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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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haben?“
    Er verschränkte seine Hände, und sie setzte ihren Stiefel darauf, um sich zu dem Fenster, das kaum mehr als ein Oberlicht war – schließlich musste man einen Hörsaal jederzeit ohne viel Aufwand verdunkeln können –, emporhieven zu lassen.
    Mit ihren Handschuhen fegte sie die Scherben auf dem Sims beiseite, kletterte durch die enge Öffnung und ließ sich drinnen auf den zwei Meter tiefer gelegenen Boden fallen. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre linke Hand, mit der sie sich abgestützt hatte.
    „Shit!“, fluchte sie gedämpft.
    Schnell atmend richtete sie sich auf und blickte sich um. Hier musste doch irgendetwas ...
    Der Fernsehschrank! In der Ecke des Raumes stand ein mit Rollen versehener, etwa einen Meter fünfzig hoher Schrank, der einen Fernseher und DVD-Player (und sogar noch einen alten Videorekorder) enthielt. Sie schob ihn unter das Fenster, schwang sich darauf und zog sich wieder zur Fensteröffnung hoch, wo sie Bülent die Hand reichte.
    „Rauf mit dir. Uff. Mann, hättest du nicht ein bisschen abnehmen können?“
    „Klugscheißverbot“, zischte er zurück, „wenn du mich nicht mal eine Sekunde festhalten kannst, wie willst du es dann mit dem Teufel persönlich aufnehmen?“
    Sie zog mit aller Kraft, und schließlich landeten beide mit einem dumpfen Geräusch auf dem Rollschrank.
    „Wenn ich mir das richtige Fenster ausgeguckt habe, müssten wir schon in der Chemie sein“, flüsterte Lea, „das hieße, wir müssten nur noch durch diese Tür da ... he, diesmal haben wir wirklich Glück! Sieh mal, die Tür steht offen!“
    Sie rannte zu der grauen Holztür, stieß sie weit auf und starrte entgeistert in das Gesicht von Peter Grams.

65. Kapitel
     
    Der schwarze Mercedes passierte die Grenze.
    „Wissen Sie, Leonardt“, sagte Palazuelo, „ich habe nie verstanden, warum es einige Sterbliche gibt, die das Gewähren des Todes nicht annehmen wollen. Sterbliche, wie Sie einer waren. Die lamentieren immer herum. Oh Gott, ich bin ein Monster, ich bin kein Mensch mehr! Was für ein jämmerlicher Schwachsinn! Wenn Sie sich eine quiekende Maus schnappen, die zeit ihres Lebens damit verbringt, wegzulaufen und vor Angst in ihrem Bau zu zittern, und Sie verwandeln diese Maus in einen stolzen, mächtigen Löwen, den König der Tiere, schicken den Löwen hinaus in die Nacht und lassen ihn auf seinen ersten Beutezügen seine Macht über die anderen Tiere auskosten, weil er stärker ist als sie, weil er mit ihnen spielen kann wie ein Schachgroßmeister, sie jagen oder töten oder einfach in schreckliche Angst versetzen, nur weil er es möchte ... glauben Sie, der Löwe würde sich am Morgen nach dem großen Antilopen-Festmahl an Sie wenden und wimmern, er wäre so gern wieder eine kleine, quiekende, verängstigte Maus?“
    „Wenn er seine Brüder und Schwestern, seine Eltern und Kinder töten muss, um als Fleischfresser überleben zu können, dann glaube ich genau das, ja“, erwiderte Hans Leonardt steif.
    Palazuelo schüttelte ungläubig den Kopf. „Je eher wir das Ritual hinter uns haben, desto besser.“
    Beide verfielen wieder in Schweigen.

66. Kapitel
     
    „Ich bin sicher, ihr habt eine Erklärung für all das“, bemerkte Grams im Plauderton. Er hielt einen Erlenmeyerkolben in der Hand, in dem eine zartrosa Flüssigkeit schimmerte.
    „Was machen Sie denn hier?“, rief Lea schockiert. „Es ist mitten in der Nacht!“
    „0 Uhr 30, um genau zu sein. Dich hat man ja lange nicht gesehen, Lea. Und dann gleich in so martialischem Gewand. Wohin des Weges?“
    „Das verstehen Sie doch nicht.“
    „Es käme auf einen Versuch an. Ich habe schon einiges erlebt. Und ich habe als Naturwissenschaftler wie auch als Mensch die Erfahrung gemacht, dass es für alles einen Grund gibt, wenn man sich nur die Mühe macht, ihn zu suchen. Erklär es mir, Lea, dann werde ich dafür sorgen, dass um die zerbrochene Fensterscheibe nicht viel Aufhebens gemacht wird.“
    „Also gut. Ich brauche mindestens drei, besser fünf Liter einer möglichst starken Säure, um meinen Vater aus der Gewalt seiner Entführer zu befreien.“
    „Dein Vater ist also entführt worden? Ist die Polizei schon verständigt?“
    „Die Polizei hält mich für eine Mörderin. Es ist mir momentan leider nicht möglich, eine Polizeiwache aufzusuchen.“
    „Aber deine Mutter hat sie doch sicher alarmiert?“ Er drehte sich um, verkorkte den Glaskolben und stellte ihn zurück auf eines der Regale des fensterlosen

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