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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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mittelalterlich wirkenden Möbeln. Elena näherte sich dem breiten Bücherschrank, öffnete die Glastür und sah sich die Bücher an, in denen es um Geschichte, Geografie und Alchemie ging. Sie waren alle in Deutsch verfasst. Hatten die Entführer Nicholas und sie nach Deutschland gebracht? Gehörten die in Schwarz gekleideten Männer vielleicht zu der von Enzo erwähnten Organisation namens Projekt Leben? Was für eine Ironie , dachte Elena. Wir sind vor dem Wahnsinn einer einzelnen Person geflüchtet, und dafür bekommen wir es jetzt mit einer Gruppe von Wahnsinnigen zu tun.
    Plötzlich öffnete sich die Tür.
    Elena hätte fast aufgeschrien.
    »Ich wusste, dass es dich überraschen würde, mich wiederzusehen. He, hier erfriert man ja! Wieso hat niemand ein Feuer angezündet?«
    »Wie soll ich dich nennen?«, fragte Elena. »Abgesehen von ›Lügner‹.«
    Der Mann lächelte. »Ich bin Bruno von Odelberg, siebenundzwanzigster Baron der Dynastie. Ich hoffe, meine Leute sind mit dir und deinem schottischen Freund nicht zu grob umgegangen. Mach dir seinetwegen keine Sorgen: Er ist bei bester Gesundheit und bequem untergebracht, nicht weit von hier. Da fällt mir ein... Vielleicht interessiert es dich, dass wir hier in der Wewelsburg
sind, wo Heinrich Himmler das Hauptquartier der SS eingerichtet hat. 1945 wurde sie zerstört, aber mein Vater hat sie wieder aufgebaut, Stein für Stein. Da er Chef des Projekts Leben ist und somit als Wohltäter der Menschheit gilt, hat man ihm diese... Extravaganz nachgesehen.«
    »Bist du fertig mit der Unterrichtsstunde?«, fragte Elena spöttisch.
    »Du bist nervös und mitgenommen, das verstehe ich. Bei einem schönen wärmenden Feuer sieht alles viel besser aus, du wirst sehen.« Bruno ging vor dem Kamin in die Hocke, und kurze Zeit später richtete er sich wieder auf und wischte sich die Hände ab. »Es freut mich, dass du hier bist. Mein Vater möchte dich gern kennenlernen. Wenn du dich gut benimmst, stellt er dich vielleicht einer anderen Person vor, die hier im Schloss lebt.«
    »Entführung ist ein schweres Verbrechen. Weißt du, dass dir die Polizei auf den Fersen ist?«
    Bruno lächelte. »Mach dir wegen der Polizei keine Hoffnungen. Du und sein Freund, ihr seid unsere Gäste und werdet uns sagen, wo das Kreuz von Byzanz versteckt ist. Es wäre besser für euch, freiwillig mit dieser Information herauszurücken.«
    »Und anschließend lasst ihr uns gehen? Das bezweifle ich.«
    »Euer Schicksal hängt vor allem von dir ab.«
    »Was soll das heißen?«
    »Eigentlich sollte ich nicht darüber reden, aber ich will ganz offen sein. Mein Vater möchte, dass wir beide heiraten. Er sieht in unserer Heirat eine unabdingbare Voraussetzung für die Freilassung deines Freunds.«

    »Ich sollte mich vermutlich geehrt fühlen, weil dein Vater mich deiner für würdig hält«, entgegnete Elena.
    »Das Blut der Brandantis ist so rein wie das der von Odelbergs. Unsere Familien gehören zu den ältesten in Europa, und die aus unserer Ehe hervorgehende Nachkommenschaft wäre dazu bestimmt, in der nahen Zukunft eine führende Rolle zu spielen. Jetzt erkennst du die Großartigkeit dieses Projekts vielleicht noch nicht, aber wenn du gründlich darüber nachgedacht hast...«
    »Blödsinn erkenne ich auf den ersten Blick, da brauche ich nicht groß nachzudenken.«
    »Vielleicht war meine Offenheit dir gegenüber ein Fehler«, sagte Bruno. »Du steckst voller Vorurteile und bist noch nicht bereit, die Dinge objektiv zu sehen. Ich lasse dich jetzt mit deinen Gedanken allein.«
    »Warte.« Elena hielt ihn zurück. »Warum bist du nach Sandriano gekommen und hast dich dort als mein Cousin ausgegeben?« Sie wollte auch fragen, ob sich die aus dem geheimen Archiv verschwundenen Dokumente im Besitz des Projekts Leben befanden, hielt sich aber im Zaum. Wenn Bruno in Hinsicht auf Elfriede die Wahrheit gesagt hatte, wusste er vielleicht gar nichts von der Existenz dieser Unterlagen.
    »Ich wollte deinen... schwierigen Moment ausnutzen. Ich glaube noch immer, dass dein Großvater dir vor seinem Tod etwas anvertraut hat. Aber jetzt ist das nicht mehr so wichtig.Wir können die Informationen aus erster Hand bekommen, nicht wahr?Von Beatrice.«
    »Das habt ihr von Lovati erfahren, oder?«
    »Ja. Enzo Lovati war für uns nur Mittel zum Zweck – über ihn wollten wir an dich herankommen. Er ist von
einer fixen Idee besessen und so arrogant, sich Großmeister zu nennen und sich für das Oberhaupt einer

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