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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tongeschirr. Münzen aus allen möglichen Ländern, die sie nicht kannten. Kreditkarten, Scheckbücher – die ja. Aber was ließ sich damit schon anfangen?
    Aber es war ein wunderschönes Schiff, dieser Katamaran. Und dem Pai blutete das Herz bei dem Gedanken, daß er ihn aufgeben mußte. Doch es gab keinen Ausweg. Sie würden die Ware des Franzosen an Bord nehmen und auch das, was sie auf der zweiten Yacht finden würden, die den Franzosen heute morgen zur Insel geschleppt hatte. Ja, und dann? Dann würden sie für den ganzen Kram ein Versteck suchen. Nicht dort drüben, das war zu unbequem, die Insel lag zu weit ab. Auf einer anderen unbewohnten Insel, die leichter zu erreichen war, würden sie ein Versteck einrichten und dann den Katamaran versenken.
    Zu schade, wirklich! Doch auf dem verdammten Ding mußten sie schließlich jedem auffallen. Schon bei der ersten Kontrolle, im ersten Hafen waren sie dran.
    Aber diese Überlegung behielt er für sich.
    Am Nachmittag schliefen sie ein paar Stunden. Der Pai hatte den Treibanker geworfen: Immer fein hinter der Kimm bleiben! Die dort drüben in den Schiffen auf der Lagune würden früh genug erfahren, mit wem sie es zu tun hatten.
    Dann, am Nachmittag, begannen die Männer des Pai die Waffen zu reinigen. Sie nahmen die MP und die Sturmgewehre bis auf die Läufe und die Kammern auseinander, säuberten sie, ölten sie ein, prüften die Anzahl der Patronen in den Magazinen, sahen auch die Ersatzrahmen nach, und schließlich begann der Pai die Handgranaten in den Tragsack zu schichten. Dann kam die Dämmerung. Der Pai untersagte seinen Leuten, Licht anzumachen. Aber weil er sie kannte, legte er den Kippschalter der Sicherung um. Es wurde langsam Zeit …
    Wenig später startete der Pai den Motor und setzte den Katamaran wieder in Fahrt. Auf niedrigsten Tourenzahlen führte er ihn langsam über das Meer.
    Er riß das Glas hoch. Ja, dort, wo die Lagune einen kleinen Hafen bildete, lagen die beiden Schiffe. Sie waren deutlich zu erkennen. Der Kahn des Franzosen und daneben eine ziemlich moderne Hochseeyacht. Wahrscheinlich ein Ausländer. Was denn sonst? Ein Palangi, der eine Insel gefunden hatte, die es gar nicht gab. Und bewohnt konnte sie nicht sein. Sonst wär' sie doch auf irgendeiner Karte verzeichnet.
    Über den Bergen dort drüben hing der rosa Glanz des Abends. Sie war gar nicht so klein, diese Insel. Und ziemlich hübsch.
    »Das ist sie«, sagte Osea neben ihm.
    »Was soll denn das heißen?«
    »Ich hab' von dieser Insel schon gehört.«
    »Auch das noch! Und von wem?«
    »Von meinem Großvater …«
    Der Pai schüttelte nur den Kopf. Er hatte jetzt an Wichtigeres zu denken. Der Ausländer dort drüben – das Schiff war ganz schön groß. Vielleicht hatte es zwei, sogar drei Mann Besatzung. Na und? Um so besser. Denn das gab nochmals Beute.
    Aber was sagte Osea da? Er drehte den Kopf. »Was hast du gesagt?«
    »Ich hab' gesagt, daß die Insel bewohnt ist.«
    »Du bist doch verrückt! Wieso denn das? Bewohnt. Sie ist nirgends verzeichnet. Nicht auf einer der Karten, die hier rumliegen.«
    »Ich weiß es aber.«
    Der Pai hatte, wie immer, Mühe mit Osea. Jedes seiner Worte mußte er hüten wie eine Kostbarkeit. Aber schließlich brachte er ihn doch zum Reden, und was er dann von ihm hörte, war eine ebenso dürre wie komplizierte Geschichte von seinem Großvater und dessen Vater und Oseas Ahnen überhaupt, die früher in ihren Kriegskanus gleichfalls nach Norden gefahren seien, um dort auf einer einsamen, weit abgelegenen Insel von den Männern das ›Mana‹ zu rauben, indem sie sie totschlugen und verzehrten und dann die schönsten Frauen mitnahmen.
    »Na großartig«, sagte der Pai. »Nicht nur Kokosfresser, auch Menschenfresser. Und auf hübsche Weiber wart ihr schon immer scharf …«
    »Ja«. Osea lachte. Das tat er selten. Aber er schien sehr stolz. Die Frauen dieser Insel seien nicht nur schön gewesen, habe ihm sein Großvater erzählt, sie hätten auch etwas ganz Besonderes gehabt.
    »Und was soll das gewesen sein, Osea?«
    »Perlen. Die schönsten Perlen der Südsee«, erwiderte Osea. »Perlen, wie sie auf keiner Insel je gefunden worden sind. Die allerschönsten, prächtigsten Perlen gibt's dort.«
    Der Pai schwieg. Und der schwieg lange. Wieder nahm er das Glas an die Augen: Perlen … dachte er. Wenn das stimmt … Aber was war das? Diese Lichtpünktchen? Ja, jetzt sah er es ganz deutlich. Lichter schimmerten dort.
    Er gab Osea das Glas. Osea stieß

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