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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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Zigarette herum. „Was wollen Sie damit sagen, Herr Ritterbusch?“
    „Ich möchte, Herr Schüssler“, fuhr German Ritterbusch leise fort, „dass Sie sich jetzt etwas mehr Mühe geben, in Ihrem Kopf eine Wirklichkeit entstehen zu lassen, die ein bisschen – nur ein bisschen – mehr mit der Wirklichkeit in meinem Kopf zu tun hat.“
    „Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.“
    „Das haben Sie nicht. Sie haben mir gesagt, was Sie glauben gesehen zu haben, was Sie glauben getan zu haben und wovon Sie glauben, dass es geschehen ist. Ich hätte nun gerne, dass Sie Ihre hochtrabende Geschichte mit unserem schnöden Alltagsleben in Verbindung bringen. Mit einem Alltagsleben, in dem äußerst selten dunkle Gestalten auftauchen, die noch viel seltener aus dem Stand zehn Meter weit springen können und die absolut selten dazu neigen, es zu ignorieren, wenn ein Polizist ein ganzes Magazin Neunmillimeter in sie reinballert. Selbst ein Wachpolizist muss doch merken, dass sich das nicht sehr glaubwürdig anhört!“
    Schüssler zuckte zusammen. Wachpolizisten wie er waren nicht sonderlich gut gelitten im Kollegenkreis. Reser, trotz seines rauen Umgangstones, war noch derjenige, der ihm am ehesten mit Freundlichkeit begegnete. Die damals neue Landesregierung hatte diesen Beruf Ende 2000 eingeführt – um Geld zu sparen, natürlich, denn er war kein Beamter und durfte auch nur zusammen mit einem „vollwertigen“ Kollegen seinen Aufgaben nachgehen; Aufgaben, die sich meist in Gefangenentransporten und ähnlich interessanten Handlangerdiensten erschöpften. Er war, mit anderen Worten, für die anderen ein besserer Butler, ein Billigbulle, der selten für voll genommen wurde.
    „Es war aber wirklich so“, beharrte er gegenüber seinem Vorgesetzten.
    „In Wirklichkeit, Herr Schüssler, sieht alles anders aus, als es wirklich ist. Sagt Stanislaw Jerzy Lec. Vielleicht gestehen Sie sich auch mal die Möglichkeit ein, dass Ihnen Ihre Wahrnehmung einen Streich gespielt haben könnte.“
    „In welcher Hinsicht?“
    „In der Hinsicht, dass es sich womöglich tatsächlich um ein Tier handelte, das Ihren Kollegen angefallen hat und dann verschwand. Ein Bär etwa. Wenn der sich auf die Hinterpfoten stellt, sieht er aus wie ein Mann mit Fellmantel. Und sagten Sie nicht etwas von einem weiten Mantel, der das Gesicht verbarg?“
    „Es war trotzdem ein Mantel und kein Fell.“
    „Das möchten Sie gern glauben. Ebenso wie Sie gern glauben möchten, dass mindestens vier von Resers Kugeln direkt in das Wesen eingeschlagen sind, ohne dass es diesem etwas ausgemacht hätte. Ich hatte vorige Woche erst mit einem Typen zu tun, der einen Alligator in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung hielt. Ohne Käfig oder Terrarium. Der schlief anscheinend bei ihm im Bett. Die Nachbarin hat uns wegen seltsamer Geräusche gerufen. Ein entlaufener Bär wäre das Letzte, was mich überraschen könnte.“
    „Der Kerl stand direkt zwischen Hermann und dem Museum. Wenn Hermann ihn wirklich verfehlt hätte, müsste doch die Spurensicherung die Geschosse aus seiner Waffe in der Wand wiederfinden!“
    „Tatsächlich. Ein wacher Gedanke angesichts Ihrer bisherigen Konfusion. Aber die Untersuchung des Geländes ist noch nicht abgeschlossen, und ohnehin kann es ebenso gut sein, dass er in Wirklichkeit nur weitere Warnschüsse abgegeben hat, und die Geschosse stecken jetzt irgendwo in zwanzig Metern Höhe in einem Baum, wo sie nicht mal Argus persönlich finden würde.“
    „Aber es war ein Mensch! Er hat sogar gesprochen! Hermann würde Ihnen alles bestätigen, was ich sage.“
    „Nur dass Kollege Reser in diesem Moment ein Zimmer weiter an einem Haufen Apparaten und Schläuchen hängt und leider nicht in der Lage ist, sich zu äußern. Ich bin deswegen auf Ihre Aussage angewiesen, so sehr ich das bedaure. Was soll er denn gesagt haben, Ihr angeblicher Mann im weiten Mantel? Haben Sie das von Ihrem sicheren Versteck aus mithören können?“
    „Er sagte, er wollte nur mal die Alarmanlage ausprobieren.“
    Ritterbusch wandte sich kopfschüttelnd ab. „So kann ich nicht arbeiten“, seufzte er.
    In diesem Moment kam eine junge Ärztin aus dem Zimmer, in dem Reser seit seiner Notoperation untergebracht war. Ritterbusch räusperte sich und fragte: „Dürfen wir rein?“
    „Er ist noch bewusstlos. Hat sehr viel Blut verloren, mehr als ich vermutet hätte bei seinen Verletzungen. Seine Exkursion war sehr schlecht, deshalb geben wir ihm Sauerstoff.“
    „Dass er

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