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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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gut damit. Als du dann auch noch verschwunden warst, sind mir die Nerven durchgegangen. Ich hab ihn angebrüllt, er sei ein intrigantes und ungerechtes Arschloch, er solle sich aus meinem Leben raushalten, und wenn er je nach Mekka käme, würde Mohammeds Geist ihn aus der Kaaba rausprügeln.“
    Lea musste lachen, obwohl ihr gar nicht danach zumute war.
    „Er schrie zurück, ich sei ein fetter fauler Sack ohne Ehrgeiz, und undankbar zu meinen Eltern. Außerdem sei Gerechtigkeit keine Kategorie in Bezug auf beruflichen Erfolg. Das waren seine Worte: 'Gerechtigkeit ist keine Kategorie in Bezug auf beruflichen Erfolg.' Ich würde das spätestens merken, wenn ich einen Job suchte und dafür meine Konkurrenten ausstechen müsste. Selbst wenn die Familie hätten und total nette Kerle wären. Seitdem ist zwischen uns Funkstille angesagt.“
    „Ich ...“, begann Lea. Nach einer Pause sagte sie nur: „Hut ab.“
    „Heißt das, du bist nicht mehr sauer?“
    „Ich habe bei unseren Recherchen wohl mehr über Computer gelernt, als mir sämtliche Nachmittagskurse hätten geben können. Außerdem ...“
    „Was denn?“
    Lea war froh, dass er durch das Telefon ihr Grinsen nicht sehen konnte.
    „... hätte ich es so einem Muttersöhnchen gar nicht zugetraut, seinem Vater so kontra zu geben.“
    „Hm. Denk dir jetzt bitte irgendeine total zündende und schlagfertige Bemerkung von mir dazu. Was sagst du nun zu dieser La-Paz-Geschichte?“
    „Ich sage: Kommst du trotzdem mit?“
    Er seufzte.
    „Hab ich ja gesagt, oder?“
    „Dann treffen wir uns in einer halben Stunde, um die Säure zu holen.“
    „Aber bitte schon voll gedresst, wie besprochen. Immerhin wird das ein waschechter Einbruch.“

63. Kapitel
     
    Lea legte auf und lief in ihr Zimmer. Das auch noch! Sie hatte tonnenweise Jeans und T-Shirts, aber absolut nichts in schwarz. Von Tarnfarben gar nicht zu reden.
    Missmutig öffnete sie ihren Kleiderschrank. Denimblau, weiß und rosa kamen ihr vor wie schreiende, schrille Leuchtfarben, eine hässliche Tortur für das Auge. Hatte sie wirklich all die Jahre diese Sachen getragen?
    Sie durchsuchte die Stapel, aber das einzige auch nur annähernd Schwarze, das sie fand, war eine Leggings mit schmalen, dunkelgrauen Längsstreifen.
    „Ma“, rief sie, „darf ich mal an deinen Kleiderschrank?“
    „Was fragst du da noch? Das ist schließlich ein Notfall. Nimm dir mit, was du für sinnvoll hältst! Mir hat damals dunkle Kleidung ebenfalls gute Dienste erwiesen.“
    „Als du aus der DDR herüberkamst?“
    Ihre Mutter steckte den Kopf zur Tür herein. „Ich habe dir nie viel aus dieser Zeit erzählt, Kind. Das war vielleicht ein Fehler. Jetzt ist keine Zeit dazu. Aber du sollst wissen, dass ich mir vorstellen kann, wie du dich fühlst mit dieser Aufgabe vor dir.“
    Lea senkte den Kopf. „Ehrlich gesagt, hab ich auch nie groß nachgefragt. Ich dachte immer ... na ja, ich dachte, du ...“
    „Du dachtest, ich sei eine langweilige, spießige Hausfrau, die einmal in ihrem Leben zufällig was Interessantes gemacht hat, bei der es aber ansonsten nicht lohnt, ihrer Lebensgeschichte weitergehendes Interesse zu widmen.“
    „So hab ich's nicht gemeint!“
    „Nein? Wie dann?“
    Sie schwieg einen Moment. „Hm ... vielleicht hab ich's doch so ähnlich gemeint. Es tut mir leid.“
    „Keine Zeit zum Jammern jetzt. Such dir deine Kluft, und raus mit dir. Wenn ich schon nicht mitkomme, will ich wenigstens, dass ihr rechtzeitig da seid.“
    Lea begann zu stöbern. Viel war hier auch nicht zu holen. Immerhin Lederhandschuhe. Bestens. Für die Handhabung von Säure nicht zu verachten. Aber Shirt, Pullover, Hose? Fehlanzeige. Wo waren bloß die dunklen Fluchtkleider, von denen ihre Mutter erzählt hatte? Sicher längst bei der Altkleidersammlung.
    Da fiel ihr Blick auf den Ledermantel, einen der beiden, die sie vor scheinbar so langer Zeit in diesem Schrank gefunden hatte. Den braunen hatte sie angezogen, weil er vornehmer ausgesehen hatte. Nun war er ruiniert, war steif und matt geworden und stank immer noch ein wenig.
    Der schwarze Mantel hing nach wie vor unangetastet im Schrank. Auffordernd.
    Sie kramte sich durch sämtliche Schubladen, aber kein weiteres schwarzes Kleidungsstück tauchte aus den Tiefen vergangener Moden auf.
    Verzweifelt riss sie die zweite Schranktür auf, hinter der sich die Sachen ihres Vaters verbargen. Hemden, Anzüge, auch Freizeitkleidung: Sweatshirts, Cordhosen. Es gab Stücke in hellgrau, grün,

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