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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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gehört?“
    „Was?“, rief Lea.
    „Wir stecken euch in genau die Kirche, aus der ich vorhin für euch die Hostien holte. Nehmt alles mit, was ihr morgen früh braucht. Ich werde um sieben Uhr dort sein, um euch nach Frankfurt zu fahren. Wenn's sein muss, im Kofferraum.“
    „Aber der Pfarrer?“
    „Wir verstehen uns sehr gut. Die Gemeindearbeit schweißt zusammen. Wenn ich ihm morgen sage, dass ihr eine Notunterkunft für eine Nacht brauchtet, wird er es verstehen. Ich rufe ihn gleich um sechs an, vorher wird er die Kirche nicht betreten.“

68. Kapitel
     
    Der alte Ford Taunus kam sanft ausrollend zum Stehen. Weit und breit war er das einzige fahrende Auto gewesen; in Eschersbach pflegte man selten nach ein Uhr morgens aus dem Haus zu gehen. Eine unwirkliche Stille lag über der Stadt, als die drei Insassen den Wagen verlassen hatten. Zwei der dunklen Gestalten trugen zusammengerollte Schlafsäcke auf dem Rücken, die dritte hielt einen Schlüsselbund in der Hand, aus dem ein großer, altertümlicher Bartschlüssel herausstach.
    Mit knirschenden Schritten überquerten sie das Kiesfeld vor der Sankt-Georgs-Kirche. Ein flinker Schatten huschte vor einer Straßenlaterne vorbei, und unwillkürlich zuckten alle drei zusammen. An der Haken schlagenden Flugbahn war unschwer zu erkennen, dass es sich um eine Fledermaus handelte.
    „Ausgerechnet“, brummte eine männliche Stimme.
    „Schsch“, zischte eine weibliche.
    Der Schlüssel drehte sich im Schloss des mächtigen Tores. Leise jaulend öffneten sich die Torflügel, und die drei schlichen hinein.
    Das Innere der Kirche wurde beherrscht von einer riesigen hölzernen Jesusfigur, die hinter dem Altar am Kreuz hing. Die Schritte der drei Eindringlinge schienen in dem hohen Raum so laut zu hallen, dass es keinen von ihnen verwundert hätte, wenn sie mit ihrem Lärm diese Figur in ihrem ewigen Schlaf gestört hätten, wenn Jesus seinen Kopf erhoben und mit donnernder Stimme nach Ruhe verlangt hätte.
    „Legt euch auf die Empore beim Altar“, empfahl Valeska flüsternd, „der Steinboden bei den Bänken ist zu kalt.“
    „Ma, wenn du wüsstest, auf welchen Böden ich schon geschlafen habe ...“
    „Erzähl es mir, aber nicht jetzt. Wenn ihr alle wieder zurück seid, werden wir unsere Geschichten austauschen. Am liebsten mit ein paar Kerzen und einem Glas Glühwein.“
    Lea gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du verstehst dich auf Truppenerbauung, Ma.“
    „Jetzt versucht ein wenig zu schlafen. Ihr werdet es brauchen.“
    „Viel verlangt.“
    „Ich bin um sieben wieder hier. Bis dahin schließe ich euch ein, das ist sicherer.“
    Sie winkte und verließ das Gebäude. Quietschend schloss sich die Tür, und das hallende Rumpeln des Schlüssels, der sich im Schloss drehte, hatte etwas Unerbittliches.
    Die beiden breiteten ihre Schlafsäcke neben dem Altar aus, unter einem Gemälde, das die Steinigung des heiligen Stephanus zeigte, und Bülent legte sich gleich nieder.
    „Es ist bestimmt schon nach zwei“, stellte er fest, „wir sollten wirklich versuchen, das bisschen Schlaf mitzunehmen, das wir kriegen können.“
    Lea nickte, aber sie fühlte sich alles andere als müde.
    Ziellos lief sie in der Kirche umher, während Bülent tatsächlich nach kurzer Zeit zu schnarchen begann. Wie schaffte er das bloß? War für ihn immer noch alles ein spannendes Abenteuerspiel? Fühlte er sich wie in einer besonders gruseligen Episode der drei Fragezeichen, wo bei aller Bedrängnis völlig außer Frage stand, dass die Helden am Ende heil herauskommen würden, weil sie schließlich noch für die nächste Folge gebraucht wurden? War es das, ein kindlicher Glaube an die eigene Unverletzlichkeit? War er deswegen trotz aller Gefahren mitgekommen?
    Lea hatte erfahren müssen, dass sie nicht unverletzlich war. Sie hielt es keineswegs für selbstverständlich, dass sie dieses sogenannte Abenteuer überleben würde. Was den angenehmen Nervenkitzel, den man normalerweise mit dem Erleben von Abenteuern verbindet, nicht unerheblich einschränkte.
    Sie blieb vor dem Weihwasserbecken stehen und starrte hinein. Die Frau, die ihr entgegenblinzelte, hatte etwas Trauriges im Blick, aber auch Mut und Entschlossenheit, angefeuert durch gerechten Zorn. Und sie war genau das – eine Frau. Es waren nicht nur die kürzeren Haare, nicht nur der Ledermantel. Es war in ihrem Antlitz, ihrer Mimik, ihren Bewegungen. Vor einem Jahr war sie noch ein Kind gewesen. Sie spürte einen Anflug von Panik,

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