Das Reisebureau Thompson und Comp.
beeinträchtigen.
»Na, augenblicklich ist die Straße aber noch ganz gut,« brummte Thompson.
Die ziemlich schmale Straße bot vor der Hand tatsächlich keine besondern Schwierigkeiten. Zuerst, gleich von Horta aus, verlief sie zwischen schönen Orangenhainen, und jetzt befand. sich die Kolonne in einem breiten Tale mit Feldern, Wiesen und vereinzelten Buchengruppen an beiden Seiten. Die sanfte und regelmäßige Steigung des Weges bot den Hufen der Tiere einen sichern Stützpunkt; je weiter sich die Touristen aber vom Meere entfernten, desto auffallender veränderte sich der Charakter der Landschaft. Auf die Buchen folgten zunächst dicht aneinandergedrängte Pinien, dann hörte nach und nach alle Kultur auf, und der zum schmalen Pfade zusammengeschrumpfte Weg machte einen Haken nach links und stieg in Serpentinen an der Seite des stark verschmälerten Tales empor.
Hier zeigten nun die Maultiere, was sie leisten konnten. Gut unterstützt von ihren Führern, die sie mit Zurufen und dem Stachelstocke antrieben, trotteten die braven Tiere anderthalb Stunden lang bergauf, ohne auf dem steilen, kieselbedeckten, holprigen Wege auch nur einen einzigen Fehltritt zu tun.
Bei diesem Aufstieg kam Van Piperboom wiederholt in eine recht verfängliche Lage. Wenn der Weg eine scharfe Biegung machte, schwebte seine Tragbahre mehr als einmal außerhalb des gebahnten Pfades. Man muß ihm aber nachsagen, daß ihn das nicht zu bekümmern schien, und wenn ihn doch vielleicht eine geheime Furcht beschlich, so tat diese wenigstens dem Brande seiner Pfeife keinen Augenblick Eintrag.
Über den beschwerlichen Pfad hin auf der Höhe angelangt, sahen sich die Touristen vor einem zweiten, viel breiteren Tale, das mehr eine Art eines von Hügeln umrahmten Plateaus bildete. Hier wechselte Piperboom seinen Fauteuil, um den acht Beinen seiner Träger einmal die wohlverdiente Ruhe zu gewähren.
Der erste Blick, den die Touristen hier umherwarfen, hätte sie fast zu dem Glauben verleiten können, in ein ganz andres Land versetzt zu sein. An die Stelle der Dürftigkeit trat hier der Überfluß, überall sah man die Zeichen natürlichen Reichtums und menschlicher Sorglosigkeit. Auf allen Seiten lag fruchtbares Land, das die gleichgültigen Einwohner von Unkraut überwuchern ließen; nur da und dort sah man kleine Felder mit Lupinen, Maniok (eßbarer Kassawa) oder mit Yamswurzeln, doch gleich umgeben von vernachlässigtem Lande. Auf die Flächen mit unnützen Grasarten folgten andre mit Gebüschen, die aus Myrten, Wacholdersträuchen, Buchsbaum und verkrüppelten Zedern bestanden, durch welche oder um die herum der Weg führte. In weiten Abständen sah man einzelne Häuschen, eigentlich mehr halbverfallene Hütten. Erst halb zwölf Uhr traf die Gesellschaft auf ein vereinsamtes Dorf, durch dessen Scharen von Schweinen und Hunden sie sich nur mühsam hindurchdrängen konnte. Die wenigen, hier sichtbar werdenden Einwohner – meist waren es Frauen – gingen ernst und schweigsam vorüber, alle eingehüllt in die Falten eines weiten Mantels und das Gesicht halb verdeckt von dem herabfallenden Teile einer ungeheuern Kapuze. Alles sprach von dem auf diesen Inseln herrschenden Elend, wo das Leben sich infolge des Mangels an Straßen auf dem Küstensaume konzentriert hat.
Es hatte eben ein Uhr geschlagen, als der Trupp in 1021 Metern Höhe den äußersten Rand der Caldeira erreichte. Erschöpft und völlig ausgehungert, ergingen sich die Reisenden in Klagen und Vorwürfen aller Art. Hamilton und Saunders waren nicht mehr die einzigen, die sich über die Ungeniertheit beschwerten, womit das Programm verachtet und vernachlässigt wurde. Da die besten Magen gewöhnlich die besten Charaktere erzeugen, war es nicht zu verwundern, daß gerade die sonst friedlichsten Leute jetzt am heftigsten protestierten.
Plötzlich waren aber auch die berechtigsten Klagen vergessen…
Die Reisenden standen nun am höchsten Punkte der Caldeira. So »englisch zugeknöpft«, d. h. so blasiert sie auch waren, hier konnten sie von dem herrlichen, vor ihren Augen ausgebreiteten Bilde nicht unberührt bleiben.
Unter dem endlosen Azurblau des Himmels und inmitten des in der siegreichen Sonne erglühenden Meeres lag die ganze Insel zu ihren Füßen ausgebreitet. Sie war nach allen Seiten klar zu übersehen mit ihren scharfen Linien, ihren Spitzbergen zweiten Ranges, mit ihren Vorbergen, kleineren Tälern und Wasseradern und mit den von schneeigem Schaum umbrandeten Rissen. Im
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