elftes Kapitel.
Wo nun Thompson für sein Geld nichts hat.
    »Mister Thompson!« rief Baker mit wilder Freude.
    Es war in der Tat Thompson in Person, aber etwas verschämt, trotz seiner sonst außergewöhnlich entschiedenen Haltung. Im Kampf zwischen Furcht und Geiz, war dieser schließlich unterlegen, und besiegt, kroch Thompson zu Kreuze. Geduldig hatte er die Abfahrt abgewartet und unter dem Schutze der Nacht sich dem letzten Transporte angeschlossen.
    »Mister Thompson! wiederholte Baker, indem er seinen Feind wie die Katze die Maus ansah. Wir hofften nicht das Vergnügen zu haben, Sie noch einmal wiederzusehen! Soll uns wirklich der Kummer bereitet werden, mit Ihnen nach England zurückzukehren?
    – Ja freilich, antwortete Thompson, der auch noch andre Malicen ruhig verschluckt hätte. Ich werde aber für die Überfahrt bezahlen, setzte er eiligst hinzu, in der Hoffnung, seinen unversöhnlichen Feind damit zu entwaffnen.
    – Oho! rief Baker, das ist ja etwas ganz Übernatürliches.
    – Übernatürliches? wiederholte Thompson.
    – Jawohl. Sie haben uns bisher an eine derartige Bereitwilligkeit nicht gewöhnt; doch, es ist ja nie zu spät, etwas wieder gut zu machen. Ja, welchen Preis sollen wir denn nun von Ihnen verlangen, mein Herr!
    – Den

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