Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
ich mich nicht mal getraut habe, in deiner Gegenwart Blutwurst zu essen. Obwohl ich sie eigentlich ganz gerne mochte.“
„Sonst noch irgendwelche Änderungen in meinem Essverhalten, die die Nachwelt interessieren werden?“ Eine plötzliche Feindseligkeit lag in seiner Stimme.
„Wenn du schon fragst, Hans, ja, die gibt es.“
„Hast du keine wirklichen Sorgen, über die du grübeln könntest? Musst du dir schon um mein Essen solche Gedanken machen? Valeska, ich habe immer gegessen, worauf ich Lust hatte, und war fast nie krank. Mein Körper sagt mir schon, was er braucht.“
„Dein Körper sagt dir das? Interessant. Früher hat dir dein Körper gesagt, dass ein Steak immer durchgebraten sein muss. Plötzlich sagt er dir, es geht nur noch 'englisch'. Richtig blutig muss es sein. Erst vorgestern hatten wir das. Dein Körper schwenkt von heute auf morgen ins Gegenteil! Fällt dir das denn nicht auf?“
„Ich weiß nicht, was an einem englischen Steak verkehrt sein soll. Es sei denn, du hast Angst, ich könnte mir BSE holen durch den Rest Blut, der--- AU!!“
„Das hast du nun davon, dass du so aufgeregt herumfuchteln musst. Warte, ich hol dir ein Pflaster.“
Lea beugte sich zu Bülent. „Anscheinend hat er sich mit dem Brotmesser geschnitten. Papa ist ein prima Programmierer, aber mit Feinmotorik hat er's nicht so.“
Bülent nickte nur stumm, denn die Stimmen aus der Lautsprecherbox redeten schon weiter: „Lass nur“, sagte Hans, „ist schon gut. Es wird gleich aufhören.“
Ein schmatzendes Geräusch war zu hören.
„Jetzt leckt er sich die Wunden“, flüsterte Bülent, „voll symbolisch, nachdem er gerade einen Ehekrach hinter sich hat.“
Das Schmatzen wurde lauter.
„Da stimmt etwas nicht“, sagte Lea laut. „Bülent, da stimmt etwas ganz und gar nicht.“
„Er wird schon nicht verbluten. Die Aufnahme ist von gestern, und du sagtest ja, du hast ihn heute Morgen noch gesehen. Wir kennen also schon das Happy End.“
„Aber horch doch mal. Fällt dir denn nichts auf?“
Immer noch drang genau dasselbe Geräusch aus den Boxen, höchstens vielleicht etwas schneller als zuvor.
„Klingt eher wie jemand, der seine heiße Liebe abknutscht, als einer, der Blut aus einem Messerschnitt saugt“, gab Bülent zu.
„Bülent, was passiert mit meinem Vater? Was passiert mit ihm? Ich weiß, du willst wieder eine spöttische Bemerkung über meine Vorliebe für Vampire machen. Lass es einfach. Nimm fürs Erste an, dass gewisse Ereignisse der letzten Tage dieser Vorliebe einen gehörigen Dämpfer versetzt haben. Nimm weiterhin an, ich bin gar nicht da, und es gibt keine Vampire. Und dann sag mir bitte: Was passiert mit meinem Vater? “
Valeskas aufgezeichnete Stimme unterbrach sie. „Geht es wieder?“, fragte sie leise.
„Ja“, kam Hans' Antwort nach einem letzten Schmatzlaut, „ich sagte ja, es ist gleich vorbei.“
„Gut. Dann möchte ich dich jetzt gerne etwas fragen.“ Lea knuffte Bülent in die Seite, als sie ihre Mutter das sagen hörte. Ob es jetzt soweit war? Ob sie jetzt erfahren würden ...
„Solange es nichts mehr mit Essen zu tun hat. Ich bin nicht bereit, mein diesbezügliches Verhalten zu diskutieren.“
„Es hat damit zu tun und auch wieder nicht. Ich habe einen Verdacht, Hans, und ich werde dich jetzt nach diesem Verdacht fragen. Ich wünsche mir eine ehrliche Antwort von dir.“
Lea und Bülent saßen beide regungslos. Lea wagte kaum zu atmen.
„Hast du“, fuhr Valeska fort, „ein Verhältnis mit dieser Elisa?“
„Aber Les, sie ist eine Kundin.“
„Meinst du wirklich, ich denke, dass Unternehmer immer nur mit ihren Sekretärinnen anbandeln? Antworte mir, und weich mir nicht länger aus. Findest du sie attraktiv?“
„Ich finde ... Valeska, ich habe kein Verhältnis.“
„Aber du findest sie attraktiv. Du isst, was sie gerne isst, richtig? Und wenn sie auf Sonnenbrillen steht, trägst du Sonnenbrille, egal ob es mitten in der Nacht ist. Es würde mich nicht wundern, wenn du demnächst Spanisch lernst.“
„Jetzt fang nicht wieder mit der Sonnenbrille an. Ich weiß nicht, ob sie Sonnenbrillen mag. Und wenn, dann sicher wegen ihrer Sonnenallergie! Außerdem habe ich sie noch nie essen gesehen, hast du verstanden? Noch nie! Weder Blutwurst noch sonst etwas! Und wenn es dich interessiert: Wir unterhalten uns nicht in Spanisch, sondern in Deutsch.“
„Du gerätst in die Defensive, Hans.“
„Ist das ein Wunder bei deinen Verdächtigungen? Ich
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