Das Remake
hinter den Bordwaffen.
»Soll ich die Granaten abwerfen?«, fragte Ed.
»Noch nicht. Zuerst müssen wir mehr Spannung aufbauen. Bring uns runter für den Angriff, Johnny!«
»Mach ich.«
»Bring uns aus dieser Seitengasse!«, ruft Rex. »Fahr in die Hauptstraße! Wir können versuchen, uns unter die anderen Taxis zu mischen!«
»Ich arbeite nicht auf Hauptstraßen«, antworte ich. »Das weißt du ganz genau.«
Der lange schwarze fliegende Wagen kommt zu einer weiteren Salve über die Seitengasse namens Tod [28] zurück. Das Maschinengewehrfeuer schlägt in das Taxi ein und verfehlt die Betroffenen nur knapp.
»Du hast die Zukunft der menschlichen Rasse an Bord!«, kreischt Chico. »Fahr zu!«
»Mammi!«, kreischt Harpo. »Fahr zu!«
»Fahr«, kreischt Rex. »Fahr einfach nur!«
»Ich fahre ja!«, kreische ich. »Ich fahre ja.« Das Taxi schießt durch die Seitengasse, rammt Mülltonnen und verstreut Flaschen. Grelle Funken sprühen von den Ziegelsteinwänden, und Reifen quietschen auf dem nassen Pflaster. Der große schwarze Sturzkampfwagen fliegt drohend über uns hinweg, und seine Maschinenkanonen verspritzen den Tod.
»Los, auf die Hauptstraße!«, kreischt Rex. »Oder besser noch, in die Luft!«
»Woodbine gibt noch lange nicht auf.« Ich schwenke nach rechts, was uns einen Gutteil unserer Steuerbordkarosserie kostet sowie zwei Radkappen. »Wir können sie abschütteln.«
»Wir können sie abschütteln? In der Seitengasse? Ihr Götter!« Rex macht sich ganz klein auf dem Rücksitz und schirmt Harpo/Chico ab, so gut es geht. »Wir sind sitzende Enten!«
»Sag niemals nie, Kumpel. Ich war schon in schlimmeren Schlamasseln als diesem hier. Damals, zweiundsechzig, hab ich mir mit Gilles ›de Rais‹ Gorden, dem Frauenmörder von Bloomsbury, eine wilde Verfolgungsjagd geliefert, die mich glatt meine Zwillingsschwester Wilma, eine Nacht in der Oper…«
»… Clarence den schielenden Löwen und ein Wochenende in einem Aufzugsschacht zusammen mit einem sexuell ausgehungerten Gorillaweibchen gekostet hat, ja, ja, ich weiß.«
»Hab ich dir das schon erzählt? Na ja, ich hab jedenfalls gewonnen. Also halt dich ruhig an mich, Junge. Au Scheiße!«
Die Maschinenkanonen rattern schon wieder, und mit einem Mal sieht Rex in den freien Himmel.
»Wir haben soeben unser Dach verloren«, sagt er. »Drück aufs Gas, oder wir können die Hände heben.«
»Hab ein wenig Vertrauen in den Helden.« Ich steuere nach links und denke über die Fahrertür nach, die uns in dem Augenblick verlässt, als ich die Backbordwand der Gasse streife. »Allmählich wird es hier drin ein wenig zugig«, sage ich.
»Also schön, Eddie.« Der andere Rex rieb sich die Hände. »Ich denke, jetzt können wir die Granaten abwerfen. Wirf eine genau durch das Loch im Dach des Taxis, ja?«
»Kein Problem, Euer Exzellenz.« Ed Kelley öffnete eine Kiste mit gemein aussehenden Granaten. Er nahm die größte hervor und zog den Sicherungsstift. »Bring uns bitte hübsch tief herein, John.«
»Mit dem größten Vergnügen.« Die große schwarze Stretchlimousine ging tiefer.
Rex konnte sämtliche Einzelheiten des Unterbodens erkennen. Er sah all die Nieten und die öligen Stellen, die Schweißnähte und die Auspuffaufhängungen. Als die Dinge, für die man ein eigenartiges Interesse entwickelt, wenn man nach einem Autounfall auf der Straße unter einem Wagen zu liegen kommt und darauf wartet, dass endlich ein Krankenwagen eintrifft und denkt, dass man viel lieber anderswo wäre als da, wo man ist.
Ed Kelley war ein guter Schütze. Die Granate fiel direkt vor Rex auf den Wagenboden.
»O mein Gott!« Rex hob die Granate auf und wollte sie wegschleudern. Sein Blick fiel auf die kleine Digitalanzeige, auf der die Ziffern rückwärts liefen: 00:04, 00:03, 00:02, 00:01…
Zwischen der 00:01 und der 00:00 musste Rex an eine ganze Menge Dinge gleichzeitig denken. Er hätte statt dessen auch sein ganzes Leben an sich vorüber ziehen lassen können. Er ließ es nicht. Man macht es einfach nicht. Ich hab mich mal an einer Schneidemaschine verletzt, bei einem Bilderrahmenmacher, bei dem ich gearbeitet habe. Das Blut spritzte aus meiner Armschlagader, und ich war sicher, dass ich sterben würde. Alles, was ich sehen konnte, soweit ich mich heute daran erinnere, war dieser Typ in einem blauen Overall, der draußen die Straße hinunter spazierte und aus einer Dose Coca Cola trank. Und ich weiß noch bis heute, was ich dachte, dass ich nämlich
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