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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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immer noch ein Gefühl bittrer Kränkung. Saunders tat übrigens nichts, seinen etwas groben Ausfall abzuschwächen, im Gegenteil ergriff er begierig jede Gelegenheit, recht unangenehm zu werden. Wenn zu einer Mahlzeit nicht genau zur bestimmten Minute geläutet wurde, erschien er mit dem Programm in der Hand und überfiel Thompson mit den schwersten Vorwürfen. Der unglückliche General-Unternehmer überlegte sich deshalb schon, ob er nicht ein Mittel suchen sollte, sich des lästigen Passagiers bei der ersten Landung zu entledigen.
    Saunders hatte sich vor allem an die Familie Hamilton angeschlossen. Zur Überwindung ihres passiven Widerstandes war ihm die Übereinstimmung im Geschmack und Verhalten ein erfolgreicher Helfer. Ohne jeden Grund zeigte sich Hamilton nämlich ebenso unliebenswürdig wie Saunders. Er gehörte zu den Leuten, die als Nörgler geboren werden und als solche sterben, zu denen, die überall etwas auszusetzen haben und erst dann kurze Zeit zufrieden sind, wenn sie eine Ursache sich zu beklagen entdeckt haben. Bei allen seinen Reklamationen hatte Saunders an ihm einen willigen Sekundanten: Hamilton war stets sein Echo. Wegen nichts und wieder nichts lasteten die beiden, ewig unzufriedenen Männer wie ein Alp auf dem bemitleidenswerten Thompson.
    Das Trio Hamilton, das sich durch die Angliederung von Saunders zum Quartett verwandelt hatte, hatte sich schließlich sogar zu einem Quintett erweitert. Der glückliche Bevorzugte war Tigg, dem der vornehme Baronet mit herablassender Freundlichkeit entgegenkam. Ihm gegenüber hatten Vater, Mutter und Tochter ihre Steisleinigkeit abgelegt. Vermutlich war das aber nicht aus freiem Entschlusse geschehen, wahrscheinlich hatten sie über Tigg das und jenes erfahren, und die mitanwesende Miß Margarett ließ da ja wohl manche Hypothesen zu.
    Wie dem aber auch sein mochte, jedenfalls lief der so behütete Tigg jetzt keinerlei Gefahr. Beß und Mary Blockhead waren ersetzt. Ja, wenn sie zur Stelle gewesen wären! Doch die Misses Blockhead waren ebensowenig wieder aufgetaucht wie deren Vater, Mutter und Bruder. Die interessante Familie laborierte noch immer an allen Qualen der Seekrankheit.
    Zwei der gesunden Passagiere bildeten einen symmetrischen Gegensatz zu Saunders und Hamilton… Die beklagten sich niemals, sie schienen vollkommen befriedigt zu sein.
    Van Piperboom – aus Rotterdam – war einer dieser Glücklichen. Der kluge Holländer verzichtete auf das, was hier nun einmal unerreichbar war, und suchte sich dafür möglichst gute Tage zu machen. Von Zeit zu Zeit, wie zur Gewissensberuhigung, wiederholte er nur seine berühmte Frage, die die meisten andern Passagiere jetzt schon auswendig wußten. Die übrige Zeit verbrachte er damit, zu essen, zu verdauen, zu rauchen und zu schlafen… alles so gründlich wie möglich. Sein ganzes Leben ging in diesen vier Wörtern auf. Von polizeiwidriger Gesundheit, schleppte er seinen mächtigen Körper von einem Sitzplatze zum andern, stets begleitet von einer gewaltigen Pfeife, aus der ungeheure Rauchwolken aufstiegen.
    Johnson bildete das Gegenstück zu diesem Philosophen. Täglich zwei-oder dreimal sah man ihn auf dem Deck erscheinen. Hier lief er, ohne andre anzusehen, schnüffelnd, ausspuckend und fluchend hin und her oder rollte vielmehr dahin wie eine Tonne, um dann wieder im Kaffeesalon zu verschwinden, von wo aus man ihn bald einen Cocktail (versüßten Branntwein) oder Grog verlangen hörte. Wenn auch keine besonders angenehme, war er wenigstens keine lästige Persönlichkeit.
    Mitten unter der Gesellschaft führte Robert Morgan eine friedliche Existenz. Zuweilen wechselte er einige Worte mit Saunders, zuweilen auch mit Roger de Sorgues, der seinem Landsmanne besonders wohlgewogen zu sein schien. Während Morgan bisher gezögert hatte, die von Thompson bezüglich seiner Person erfundene Sage zu zerstören, bemühte er sich doch, sie nicht über Gebühr auszunutzen. Er verhielt sich etwas verschlossen und gab sich nur keine Blöße.
    Der Zufall hatte ihn bis jetzt nicht weiter mit der Familie Lindsay in Berührung gebracht. Des Morgens und des Abends tauschte man wohl einen Gruß aus. Das war aber auch alles. Trotz der sehr unbedeutenden Beziehung interessierte sich Morgan doch auch ferner für diese Familie und empfand sogar etwas wie Eifersucht, als er bemerkte, daß Roger de Sorgues, den Thompson den amerikanischen Damen vorgestellt hatte, mit diesen in vertrautern Verkehr trat.
    Fast immer allein und

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