Das Reisebureau Thompson und Comp.
dieser gefragt.
– Vollständig, hatte Morgan geantwortet. Herr Thompson hat mir vorhin diese erfreuliche Mitteilung gemacht.
– Würden Sie mich dann ein wenig umherführen?
– Natürlich, mit größtem Vergnügen,« hatte der neue Freund des Offiziers erklärt.
Schon nach drei Schritten blieb dieser aber mit einem ironischen Ausdruck des Gesichts stehen.
»Ja, doch das eine, wir werden uns hoffentlich nicht verlaufen?
– Keine Sorge!« hatte Morgan erwidert, während er im Geiste noch einmal seinen Plan von Funchal studierte.
Und richtig, er irrte sich in der ersten halben Stunde nur fünfmal, zur großen Belustigung Rogers.
Ein gründliches Bad! (S. 207.)
Gegenüber dem Turm, der den Signalmast trägt, waren die beiden Männer sogleich in die schmalen und gewundenen Straßen von Funchal eingedrungen. Sie hatten aber kaum hundert Meter zurückgelegt, als sie ihre Schritte verlang, samten. Bald blieben sie dann ganz stehen, mit einer schmerzlichen Grimasse wegen des trostlosen Pflasters, das ihre Füße geradezu malträtierte. Auf keinem Punkte der Erde kann es auch etwas so Menschenfeindliches geben. Aus Sprengstücken von Basalt mit messerscharfen Kanten hergestellt, wird dieses Pflaster mit den widerhaarigsten Schuhen fertig. An Trottoir war hier gar nicht zu denken. Trottoir ist ein auf Madeira unbekannter Luxus.
Die Wirtstafel des Hôtel d’Angleterre vereinigte um elf Uhr alle Passagiere der »Seamew« mit Ausnahme der ja stets unsichtbaren Neuvermählten und Johnsons, der sich hier ebenso wie auf den Azoren zu verhalten beliebte.
Wie verschieden war aber dieses Frühstück von dem in Fayal. Die Touristen waren über diese Veränderung höchst erfreut und erklärten, daß die Agentur hier zum ersten Male ihren Verpflichtungen nachgekommen sei. Man hätte sich nach England versetzt zu sein glauben können ohne eine Art Konfekt aus Kartoffeln, das die Nonnen des Klosters Santa-Clara herstellen und das zum Nachtisch aufgetragen wurde. Die exotische, aber fad schmeckende Leckerei fand denn auch bei den Tischgästen keine besondre Anerkennung.
Nach Schluß des Frühstücks nahm Roger von neuem seinen Landsmann zur Seite und sagte, er rechne bestimmt darauf, ihn in Gesellschaft der Familie Lindsay durch Funchal zu begleiten.
»Natürlich können wir den Damen, setzte er hinzu, keine längere Promenade auf dem abscheulichen Pflaster zumuten, dessen schlechte Eigenschaften wir heute Morgen genügend kennen gelernt haben. Gibt es denn in diesem Lande keinen Wagen?
– Wenigstens keinen mit Rädern, antwortete Morgan.
– Zum Teufel, rief Roger, das ist ja fatal.
– Doch es gibt dafür etwas noch Besseres.
– Und das wäre?
– Ein Hamac.
– Ein Hamac! Scharmant, der Hamac. Eine Promenade in einem Hamac muß ja herrlich sein. Wo sind aber diese wohltätigen Hamacs zu finden, Sie weiser Cicerone?
– Am Chafariz-Platze, erklärte Morgan lächelnd, und wenn Sie es wünschen, führe ich Sie sofort dahin.
– Jetzt kennt er sogar die Straßennamen!« rief Roger verwundert.
Nachdem er Alice und Dolly noch gebeten hatte, ihn zurück zu erwarten, machte er sich mit seinem Landsmann auf den Weg. In der nächsten Straße ließ den aber seine Wissenschaft schon im Stiche, und er mußte sich soweit herablassen, einen Vorübergehenden zu fragen.
»Na, auf diese Weise hätte ich mich auch zurecht gefunden, spottete Roger unbarmherzig. Ihr Reisehandbuch enthält wohl keinen Stadtplan?«
Auf dem großen und in der Mitte mit einem Springbrunnen geschmückten Chasariz-Platze drängte sich eine große Menge von Landleuten umher, die zum Markte gekommen waren.
Die beiden Franzosen fanden leicht die Station der Hamacs und mieteten zwei dieser bequemen Transportmittel.
Als Alice und Dolly darin untergebracht waren, setzte sich die kleine Gesellschaft in Bewegung.
Zuerst kamen sie nach dem Palacio São-Lourenço und an dessen unregelmäßig angelegten Befestigungen vorüber, die von runden, gelb angestrichnen Türmen flankiert wurden und wo der Gouverneur von Madeira seine Amtswohnung hat. Dann führte, nach Osten abbiegend, der Weg durch den sehr schönen und gut unterhaltenen öffentlichen Park, der zur Seite des Theaters von Funchal liegt.
Nur bei der Kathedrale verließen die Damen einmal ihre Hamacs, aber auch hier hätten sie sich das ersparen können, da das aus dem fünfzehnten Jahrhundert herrührende Bauwerk seinen ursprünglichen Charakter gänzlich durch das wiederholte gedankenlose
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