Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
Vom Netzwerk:
holte. Ob er einen wichtigen Anruf bekommen hatte und nun mit seinem Handy auf einer der draußen aufgestellten Holzbänke saß und gleich wieder hereinkommen würde.
    Und nun wanderte ihr Blick immer wieder von dem leeren Parkplatz, wo ihr Vater den Wagen geparkt hatte, als sie zusammen gekommen waren, zu der ebenso leeren Kreuzung, wo vor einer Sekunde noch die Rücklichter zu sehen gewesen waren. Sie roch immer noch die Reste der Auspuffgase, die er beim Anfahren ausgestoßen hatte und die sich langsam in den milden Abend hinein verteilten.
    Weg.
    Sie wartete einige Sekunden, atmete wieder langsamer. Das Bier hatte eine dunstige Benommenheit hinterlassen, eine Trägheit, die sie nicht mochte und die sie abzuschütteln versuchte. Sie musste wieder zurück. Die anderen warteten auf sie. Der Vorhang würde sich jeden Moment öffnen.
    Weg.
    Obwohl sie sich selbst dafür ausschimpfte, harrte sie immer noch aus, glaubte immer noch daran, das Auto würde im nächsten Moment wieder um die Ecke biegen, er musste vielleicht nur ganz dringend irgendetwas holen, aus der Apotheke oder von der Tankstelle.
    Die Stille, die Abwesenheit jeglichen Motorengeräuschs schien sie auszulachen.
    Weg.
    Als die Trägheit sie erneut überfiel, wehrte sie sich nicht mehr. Als ihre Beine nicht leichtfüßig nach drinnen zu ihrem großen Auftritt sprangen, sondern sie stattdessen schweren Schrittes die Straße entlang trugen, weg von diesem Bürgerhaus, von diesem Parkplatz, erhob sie keinen Einspruch. Als eine lautlose Träne sich aus ihrem Auge löste und die Sommersprossen auf ihrer Wange benetzte, hatte sie keinerlei Einwände.
    Den Blick nach unten auf den Asphalt gewandt, schritt sie langsam und schweigend in die Dunkelheit hinein.

12. Kapitel
     
    „Guten Abend. Sie sind also Herr Pala ...“ Leonardt zögerte.
    „Palazuelo“, half der fast zwei Meter große Mann aus, der sich trotz der schwülen Wärme, die sich nach dem gestrigen Sturm auf die Stadt gelegt hatte, offenbar seines weiten Mantels nicht entledigen wollte. Man konnte kaum sein Gesicht erkennen, so tief war es in der Kapuze verborgen. Außerdem war das Hotelzimmer gerade mal mit einer einzigen Kerze erleuchtet, es war richtiggehend finster. Diese Businessleute, dachte der Programmierer, werde ich wohl nie verstehen.
    Sie reichten einander die Hand. „In Andalusien“, fuhr Palazuelo mit seiner tiefen, rauen Stimme fort, „wo ich herkomme, ist es Sitte, dass sich Geschäftspartner mit einem Kuss auf die Wange begrüßen.“
    „Wie interessant. Ich kenne das nur aus den früheren Ostblockländern, Breschnew und Honnecker und so.“
    „Man lernt eben nie aus“, brummte diese tiefe Stimme langsam, und die Kapuze bewegte sich ohne Hast auf Leonardts Gesicht zu.
    Verwirrt ließ er den Kuss auf seine Wange treffen, die Lippen waren ebenso kalt wie die Hand, die er gerade gedrückt hatte.
    „Sie müssten dringend mal was für Ihre Durchblutung tun“, entfuhr es ihm.
    „Glauben Sie mir“, entgegnete Palazuelo lächelnd, „ich bin sehr aktiv in dieser Hinsicht.“
    „Ich dachte nur ... Finger und Schleimhäute sollen ja immer die Indikatoren dafür sein, wenn da etwas nicht stimmt ...“
    „Dafür ist es doch gut, wenn man einen kühlen Kopf behält, gerade im Geschäftsleben, glauben Sie nicht? Und mein Kopf bleibt immer kühl. Testen Sie ruhig.“
    Er nahm Leonardts Hand und führte sie an seine Stirn. Leonardt, den diese unübliche Körperlichkeit etwas beunruhigte, wollte zurückzucken, aber der Andalusier hielt seine Hand überraschend fest. Da er nicht unhöflich erscheinen wollte, berührte er leicht die im Schatten verborgene Stirn, und natürlich war sie kalt. Eiskalt.
    Leonardt sah sich erneut in dem Hotelzimmer um. Die Dunkelheit, die ihm eben noch störend aufgefallen war, schien sich gelichtet zu haben. Wahrscheinlich, dachte er, hatten sich seine Augen jetzt daran gewöhnt, das dauerte ja immer ein paar Minuten. Eigentlich reichte doch eine Kerze für dieses Zimmer vollkommen aus, und gemütlicher als ein grelles Neon- oder Halogenlicht war es allemal. Die Straßenlaterne, die von draußen hereinschien, wirkte bereits störend.
    Er wandte sich wieder an seine beiden Kunden und fand, sie sahen wirklich sympathisch und vertrauenswürdig aus. Die Frau in ihrem einfachen, langen Kleid wirkte sogar recht attraktiv, warum hatte er das zuvor nicht bemerkt? Er schätzte sie auf Mitte zwanzig. Ob die beiden ein Paar waren? Der große Mann schien fast zehn

Weitere Kostenlose Bücher