Das Roemische Imperium
musste zur Hilfe eilen. Es war aber nicht mehr der Triumphator, der kam, sondern der gescheiterte Eroberer mit einer abgekämpften Truppe. Sie unterlag Scipio 202 bei Zama; Karthago musste 201 in einen demütigenden Frieden einwilligen. Die Großmachtsträume waren ausgeträumt; fortan stand es unter römischer Kuratel. Scipio durfte sich mit dem Ehrentitel Africanus schmücken.
Archimedes
Ein alter Mann machte den Römern bei der Belagerung von Syrakus 214-212 mehr zu schaffen als die restlichen Verteidiger zusammen: Der griechische Mathematiker, Physiker und Erfinder Archimedes (um 285-212), der auf immer neue Ideen kam, den Belagerern zuzusetzen. Er entwickelte Hebevorrichtungen, mörderische Schleudern und die nach ihm benannte Schraube zur Wasserförderung, ja er soll sogar mit Hohlspiegeln römische Schiffe auf große Distanz abgefackelt haben. Obgleich das wohl in den Bereich der Legende gehört, nimmt es kaum Wunder, dass sie sich um diesen genialen Mann rankte. Mit seinen physikalischen (Hebelgesetze, Auftrieb) und mathematischen Erkenntnissen (Berechnung der Kreiszahl
π
[pi] sowie des Kugelinhalts und der Kugeloberfläche) war er seinen Zeitgenossen weit voraus. Bei der Erstürmung von Syrakus fiel er einem Legionär zum Opfer, den er vergeblich ermahnt hatte:
„Noli turbare circulos meos!
– Störe meine Kreise nicht!“
Die Entscheidung im zweiten Punischen Krieg hielt ein Maler der römischen Schule 1521 fest: Trotz ihrer Kampfelefanten sind die Truppen der Karthager der anstürmenden römischen Kavallerie nicht gewachsen. In der Schlacht bei Zama findet der geniale Feldherr Hannibal seinen Meister in Publius Cornelius Scipio, seitdem „Africanus“ genannt
.
(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Soziale Verwerfungen als Kriegsfolgen
Wachsende Kluft zwischen Arm und Reich (3./2. Jh.)
Die jahrzehntelangen Waffengänge hatten Italien schwer in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem die Kleinbauern
(pauperculi)
, die das Hauptkontingent der Heere zu stellen hatten, standen nach langjähriger Abwesenheit vor dem Ruin. Ihre Höfe waren verwüstet, die Tiere auseinander gelaufen oder von marodierenden Banden weggeführt worden. Und wie sollten die kleinen Leute überhaupt wieder auf die Beine kommen, jetzt da Getreide im Überfluss und preiswert aus den neuen Provinzen nach Rom geliefert wurde und da die massenhaft als Kriegsgefangene eingebrachten billigen Sklaven (siehe Kasten) ihnen sogar die Stellen als Tagelöhner wegnahmen. Den Häuslern blieb letztlich nur die Flucht in die Stadt. Dort konnten sie sich mit kleinen Diensten, Zuteilungen des Staates und Wahlgeschenken der Politiker kärglich über Wasser halten. Auch viele Handwerker rutschten in dieses neue Proletariat ab, weil sie gegen die Preise der großen, mit Sklaven arbeitenden Manufakturen nicht aufkamen.
Sklaven
Dass billige Arbeitskraft nicht unbedingt ein Segen ist, das mussten die römischen Behörden erst begreifen lernen. Die Kriegsgefangenen nämlich strömten als Sklaven (Unfreie) in hellen Scharen auf die Landgüter, verdrängten die Kleinbauern und Tagelöhner, die dadurch zum sozialen Problem wurden. Es verschärfte sich noch dadurch, dass Kriegsgewinnler Sklaven auf der Kykladeninsel Delos, dem größten Menschenmarkt der Antike, kauften und in Manufakturen ausbeuteten, die daher mit konkurrenzlos günstigen Preisen die kleinen Gewerbetreibenden brotlos machten. Die besonders erfolgreichen Sklaven wurden zudem oft freigelassen, mussten keinen Kriegsdienst leisten und konnten nunmehr in der Volksversammlung mit abstimmen. Als Fremden waren ihnen dabei die verhandelten Gegenstände meist gleichgültig, so dass sie besonders anfällig waren für Stimmenkauf. Das innere Gefüge des Stadtstaates und der gerühmte römische Gemeinsinn nahmen Schaden
.
Mehr Profit durch Viehzucht
Gewinner waren die Großgrundbesitzer, die das frei werdende Land bestens brauchen konnten. Sie stellten als Reaktion auf wachsende Importe auf Plantagenwirtschaft nach karthagischem Muster und auf weiträumige Viehhaltung um, die mehr abwarf als der Ackerbau. Ihre Besitzungen waren selbst dann meistens einigermaßen in Schuss geblieben, wenn sie selbst Kriegdienst hatten leisten müssen. Sie hatten Personal einsetzen und sich einen Verwalter
(vilicus)
leisten können. Jetzt brachten sie Sklaven mit, die sie auch beim Ausbeuten etwaiger Bodenschätze auf ihren Gütern einsetzen konnten. Diese Großagrarier verfügten über riesige Flächen, denn die
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