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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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wußte es.«
    »Das wird nicht funktionieren«, sagte Marc und ging im Raum auf und ab. »Der Rest von uns hätte ihm nämlich gar nichts anzubieten.«
    »Im Moment stimmt das wohl«, sagte Viktor nachdenklich. »Einen Piloten hat er schon. Ich bezweifle auch, daß er sich für Marcs Steinesammlung interessiert, aber bei den Bohrkernen sieht das schon anders aus. Ich glaube, Raoul wäre nützlich für sie.«
    Raoul blinzelte. »Wie das?«
    »Wer in den Pingos nach Eis schürft, betritt Neuland. Dafür braucht man einen guten Ingenieur. Ingenieure. Gerda ist zwar kompetent, aber allein wird sie die Arbeit kaum schaffen.«
    Raoul vermochte sein Interesse nicht zu verbergen – jedenfalls nicht vor Leuten, mit denen er schon seit Jahren zusammenlebte.
    »Meinst du?«
    »Wenn sie nicht genug Wasser haben, werden sie das beste Startfenster verpassen. Je länger sie warten, desto mehr Wasser werden sie brauchen. Die Regeln der Orbitalmechanik sind unerbittlich.
    Wäre durchaus möglich, daß sie noch einen fähigen Kollegen brauchen.«
    »Unsinn!«, sagte Marc.
    »Das bezweifle ich«, sagte Raoul zögerlich, und es klang auch nicht sehr überzeugend für Julias Ohren.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Viktor. »Die Kommandanten sollten entscheiden, wer mitfliegt. Keine Händel.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich habe natürlich abgelehnt.«
    Raoul wahrte mühsam einen unbewegten Gesichtsausdruck, doch seine Stimme war angespannt. »Wirklich? Du willst auf den Proben sitzenbleiben und auf den Rückflug verzichten?«
    »Darauf kannst du wetten.«
    Niemand sagte etwas, doch spürte Julia förmlich die wilden Mutmaßungen, die im Raum angestellt wurden. Sie vermochte nicht zu sagen, ob sie ihr glaubten. Sie war froh, als das Nachrichten-Signal ertönte. Es war natürlich Axelrod. Marc ließ die Überrang-Mitteilung ablaufen und setzte sich wieder.
    »Ich weiß Bescheid, Leute. Dieser Hundesohn von Chen! Ein Platz, sagt er.«
    Axelrod ging vor dem Schreibtisch auf und ab, und durchs Panoramafenster im Hintergrund sah man die Lichter der abendlichen Stadt. Die Zeitverschiebung zwischen den Rotationen der beiden Planeten spielte schon seit langem keine Rolle mehr für die Mars-Astronauten; nach ihrer Uhr wuchs ihr Vorsprung jeden Tag um etwas über eine halbe Erdstunde.(Der Marstag dauert 24 h 37 min.) Und doch war Julia irgendwie erstaunt, den Vollmond am hellen Abendhimmel hängen zu sehen.
    Die behagliche Erde war eben weit vom unwirtlichen Mars entfernt.
    Axelrod wirkte derangiert und war grau im Gesicht. »Glaubt nur nicht, daß ihr mit ihm verhandeln müßtet. Ich stehe mit seinen Bossen in Verbindung. Sie machen es spannend. Sie sagen nicht, wieviele Plätze sie höchstens bereitstellen könnten. Chen sagt, er habe noch einen Platz frei. Weil wir die konstruktiven Details ihres Schiffs nicht kennen, halten meine Ingenieure diese Angabe jedoch für plausibel.«
    »Deckt sich mit dem, was ich während der Ausbildung in Erfahrung gebracht habe«, sagte Marc.
    »Sie kommen immer wieder auf Ihre Proben zu sprechen, Julia. Ich glaube, das ist der Ansatzpunkt. Glaube ich wirklich. Sie werden ihm nichts sagen, was ihn zu dieser Fumarole führen würde. Rein gar nichts. Vielleicht braucht er nur Ihren Spuren zu folgen. Sie erzählen ihm überhaupt nichts von der ganzen Sache.«
    »Ein bißchen spät, Axy«, sagte Raoul spöttisch. »Die alte Zeitverschiebung schlägt wieder zu.«
    »Wir haben lediglich Theorien erörtert und über Genetik gesprochen«, rechtfertigte Julia sich.
    Axelrod schaute verschmitzt in die Kamera. »Eins habe ich in harten Verhandlungen wie dieser jedenfalls gelernt. Man muß unbedingt die wahre Position des Gegenspielers ermitteln. Was er haben will. Damit er kein Schnäppchen macht, während Sie glauben, er hätte es auf etwas anderes abgesehen.«
    »Das ist schon bewundernswert«, sagte Marc. »Er hat keinen Trumpf in der Hand, bleibt aber im Spiel.«
    »Er ist in dieser Disziplin bewandert«, sagte Viktor. »Wir nicht.«
    Axelrod breitete die Arme aus. »Angenommen, sie brauchen ein Ersatzteil oder etwas in der Art. Dann wird er sich an Sie wenden, Raoul. Oder vielleicht brauchen sie wirklich Brennstoff, wo sie davon gesprochen haben, in den Pingo -Hügeln zu schürfen. Das hat noch niemand gemacht, nicht wahr? Also war das auch kein Bestandteil der Ausbildung – Marc war noch nicht einmal bis zum Eis vorgestoßen, als sie die Pingos mit dem Abgasstrahl knackten. Wäre möglich, daß sie nicht die

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