Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
akzeptieren das einfach, weil du es nun einmal gewohnt bist, dass alles nach deiner Pfeife tanzt. Du weißt nicht, wie das ist, wenn man jemanden wirklich liebt. Du wirst es nie mehr wissen. Aber ich weiß es. Und ich sage es dir noch ein letztes Mal: Ich werde nicht gehen, ohne meinen Vater mitzunehmen! “
„Dann“, lachte sie, „sag mir einen einzigen vernünftigen Grund, warum ich dich zu ihm durchlassen sollte.“
„WEIL ICH SIE SONST ABKNALLE, DU DREIMAL VERFLUCHTE, ZU GROSS GERATENE ZECKE!“
Bülents Stimme kam so überraschend, dass selbst Elisa leicht zusammenzuckte. Lea drehte sich um. Er hatte eine von Palazuelos Waffen von der Wand genommen, sich anscheinend blind zu der daneben hängenden Munition vorgetastet und sie trotz seiner verletzten linken Hand geladen. Nun hielt er sie in der Rechten – sie sah ein bisschen aus wie eine Maschinenpistole, aber so etwas kannte Lea nur aus Filmen, und da hatte sie nie genauer darauf geachtet – und zeigte mit ihr ungefähr in Leas Richtung.
„Es wird immer lächerlicher“, schrie Elisa, „du kleiner fetter Junge würdest sie niemals erschießen! Du magst sie. Mehr noch: Du bist heimlich verliebt in sie! Das warst du schon lange! Siehst du, ich weiß alles über euch. Mir entgeht nichts. Du wirst sie nicht töten! Und selbst wenn – du könntest noch nicht einmal zielen, blind wie du bist!“
Lea hielt ihren Blick auf Bülent gerichtet. Und sie sah es allzu deutlich und wusste im selben Moment, dass auch Elisa es erkennen musste: Er würde es tun. Der Schwarze Mann ohne Gesicht war fest entschlossen, sie zu erschießen. Er zitterte vor Liebe, Hass, Angst und Entschlossenheit. Er würde es tun. Aber wie – ohne seine Augen?
„Zielen“, sagte er langsam, mit vor Schmerz gepresster Stimme, „ist für Anfänger. Das hier“, er strich mit seinem linken Unterarm fast zärtlich über die Waffe, „ist eine AA 12 Assault Automatic Shotgun der Firma Mid-America Recreation Incorporated, Moline, Illinois. Und wisst ihr, was das Gute daran ist?“ Er machte eine effektvolle Pause.
„Dreihundertundsechzig Schuss pro Minute im Vollautomatikmodus. Mit diesem Baby muss man gar nicht zielen, Ladies. Wenn ich hier draufdrücke und ein bisschen nach links und rechts wedle, dann ist alles in diesem Raum, was auf der falschen Seite des Laufes steht und kein Vampir ist, nur noch ein blutiger Klumpen. Damit kannst du in Sekunden ein ganzes Lokal entvölkern. Oder die letzte Erbin einer Vampirsippe ausrotten, ohne auch nur etwas sehen zu können. Wenn du mir nicht glaubst, dann spiel ruhig weiter dein Hase-und-Igel-Spielchen mit ihr, und du wirst sie vor dir zu Boden sinken sehen!“
Lea spürte die Bewegung, bevor sie sie sah. Sie wusste, was passieren würde, noch bevor Elisa schneller als der Wind in Bülents Richtung schoss. Sie wusste, dass er nicht mehr dazu kommen würde abzudrücken, und wenn doch, dann würde sie seine Kugeln abfangen. Sie würde ihn töten und dann zu Lea zurückkehren. Es gab nur einen Weg, das zu verhindern.
Mit einem lauten Schrei sprang sie kopfüber in die dampfende Perchlorsäure.
Im nächsten Augenblick wurde sie zurückgerissen und landete in Elisas Armen, die sie sofort wieder losließ, ja geradezu von sich stieß, als könnte jede Sekunde der Berührung zu viel sein.
Lea warf einen Blick auf Bülent, der immer noch auf seinem Posten stand. Also hatte sie Elisa rechtzeitig zurückgeholt.
„Ich werde jetzt meinen Vater holen“, sagte sie schwer atmend. „Lass den Steg herunter.“
Elisa rührte sich nicht, und Lea ging mit festen Schritten auf den Knopf mit dem nach unten gerichteten Pfeil zu, der sich etwa in Hüfthöhe befand.
Mit einem gezielten Tritt ihres Stiefels drückte sie ihn hinein, und das Metallgerüst senkte sich rasselnd ab. Elisa sah ihr ausdruckslos zu.
Dann begann sie zu wachsen.
Ihre Proportionen verzerrten sich, die Augen wurden viel zu groß, sie riss den Mund auf, die Zähne schienen so lang wie ein Unterarm, sie warf den Kopf zurück und füllte den Raum bis zur Decke aus, und nun stieß sie einen langgezogenen, grauenvollen, unerträglich lauten Schrei aus, tief wie Löwengebrüll und doch so schmerzhaft wie eine Trillerpfeife am Ohr.
Lea musste innehalten, sie konnte nicht weitergehen in diesem unmenschlichen, ohrenbetäubenden Lärm, und sie zitterte vor Angst.
Aber im nächsten Moment war es vorbei, Elisa stand dort wie zuvor, und Lea schien es, als sei sie gerade Zeugin eines letzten
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