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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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ließen sich die Ausflügler, da sie ihre Eindrücke nicht gegeneinander austauschen konnten, nachlässig hingestreckt wiegen und betrachteten stumm das wunderbare, schöne Landschaftsbild, das sich vor ihren Augen abrollte.
    Der Weg stieg bald an, bald fiel er ab, mit jedem neuen Tale nahm jedoch die mittlere Höhe zu. Auf die tropischen Pflanzenarten folgten die der gemäßigten Zonen: Eichen, Zedern und Ahornbäume traten an die Stelle der Palmen, der Farnbäume und Kakteen.
    Auf Abhängen wie auf Steigungen behielten die unermüdlichen Träger ihre wiegende und doch ziemlich schnelle Gangart. Nachdem sie einen Talgrund erreicht hatten, stiegen sie ebenso unverdrossen die folgende Anhöhe wieder hinauf, ohne je Müdigkeit zu verraten. Das hatte sich schon dreizehnmal wiederholt, als der Flecken Magdalena im Scheine der sinkenden Sonne sichtbar wurde.
    Eine Viertelstunde später hielten die Hamacs vor einem leidlich gut aussehenden Gasthause an, wieder aber umringt von einer Schar zerlumpter, aufdringlich bettelnder Kinder.
    Um sie zu verscheuchen, schlugen Roger und Morgan leicht, aber vergeblich auf die Nächststehenden ein. Saunders fand dagegen das einzige, dazu wirksame Mittel. Er nahm aus seiner Geldtasche eine handvoll Scheidemünze, die er nach sorgsamer Durchzählung unter die Bettelkinder warf. Diese fielen beutegierig darüber her, während Saunders ein kleines Notizbuch aus der Tasche zog, und »was er ausgelegt hatte«, darin aufzeichnete. Als er seine Kladde wieder eingesteckt hatte, wendete er sich Morgan zu, der ihn bei seiner Handlungsweise gespannt beobachtete.
    »Sie werden mir bei Herrn Thompson bezeugen können, sagte er mit scharfer, auf nichts Gutes hindeutender Stimme, daß ich gewissenhaft Buch und Rechnung geführt habe.«
    Am nächsten Morgen brach der kleine Trupp mit Tagesanbruch wieder auf. Von Magdalena bis San-Vincent, wo übernachtet werden sollte, war eine sehr lange Strecke zurückzulegen.
    Zwei Kilometer weit folgte man der gestern begangnen Straße wieder zurück, dann schwenkten die Träger nach links ab und auf einen im Zickzack verlaufenden Weg auf den Grund eines engen, düstern Tales ein.
    Auf diesem steilen und steinigen Pfade kamen sie trotz ehrlicher Anstrengung nicht mehr so schnell vorwärts. Fast jede zweite Minute lösten sie einander ab, und alle Viertelstunden mußte man ihnen eine kurze Rast gewähren.
    Gegen zehn Uhr war der höchste Punkt der Steigung noch nicht sichtbar, als die Leute noch einmal Halt machten. Gleichzeitig begannen sie untereinander ein lebhaftes Gespräch.
    »Was gibt es denn? fragte der Baronet mürrischen Tones.
    – Wohl einen kleinen Zwischenfall, antwortete Morgan, der uns jedenfalls einstweilen hier zurückhalten wird.«
    Seinem Beispiele folgend, verließen auch die andern ihre Hamacs.
    »Ja, um was handelt es sich denn? fragte nun auch Alice etwas ängstlich.
    – O, um nichts Besondres, Mistreß Lindsay, beruhigen Sie sich getrost, beeilte sich Morgan zu versichern. Wir werden eine kleine »Leste« (einen Sandsturm) auszuhalten haben; das ist alles.
    – Eine Leste?
    – Jawohl,« sagte der Dolmetscher einfach, indem er nach dem Meere hinwies.
    In der Atmosphäre war plötzlich eine auffallende Veränderung eingetreten. Eine Art gelblichen Dunstes verdeckte den Horizont. In der ausgedehnten Nebelbank zitterte die Luft wie unter der Einwirkung sehr starker Hitze.
    »Jene Wolke, erklärte Morgan, verkündet uns einen von der Sahara ausgegangenen Windstoß, und die Führer suchen sich dagegen so gut wie möglich zu schützen.
    – Was! rief Hamilton. Wir sollen uns von der elenden Wolke da draußen aufhalten lassen?«
    Er hatte kaum ausgeredet, als das Meteor die Gruppe der Reisenden schon überraschte. Binnen eines Augenblickes nahm die Hitze in unglaublichem Maße zu, während sich der Luft ein brennend heißer, seiner Sand beimischte.
    Selbst in der Stadt ist es unmöglich, sich gegen diesen schrecklichen Wüstenwind wirksam zu schützen. Der von ihm über das Meer getragene Sand dringt überall ein, wenn die Fenster auch noch so gut geschlossen waren. Auf dem jedes Schutzes entbehrenden Wege war die Lage natürlich noch weit ernster, ja das steigerte sich bald zur Unerträglichkeit.
    Die Atmosphäre schien bereits alle Feuchtigkeit verloren zu haben. Blätter, die in wenigen Minuten vergilbt waren, flatterten mit dem glühenden Atem dahin, und die verdursteten Zweige der Bäume hingen schlaff und traurig herunter. Die Luft wurde

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