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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Bord gekommen…«
    »Unaufgefordert. Wir hatten Sie nicht eingeladen.«
    Julia sah, daß bei Chen die Grenze zwischen Irritation und Zorn zu fallen drohte, und als er den ohnehin schon schmallippigen Mund verzog, erkannte sie, daß er diese Grenze überschritten hatte.
    »Wir sind gekommen, um Ihnen unsre Hilfe anzubieten …«
    »Doch bestimmt nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit«, konterte Viktor. »Und ich wüßte immer noch nicht, daß wir Sie eingeladen hätten.«
    Chen erhob sich so abrupt, daß der Stuhl vernehmlich auf dem Boden schabte. »Ich glaube, wir sollten erst einmal in Ruhe über diese Angelegenheit nachdenken.«
    »Sie wollen gehen?«, fragte Julia. »Nein, bleiben Sie. Wir dürfen die Sache nicht so im Raum stehen lassen.«
    »Dann sollten wir uns die Zeit nehmen, hier zu einer Einigung zu gelangen«, sagte Chen. »Julia, ich würde mich gern einmal mit Ihnen unterhalten. Es geht um technische Fragen.«
    »Hier verhandelt niemand außer Ihnen und mir«, sagte Viktor.
    »Von Kommandant zu Kommandant.«
    »Keine Verhandlung«, beeilte Chen sich zu sagen. »Nur ein Fachgespräch.«
    »Ich würde mich gern noch ein wenig im Schiff umsehen«, sagte Claudine in lockerem Ton, als ob überhaupt nichts vorgefallen wäre.
    »Sicher, kommen Sie mit«, erbot Marc sich.
    Die beiden verließen den Raum, wobei sie sich angeregt unterhielten. Ihre gute Laune stand in scharfem Kontrast zur Verdrießlichkeit der anderen. Plötzlich wurde Julia sich bewußt, daß sie von der Kamera überwacht wurde; und das, obwohl sie das an der Decke hängende Gerät – das darauf programmiert war, sein Auge auf jeden zu richten, der das Wort ergriff – im Lauf der Zeit fast vergessen hatte.
    »In Ordnung, Dr. Chen«, sagte sie. »Wenn Sie mich in mein Büro begleiten wollen …«
    Ihre Kabine bestand aus zwei winzigen Arbeitsnischen mit Klappstühlen. Sie setzten sich auf den Klapptisch. Chen, der sich fast auf Tuchfühlung mit ihr befand, lächelte sie an und sagte: »Ich hoffe, wir hatten heute keinen allzu schlechten Start.«
    »Auf dem Mars ist im Grunde alles ein choreographiertes Ereignis.«
    »Stimmt wohl«, sagte Chen. »Ich wollte die Implikationen des Unfalls mit Ihnen erörtern.«
    »Fragen Sie lieber Raoul. Er …«
    »Nein, es geht um den Zwischenfall im Gewächshaus. Sie waren mit der Untersuchung lebendiger Proben befaßt. Das ging jedenfalls aus den Erläuterungen hervor, die Sie per Funk gegeben haben.«
    »Äh … ja.«
    »Sie sind im Untergrund auf Leben gestoßen.«
    »Ja.«
    »In einem Thermalfeld?«
    »Ja, wir haben eins ausfindig gemacht.« Wieviel durfte sie preisgeben?
    »Ich würde zu gern einen Blick auf diese Proben werfen.«
    »Sie sind im Gewächshaus.«
    »Wie ich sehe, haben Sie es instand gesetzt. Sind die Proben tot?«
    »Nicht alle.«
    »Was Sie nicht sagen!« Wissenschaftlicher Eifer hellte seine Miene auf.
    »Die Proben sind ohnehin kaum kleinzukriegen.«
    »Erzählen Sie mir mehr davon.«
    »Zunächst einmal existieren sie auf Kohlenstoff-Basis – was auch kein Wunder ist. Schon das Anfärben gefrorener Stücke hat bestätigt, daß ihr Metabolismus Ähnlichkeit mit irdischen Organismen aufweist.« Sie griff nach dem Palmtop und rief die Ergebnisse auf.
    »Es scheint sich um einen relativ hoch entwickelten Bio-Film zu handeln, der gut organisiert ist und zudem über unterschiedliche Zelltypen verfügt.«
    »Sind sie prokaryotisch?«
    »Bisher hat es zumindest den Anschein. Ich habe ein paar SEMs durchgeführt, ohne daß ich etwas gefunden hätte, das auf einen Zellkern und Chromosomen hindeutet. Aber die Organismen kooperieren auf eine Art und Weise, die für höher entwickelte Lebensformen auf der Erde typisch ist. Etwa auf dem Niveau einer Qualle.
    Außerdem erreichen die Strukturen eine beachtliche Größe …«
    »Wie Stromatolithen?«
    »Größer und mit komplexerer Ausprägung.«
    Er lehnte sich zurück. »Ich war schon immer der Ansicht, daß Stromatolithen durch ihre Umgebung in der Entwicklung beeinträchtigt werden. Die Wasser/Luft-Schnittstelle erlegt ihnen strikte physikalische Beschränkungen auf. Was, wenn sie freigesetzt worden wären?«
    Sie nickte. »Ich glaube, genau das ist hier passiert. Unendlich viel Zeit, eine Energiequelle und Nährstoffe in der Thermalquelle. Anaerobes Leben hat sich selbständig gemacht.«
    »Ich muß die Proben sehen. Was meine Theorie bezüglich der Schwefelwasserstoff-Ökologie anbelangt – glauben Sie, daß sie hier zutrifft?«
    »Mir

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