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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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ansehen«, sagte Raoul, als sie kurz davorstanden, die Tafel aufzuheben.
    »Verschon mich damit«, sagte Viktor. »Du guckst, und ich lege mich hin.«
    »Nein, ich habe die Nachrichten aufgenommen. Sie sind wichtig.«
    Sie versammelten sich um den großen Bildschirm. Julia und Marc hatten die obligatorische Story des ersten ›gesellschaftlichen Anrufs‹ vom Mars samt Bildmaterial verfaßt. Der erste Teil des Überrang-Videos war eine gestraffte, redigierte und grafisch optimierte Version.
    Raoul wollte es im Schnelldurchlauf abhandeln, doch die anderen wollten sehen, wie sie auf dem Video rauskamen – natürlich nicht schlecht, wobei der Schwerpunkt eher auf den strahlenden Gesichtern als auf den dampfenden Pingos lag.
    Dann erschien ein besorgter Axelrod. Das Marine-Jacket war etwas zerknittert, und er schaute betrübt.
    »Ihr habt eine Top-Reportage über das Treffen mit Airbus gebracht. Aber wir brauchen noch eine Prognose bezüglich ihrer Pläne. Werden sie es schaffen, die Erkundung in ein paar Monaten abzuschließen? Ich meine, wie lang wird es dauern, bis sie das ganze Eis geschmolzen und in die Tanks gepumpt haben? Raoul und Viktor, unsre Ingenieure müssen wissen, wie ihr die Airbus-Kapazitäten einschätzt.«
    »Können vor Lachen«, sagte Viktor zum Bildschirm, ohne daß der jedoch geantwortet hätte. »Wir haben weder Pumpen noch Schläuche und auch keine Grubenausrüstung gesehen.«
    »Sag ihm, er soll seine Schlapphüte darauf ansetzen«, warf Marc ein.
    »… und achtet darauf, wie sie sich einrichten. Ich meine, stellen sie eins von diesen aufblasbaren Habitaten auf, von denen wir gehört haben?« Axelrod blendete auf dem Bildschirm Fotos von Versuchen mit aufblasbaren Habitaten ein, von denen eins sogar in den Orbit geschickt worden war.
    »Keine zehn Pferde werden mich in so ein Ding bringen«, sagte Raoul. »Kein Strahlungsschutz.« Er hatte schon am ersten Tag nach der Landung darauf bestanden, das Dach des Habitats mit Sandsäcken zu belegen. Um die Schutzwirkung zu erhöhen, hingen auch Säcke von der Traufe herunter. Viktor hatte das Julia damit erklärt, daß Raoul noch ein paar Kinder haben wollte.
    »… und auf ihre Vorräte. Ich und meine Leute, wir fragen uns nämlich, ob Airbus euch vielleicht im Endspurt packen will. Sie starten einen oder zwei Monate nach euch und überholen euch auf dem letzten Stück. Mit ausreichend Wasser, sagen meine Ingenieure, würden sie es vielleicht schaffen.«
    »Unmöglich«, sagte Raoul. »Sie haben vielleicht das Tankvolumen, aber sie werden es nie schaffen, das Eis in der erforderlichen Zeit abzubauen. Das ist eine mühsame Arbeit.«
    »… deshalb sind wir auch darauf angewiesen, daß ihr uns alles sagt, was ihr wißt. Stattet ihnen einen Besuch ab und schnüffelt ein wenig rum. Ladet sie ins Hab ein und serviert ihnen ein üppiges Essen mit allem Drum und Dran. Gebt ihnen vielleicht noch den Rest von eurem Sprit, um ihnen die Zunge zu lockern. Ich würde sagen, ladet sie einzeln ein, damit Chen sie nicht die ganze Zeit im Auge hat.« Axelrod lächelte verschmitzt. »Wir bringen also die Story raus, daß wir die Nachzügler begrüßen und so. Aber ich rieche den Braten.«
    »Er liegt falsch«, sagte Raoul.
    »Stimmt«, sagte Viktor. »Es wird ihnen auf keinen Fall gelingen, alle Vertragsbestimmungen zu erfüllen und noch dazu die Wasser-Reaktionsmasse zu erzeugen. Nicht in ein paar Monaten.«
    Doch Axelrod war längst noch nicht fertig. Auf dem Bildschirm wurden die ›Jahresringe‹-Grafiken eingeblendet, welche die von der Himmelsmechanik geöffneten Startfenster auswiesen. In der Mitte war die minimalenergetische Zone grafisch dargestellt. Das Fenster war zwar breit, hatte aber einen steilen Gradienten. Vom minimalenergetischen Bereich ging eine Kurve mit hoher Steigung aus, über der die Energiekosten förmlich explodierten.
    Ein Blick auf die Grafik, und man wußte Bescheid: Das Zeitfenster für den Abflug vom Mars erstreckte sich von Ende Januar bis Ende März, wie aus den Daten hervorging, die in die Statuszeile eingeblendet wurden. Dieser Zeitraum umfaßte alle Orbits, für die der Energieaufwand für den Flug zur Erde das absolute Minimum darstellte. Auf der linken Achse waren die Ankunftszeiten auf der Erde angegeben.
    »Ich weiß natürlich, daß Ihnen das alles bekannt ist, Viktor, aber ich will mich nur vergewissern, daß ich es auch verstanden habe …«
    Die Definition einer Trajektorie war prinzipiell einfach. Man wähle ein

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