Das Roemische Imperium
massenweisen Abfall der Bundesgenossen Roms nicht auf, doch der Überraschungseffekt bescherte ihm eine Triumphserie. In einem Reitergefecht am Ticinus warf er die Römer über den Po zurück und rieb noch vor Jahresende ein römisches Aufgebot an der Trebia auf, einem rechten Po-Zufluss. Im Folgejahr marschierte er mit keltischen Hilfsvölkern auf Rom, umging Auffangstellungen der Römer und schlug am Trasimenischen See ein völlig überrumpeltes feindliches Heer unter dem Konsul Flaminius, der den Tod fand. Rom schien verloren. Noch einmal aber ließ sich Hannibal abdrängen, ehe es 216 bei Cannae zur Entscheidungsschlacht kam (siehe Kasten).
Cannae
In der schweren Krise beriefen die Römer Quintus Fabius Maximus (um 280-203) zum Diktator, der Hannibal auswich und deshalb den Beinamen Cunctator (= Zögerer) erhielt. An seine Stelle traten nach dem üblichen halben Jahr wieder zwei Konsuln, Lucius Aemilius Paullus und Gaius Terentius Varro, mit dem Auftrag, die Entscheidung zu suchen. Hannibal nämlich war an Rom vorüber nach Süden vorgedrungen und behinderte die Getreideversorgung der Stadt nachhaltig. Auf der apulischen Hochebene bei Cannae kam es am 2.8.216 zum Zusammenstoß des römischen Heeres von rund 80 000 Mann mit den Puniern, die nicht einmal die Hälfte an Soldaten aufbieten konnten. Hannibal verfügte allerdings über die weitaus stärkere Reiterei. Während er sein Zentrum vor dem römischen Angriff hinhaltend zurückweichen ließ, geriet die schwerbewaffnete römische Infanterie in die Zange der afrikanischen Eliteeinheiten auf den Flügeln. Die Reiterschwadronen der Punier vollendeten die Einkreisung. Die Masse der römischen Legionen wurde in der Mitte keilförmig zusammengedrängt, ihre schwächere Reiterei in die Flucht geschlagen, das umzingelte Zentrum niedergemacht. Paullus fiel, Varro entkam. Cannae ging als Muster einer Umfassungsschlacht in die Militärgeschichte ein
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Hannibal war ein begabter Militärstratege und lehrte mit seinem Zug über die Alpen Rom kurzzeitig das Fürchten. (Sogenannte Hannibalbüste, römische Werkstatt, Kopf Ende des 2. Jhs. n. Chr., Büste Mitte 16 Jh.)
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Ermattungsstrategie
Entscheidung im zweiten Punischen Krieg (215–201)
„Vincere scis, sed victoria uti nescis
– Du weißt zu siegen, den Sieg zu nutzen aber weißt du nicht!“ Das hielt einer seiner Offiziere Hannibal vor, als der Feldherr nach Cannae zögerte, nun direkt auf Rom zu marschieren. Dafür hatte er gute Gründe, denn Rom hatte zwar die Initiative eingebüßt, war aber keineswegs geschlagen. Auch hielt sein Bündnissystem trotz des Schocks; nur Capua und Syrakus, später auch Tarent lösten sich aus der Bindung an Rom. Zudem hatte Hannibal seinerseits mit erheblichen Nachschubschwierigkeiten zu kämpfen und musste weitere Verluste um jeden Preis zu vermeiden suchen. Diese Lage nutzte Quintus Fabius Maximus aus. Endlich hatte man in Rom das Genie des „Zögerers“ begriffen und ihm erneut das Kommando gegeben. Seine Ermattungsstrategie engte Hannibals Spielraum immer weiter ein und führte schließlich 212 zum Rückgewinn von Syrakus (siehe Kasten).
Stern am spanischen Himmel
Im Jahr darauf aber ein erneuter Schock für Rom: Während starke Kräfte durch die Belagerung des abtrünnigen Capua gebunden waren, setzte Hannibal nun doch zum direkten Stoß gegen Rom an. Der Schreckensruf ging um: „
Hannibal ante portas!
– Hannibal vor den Toren!“ Doch es blieb beim Schreck, denn Capua fiel, so dass die Punier im Rücken bedroht waren. Die Kriegsentscheidung nahte aus Spanien – so oder so: Hier ging der Stern des erst 27-jährigen Publius Cornelius Scipio (um 235–183) auf, der Carthago Nova 209 eroberte. Und von hier stieß ein punisches Ersatzheer unter Hannibals Bruder Hasdrubal nach Italien vor. Die Zeit der Überraschungen aber war vorüber. Am Metaurus, einem Adria-Zufluss südlich von Ariminum (Rimini), vernichteten die Römer 207 die Eindringlinge und damit alle Hoffnungen Hannibals, der sich in die Südostecke Italiens zurückzog.
Scipio hatte inzwischen die Karthager 206 aus Spanien vertrieben und tauchte in Rom auf. Der mitreißende Mann konnte die Römer davon überzeugen, dass jetzt die Stunde der Offensive geschlagen habe. Gegen den Willen des „Zögerers“ setzte er 204 mit einem Heer von Westsizilien nach Afrika über, gewann den Berberfürsten Massinissa als Verbündeten und besiegte ein karthagisches Heer. Hannibal
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