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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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dem Einschuß auf die Mars-Trajektorie, wobei sie den Mond schon weit hinter sich gelassen hatten, wurde das Habitat für die zentrifugale Gravitation in Rotation versetzt. Vorsichtig löste Viktor die Sprengbolzen aus, um das Kabel für das Gravitations-System abzuwickeln.
    Nach diesem Schema war auch der Magnum-Booster im Orbit getestet worden. Bei der Untersuchung der Unfallursache stellte sich heraus, daß eine defekte Pumpe der Auslöser für die gewaltige Explosion gewesen war, bei der die ursprüngliche Mars-Besatzung ums Leben gekommen war.
    Deshalb war das vollständige Prozedere vom Start bis zur Rotation noch gar nicht erfolgt. Man hatte wohl schon Versuche in der Raumstation durchgeführt, doch war es ausgeschlossen, jeden dynamischen Aspekt im Versuch zu simulieren. Zumal die Astronauten geradezu konditioniert wurden, jedem neuen Ausrüstungsgegenstand erst einmal mit Skepsis zu begegnen.
    Sie alle drängten sich im Cockpit, während Viktor die Systeme überprüfte und danach die überflüssig gewordene Abdeckung der Kabeltrommel abstieß. Die Außenkamera zeigte, daß eine glatte Trennung erfolgt war. Das Kabel wickelte sich ab, während die obere Stufe der Magnum ins All entschwebte.
    »Schöne Schlange«, hatte Viktor mit klarer und ruhiger Stimme gesagt, in der unverkennbar Freude mitgeschwungen hatte.
    Das Kabel mußte die fünfundachtzig Tonnen des Habitats sowie die Masse der oberen Stufe als Zugkraft aufnehmen, wobei das ganze Ensemble einer Schwerkraft von 0,38 Ge unterlag – der Mars-Gravitation. Viktor wartete, bis das zweihundert Meter lange Kabel sich abgewickelt hatte. Es sah aus wie eine Angelschnur, die in der Schwärze verschwand. Dann ließ er die Hydrazin-Schubdüsen feuern. Rauch quoll aus der langen Röhre der leeren oberen Stufe und dem Habitat. Sie beschleunigten fließend, wobei die obere Stufe als Gegengewicht diente.
    »Ein paar Bolzen der Abdeckung haben nicht gezündet«, stellte Viktor mit einem Blick auf den Bildschirm fest. »Seht ihr?« Ein paar Punkte taumelten in der Dunkelheit neben dem Kabel und funkelten, wenn das Sonnenlicht auf sie fiel.
    »Richtig«, sagte Raoul. »Meiner Ansicht nach spielt das aber keine Rolle. Ich glaube, sie haben sich schon vorher von der Abdeckung der Kabeltrommel gelöst.«
    »Hätten aber dranbleiben müssen«, sagte Viktor.
    »Ab dafür.«
    Sie hatten die Diskussion kaum beendet, als sie auch schon auf den Beschleunigungsliegen lagen und spürten, wie die – niedrigere – Schwerkraft zurückkehrte. Julia hatte 0,38 Ge schon in der Zentrifuge der Raumstation erlebt, doch war es etwas anderes, sich unter sonst gleichen Bedingungen frei zu bewegen. Die Zentrifuge war an einem zehn Meter langen Dreharm geführt worden, und das Innenohr hatte Alarm geschlagen. Hier aber nicht.
    Raoul bediente die Videokamera für die Übertragung zur Erde sowie die fest eingebaute Kabinen-Kamera, während Viktor eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank holte. Viktor traten in gespieltem Erstaunen die Augen aus den Höhlen. ›Alkohol an Bord?‹
    Sie lachten herzhaft und sahen zu, wie Viktor Julias Glas mit dem edlen goldgelben Tropfen füllte, der in der schwachen Schwerkraft so träge wie Sirup floß …
    Klunk.
    »Was ist?« Viktor runzelte die Braue.
    Sie sprangen auf, um einen Blick auf die Darstellung der Außenkamera zu werfen. In der Schwärze verschwand ein scharfkantiges, gezacktes lackiertes Blech mitsamt einem Befestigungsbolzen.
    »Verdammt!«, sagte Viktor. »Die Abdeckung ist zerstört worden.«
    Raoul schaute dem Blech hinterher. »Muß daran liegen, daß die Bolzen sich nicht glatt abgelöst haben. Der Rahmen wurde belastet und ist gerissen.«
    »Wenn wir die Rotationsgeschwindigkeit erhöhen, werden wir in den Schrott hineinrasen.« Viktor verzog den Mund, wie er es immer tat, wenn ein Stück unbelebter Materie sich nicht benahm.
    Marc warf einen Blick auf die Instrumente im Cockpit. »Die Bordsysteme zeigen Rot.«
    Sie wirbelten herum wie ein Mann. Julia hielt noch immer das Glas in der Hand, aus dem sie aber noch keinen Schluck getrunken hatte.
    »Wasserdruck«, sagte Marc. Installation war eins seiner Fachgebiete, obwohl Raoul für die Schiffssysteme und deren Integration verantwortlich war.
    »Wir verlieren es«, sagte Raoul. Er gab eine Frage ein, und auf der Anzeige des bordinternen Diagnosesystems wurden Zahlen in absteigender Reihenfolge abgespult. »Wir haben einen Druckabfall.«
    Sie schauten sich an und gelangten zum gleichen

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