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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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verbracht hatte, eingezwängt in einen Anzug, der trotz des neuen selbstreinigenden Gewebes nach Schweiß roch, hatte sie einen Muskelkater.
    Das lag jedoch weniger an der körperlichen Anstrengung, sondern daran, daß der Anzug die Bewegungsfreiheit einschränkte. Die Entwickler hatten das grundlegende Problem, daß nämlich das Hauptgewicht des Raumanzugs auf den Schultern lastete, bislang nicht in den Griff bekommen. Obwohl sie auf diese Art in den letzten 500 Tagen die Schultermuskulatur trainiert hatte, war es immer noch eine Belastung. Zumal auch andere Muskelgruppen davon in Mitleidenschaft gezogen wurden.
    Die Lendenwirbelsäule war ihre empfindliche Stelle. Sie hatte ein großes Ziel – die Untersuchung der Fumarolen-Proben, die sie draußen im Gewächshaus deponiert hatte. Da würden Rückenschmerzen sowohl eine körperliche als auch eine geistige Beeinträchtigung darstellen.
    Sie programmierte die Dusche auf heißes Wasser und ein Duschgel mit belebenden Zusätzen. Nachdem sie das Wasser widerwillig abgestellt hatte, wickelte sie sich in eins ihrer flauschigen Handtücher (Bestandteil des Handgepäcks) und trat auf eins der sinnlichen Details, die das sonst spartanische Badezimmer verschönerten. Die Badematte wellte sich, als sie aus der Wanne stieg, wurde sonst aber ihrer Funktion gerecht. Sie war mit wimpernartigen Fasern besetzt, die Wassertropfen und Hautabschuppungen aufnahmen und sogar Sauerstoff abgaben. Eigentlich handelte es sich bei der Matte um ein Hybridwesen: die Fasern enthielten Algen, ähnlich denen, die im Pelz von Eisbären nisteten. Die Algen waren gentechnisch produziert worden, um das spezifische Lichtspektrum des Habitats optimal zur Photosynthese zu nutzen. Somit produzierten sie mehr Sauerstoff, als die unteren Fasern der Matte für die Reinigung verbrauchten.
    Sie hatten die Badematte auf den Namen ›Matten-Willi‹ getauft und ließen sie im ganzen Habitat herumkriechen, wo sie sämtliche Ecken und Winkel reinigte. Matten-Willi war das fortschrittlichste Stück Biotechnik, das sie hatten – obwohl er so unscheinbar wirkte.
    Sie brauchte die Streicheleinheiten. Beim Frühstück fing der Ärger nämlich an.
    »Wir alle werden unsere Freunde und Verlierer des Rennens begrüßen«, sagte Viktor.
    »Ich will hierbleiben«, sagte Julia. »Ich habe jede Menge Arbeit …«
    »Anweisung von Axelrod. Wir sollen eine Mannschaft mimen, die ihre wagemutigen Forscher-Kollegen herzlich willkommen heißt.«
    »Wir sollen ihnen ›den Planeten zeigen‹, so hat er sich ausgedrückt«, sagte Raoul.
    »Wann ist diese Anweisung eingegangen?«
    »Während du verschlafen hast«, sagte Raoul.
    »Wie ich«, sagte Marc. »Dieser Abstieg hat uns wirklich den Rest gegeben.«
    »Dann will ich mir Axelrods Lachnummer mal ansehen«, sagte Julia und stopfte sich die letzten Haferflocken in den Mund.
    Am Vorabend hatten sie noch eine kurze Meldung ans Konsortium abgesetzt, die mit ein paar Aufnahmen von der Mars-Matte garniert war. Axelrod hatte ihnen im Gegenzug einen Katalog von
    ›Richtlinien für den Umgang mit Airbus‹ übermittelt, doch Julia hatte die Ohren auf Durchzug gestellt und sich statt dessen um die Proben gekümmert. Dann hatte sie plötzlich schlappgemacht. Daß Milliarden Menschen im ›Renn‹-Fieber waren, interessierte sie nicht im mindesten.
    Sie und Marc schauten sich Axelrods Mitteilung auf dem großen Monitor an. »Ich vermag unser Glück noch gar nicht zu fassen«, hob er an, »daß wir Leben gefunden und das Werkzeug bekommen haben – alles an einem Tag.«
    »Es bestand ein Zusammenhang«, sagte Marc trocken. »Wir waren kaum in die Fumarole abgestiegen, bevor Airbus hier auftauchte.«
    »Ja«, sagte Julia, während Axelrod in Superlativen schwelgte, »nur daß die PR-Leute es so nicht darstellen werden.«
    »Julia und Marc«, sagte Axelrod, »ihr werdet verstehen, daß eine so große Entdeckung Probleme mit sich bringt. Ich werde sie fürs erste geheimhalten und in ein paar Tagen die Öffentlichkeit informieren. Wir müssen die – wie heißt das noch gleich – Planetaren Schutz-Bestimmungen penibel befolgen. Kein Mars-Leben im Hab oder im ERV. Niemand von der Besatzung darf damit in Berührung kommen. Die Proben müssen draußen bleiben. Keine Handschuhkasten-Arbeiten im Hab. Meine Leute sagen, dies seien Mindestanforderungen , die an uns gestellt werden, oder es würde uns verdammt teuer zu stehen kommen.«
    »Das eigentliche Problem wird sein, die Proben am Leben zu

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