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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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unbeschäftigt, blieb Morgan vom Morgen bis zum Abend auf dem Spardeck und überredete sich, eine Zerstreuung in dem Hin-und Herwandeln der Passagiere zu finden. Einige darunter interessierten ihn auch wirklich, und vor allem folgten seine Blicke, ohne daß er’s dachte, der Familie Lindsay. Bemerkte er dann plötzlich selbst seine indiskrete Aufmerksamkeit, so wendete er die Augen sofort weg, doch nur, um sie drei Sekunden später wieder auf die ihn hypnotisierende Gruppe zu richten.
    Dadurch, daß er sich soviel mit ihnen beschäftigte, wurde er, sich selbst und diesen unbewußt, zu einer Art Freund der beiden Schwestern. Er erriet schon ihre unausgesprochenen Gedanken und verstand ihre Worte, obwohl er diese nicht hörte. So lebte er aus der Ferne mit der lustigen Dolly, vorzüglich aber mit Alice, deren einnehmendes und ernsteres Wesen er unter ihrem reizenden Gesicht zu erkennen glaubte.
    Während er sich aber ganz instinktiv mit den Begleiterinnen Jack Lindsays beschäftigte, bildete dieser für Morgan den Gegenstand eines bewußten Studiums. Der erste Eindruck, den er von dem Mann erhalten hatte, hatte sich nicht im mindesten geändert. Von Tag zu Tag wurde sein Urteil über ihn nur härter. Er verwunderte sich nicht wenig, daß Alice und Dolly eine Reise in Gesellschaft einer solchen Persönlichkeit hatten unternehmen können. Sahen sie denn wirklich nicht, was er doch sah?
    Morgan würde freilich noch erstaunter gewesen sein, wenn er gewußt hätte, unter welchen Umständen diese Reise beschlossen worden war.
    Die Zwillingsbrüder Jack und William Lindsay waren zwanzig Jahre alt gewesen, als ihr Vater starb, der ihnen ein beträchtliches Vermögen hinterließ. Obwohl von gleichem Alter, waren die beiden Brüder doch von Charakter sehr verschieden. William setzte die Tätigkeit seines Vaters fort und vermehrte dabei sein Vermögen in beträchtlichem Maße, Jack dagegen verschwendete sein Hab und Gut, und kaum nach vier Jahren war er damit so gut wie am Ende.
    Jetzt blieb ihm nichts andres übrig, als jedes, selbst jedes zweifelhafte Mittel zu ergreifen, um sich einigermaßen über Wasser zu halten. Man sprach denn auch bald mit halbverhüllten Worten von verdächtigen Manipulationen im Spiele, von betrügerischen Kniffen bei sportlichen Wettkämpfen und fragwürdigen Geschäften an der Börse. Wenn auch nicht geradezu in Verruf erklärt, haftete an ihm doch ein gewisser Makel, der vorsichtige Familien bestimmte, ihn von sich fernzuhalten.
    So lagen die Dinge, als William, damals sechsundzwanzig Jahre alt, Alice Clarck kennen und bald lieben lernte; er heiratete dann auch die achtzehnjährige, vom Hause aus sehr reiche Waise.
    Leider sollte ihm ein unglückliches Schicksal beschieden sein. Sechs Monate – fast genau auf den Tag – nach seiner Verehelichung wurde er sterbend nach seinem Hause gebracht. Ein unerwarteter Unfall auf der Jagd machte die junge Frau urplötzlich zur Witwe.
    Ehe er jedoch die Augen schloß, hatte William noch seine Angelegenheiten zu ordnen vermocht. Seinen Bruder kannte er ja mehr als genügend. Deshalb bestimmte er testamentarisch, daß sein gesamtes Vermögen seiner Gattin zufallen sollte, der nur die Verpflichtung auferlegt wurde, den elenden Jack durch eine ziemlich große Jahrespension zu unterstützen.
    Für Jack war das ein niederschmetternder Schlag. Er schäumte vor Wut und verfluchte fast seinen Bruder. Gegen das Schicksal aufgebracht, ergrimmte er gegen all und jeden. Vom leichtfertigen Bösewicht wurde er zum rachgierigen Wilden.
    Eine weitere Überlegung beruhigte ihn aber wieder. Statt sich an dem Hindernisse törichterweise den Schädel einzurennen, beschloß er, es durch eine planmäßige Belagerung zu überwinden. Ein brauchbar erscheinendes Mittel, die Verhältnisse zu seinem Vorteil zu verändern, bot sich ihm dar in der Unerfahrenheit seiner Schwägerin, die er nun selbst zu heiraten gedachte, wodurch ihm ja das Vermögen zugefallen wäre, dessen er sich ungerechterweise beraubt glaubte.
    Diesem Plane entsprechend, änderte er auf der Stelle seine bisherige Lebensführung und bemühte sich, die Quellen übler Nachreden über sich zu verstopfen.
    Seit dieser Zeit waren nun aber schon fünf Jahre verflossen, ohne daß Jack es gewagt hätte, seine Absichten zu offenbaren. Die kalte Zurückhaltung Alicens war ihm stets eine unübersteigliche Schranke gewesen. Da hielt er die Gelegenheit für günstig, als die junge Witwe – wie es die amerikanische Freiheit ihr

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