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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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machte fieberhaft die Leinen fest, um das verdammte Eisending davon abzuhalten, weitere Pirouetten zu vollführen. Sein Gesicht war fahlgelb, sein Mund zuckte.
    Sein Bruder zog die beiden Schieber zurück, so daß sie endlich herausklettern konnten.
    Hendrik hatte Schwierigkeiten, an Deck zu kommen. Tama stand dort und sah ihm entgegen. Die Augen waren schreckgeweitet. Sie wühlte mit der linken Hand in ihren Haaren und zog daran, als wolle sie sie aus der Kopfhaut reißen. »Die Haie, Hendrik! … Die Haie …«
    »Was heißt Haie? – Himmelarsch noch mal, was soll das?«
    Sie konnte nichts dafür, und er wollte sich auch beherrschen, doch er schaffte es nicht. »Wo ist dieser Knallkopf?«
    »Bitte?«
    »Es war doch seine Handgranate! Nur er schafft so was. Auch mit einer Hand. Wo ist Ron, Himmelherrgott noch mal?«
    Afa'Tolou sagte nichts, er hob nur den Arm. Ja, und dort am Bugkorb stand Ron. Von dort auch mußte er das verdammte Ding geworfen haben.
    Hendrik setzte sich in Bewegung und ging an der Kajüte entlang auf ihn zu. Als er vor ihm stand, registrierte er sofort, daß etwas nicht mit ihm stimmen konnte. Rons Mund war schmal und blaß wie ein Strich, die Haut über den Wangenknochen gespannt, auf der Stirne standen abgezirkelte, blasse Flecken. Er starrte ihn an, als begegne er einem Gespenst.
    »Mann! Was bin ich froh, dich zu sehen … Scheißbiester … Da hab' ich mir so ein Ding geschnappt … Das half dann.«
    »Du hast dir so ein Ding geschnappt?« Hendriks Stimme klang heiser.
    »Ich dachte, die bringen euch um. Sah auch ganz danach aus. Die waren überall. Die spielten richtig Kreisel. Es sah aus, als wollten sie den Käfig umkippen. Dann kam auch noch der große …«
    Hendrik Merz holte Luft. Hatte Ron wirklich nicht begriffen, was er tat? Wieder wurde der Arzt Hendrik Merz sich vage bewußt, daß es mit Ron nicht gut stand. Die Färbung der Lippen. Der Pupillenstand. Er wirkte, als sei er betrunken. Dolantin … Die Tabletten vielleicht? Aber sein Zorn ließ andere Überlegungen nicht zu.
    »Nicht die Haie, du hättest uns beinahe umgebracht mit deiner verdammten Handgranaten-Nummer! Die Haie wollten wahrscheinlich gar nichts. Du warst gefährlich, Himmelarsch noch mal!«
    Aus dem blassen, schweißüberzogenen Gesicht wurde eine Grimasse von Schmerz und Qual. Ron kniff die Lider zusammen, die Mundwinkel verkrampften sich, tiefe Falten zerschnitten die Wangen. »Hendrik! … Ich hab' das Ei doch weit weg vom Käfig fallen lassen … Es konnte euch doch gar nichts anhaben! Ich wollte doch nur … die Haie … es klappte dann auch, und außerdem … O Scheiße! O gottverflucht beschissener Mist …«
    Er hatte sich in die Lippen gebissen. Ein kleiner Blutstropfen rann zu seinem Kinn, und hätte Hendrik nicht zugegriffen, wäre er ihm weggesackt. »Was ist, Ron? Schmerzen? Ist es der Arm?«
    »Ach Mist. Es ist alles zusammen …«
    »Also der Arm«, sagte Hendrik Merz, führte ihn vorsichtig zum Niedergang, brachte ihn durch den Salon in seine Kabine und setzte ihn dort aufs Bett. »Wann hast du das letzte Dolantin genommen?«
    Ron stöhnte. »Gestern. Dort in der Schublade … Da liegen die Tabletten.«
    Griffbereit also? Er hatte vorgesorgt! Nein, vermutlich hatte er das Zeug trotz seines Verbotes die ganze Zeit schon geschluckt …
    Er nahm eine Tablette und holte aus dem Eisschrank eine Flasche Mineralwasser. »Erst trinkst du. Dann die Tablette, und dann trinkst du die ganze Flasche aus.«
    Er beobachtete, wie Ron das Glas an den Mund nahm.
    »Besser?« fragte er nach einer Weile.
    Ron nickte.
    »Bis das Dolantin wirkt, dauert es noch. Inzwischen schaue ich mir deinen Arm an.«
    Doch der erste Blick genügte bereits. Es war genau das, was er vermutet hatte: Die Haut spannte sich unter der Schwellung, eine ungesunde Rotfärbung hatte sie angenommen, auch ihre Wärme signalisierte die Infektion. Es war eingetreten, was er befürchtet hatte …
    »Idiot!« Das Wort war ihm spontan entfahren – und er hatte keine Lust, es zurückzunehmen. Nicht nur ein Idiot war Ron, viel schlimmer, ein bodenloser Ignorant, der all seine Mahnungen und Bitten stur in den Wind geschlagen hatte.
    Nun hockte er mit schmerzverzerrtem Gesicht und einem halb furchtsamen, halb spöttischen Ausdruck in den Augen vor ihm.
    »Na, Herr Doktor …«
    »Weißt du, was ich sollte? Dich in den Arsch treten.«
    »Bitte«, stieß Ron hervor. »Tu's. – Wenn's hilft.«
    »Ja«, flüsterte Hendrik erbittert. »Wenn's helfen würde,

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