Das Roemische Imperium
der Hass auf die römische Fremdherrschaft in einem bewaffneten Aufstand, befeuert von den radikalen Forderungen der Zeloten („Eiferer“) nach Unabhängigkeit.
Unmittelbarer Anlass war der Befehl des verschwendungssüchtigen Kaisers Nero, aus Tempeln Wertgegenstände nach Rom abzuliefern. Dass der Tempel in Jerusalem und der dortige Schatz einen ganz anderen Stellenwert im jüdischen Glauben hatten als die zahllosen Heiligtümer der diversen Kulte, begriffen die Besatzungsbehörden vor Ort nicht, und der sich für mindestens halbgöttlich haltende Kaiser verstand es schon gar nicht. Die Waffen mussten sprechen: Mit zwei Legionen tauchte 67 der spätere Kaiser Vespasian in Palästina auf, dem sich sein Sohn Titus mit einer weiteren Legion aus Ägypten anschloss, so dass schließlich rund 60 000 gut geschulte römische Soldaten gegen versprengte jüdische Guerillahaufen im Feld standen. Wir sind über den Krieg durch einen Teilnehmer gut unterrichtet: Josef ben Mathitjahu, der als Historiker Flavius Josephus berühmt wurde (siehe Kasten).
Selbstmorde nach Losentscheid
Der dem Vater im Kommando folgende Titus erwies sich als ein zu allem entschlossener Stratege, der den Krieg zum siegreichen Ende führte. Im Jahr 70 eroberten seine Legionen Jerusalem, zerstörten Stadt und Tempel und damit den religiös-kultischen Rückhalt der Aufständischen. Im Prinzip war der jüdische Krieg mit dem Untergang der Hauptstadt entschieden. Nur die Festung Masada ergab sich nicht; sie verfügte über große Vorräte und war vom Gelände her für die Belagerer eine fast unknackbare Nuss. Erst nach drei Jahren waren die Verteidiger am Ende. Doch sie ergaben sich immer noch nicht. Als die Römer schließlich die Mauern bezwangen, fanden sie nur noch eine Handvoll Überlebender der ursprünglich 960 Menschen in Masada und Scherben mit eingeritzten Namen vor. Es waren die Lose, die über die Reihenfolge bestimmt hatten, in der die Verteidiger Selbstmord begangen hatten.
Flavius Josephus
Wichtigste Quelle für Vorgeschichte und Verlauf des Feldzugs der Römer in Palästina ist das in sieben Bücher gegliederte Werk des jüdischen Historikers Flavius Josephus: „Über den jüdischen Krieg“ (lateinisch:
de bello Judaico
). Der um 37 in Jerusalem geborene Josephus war in diesem Krieg Befehlshaber der Festung Jotapata in Galiläa, musste 67 kapitulieren, geriet in Gefangenschaft und gewann das Vertrauen Vespasians, der als Kaiser seine Freilassung befahl, ihm das römische Bürgerrecht verlieh, eine Villa in Rom zuwies und eine Rente aussetzte. Aus Dank nannte sich Josephus fortan Flavius und setzte in seiner Darstellung prorömische Akzente. Trotzdem gilt das darin Berichtete als zuverlässig. Es liefert zudem ein lebendiges Bild Palästinas um und nach der Zeitenwende. Die weiteren Werke, eine Autobiographie und eine Geschichte der Juden in 20 Büchern, sind nur fragmentarisch überliefert. Josephus starb um das Jahr 100 in seiner römischen Wahlheimat
.
An der Straße vom Forum Romanum zum Kolosseum steht der älteste Triumphbogen Roms, errichtet in den 80er Jahren des 1. Jahrhunderts zu Ehren von Kaiser Titus, dem Sieger im jüdischen Krieg. Die Relief-Szene zeigt Männer, die Beutestücke aus dem zerstörten Tempel in Jerusalem tragen, darunter einen siebenarmigen Leuchter (Menora)
.
(c) M. Büsgen
Wie eine Momentaufnahme
Der Untergang der Landstadt Pompeji (24.8.79)
„Es ist viel Unheil in der Welt geschehen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude gemacht hat“, notierte Goethe, nachdem er am 13.3.1787 die ersten freigelegten Areale der antiken Stadt Pompei (heutige Schreibung: Pompeji) besucht hatte. Weiter heißt es: „Ich weiß nicht leicht etwas Interessanteres. Die Häuser sind klein und eng, aber alle inwendig aufs zierlichste gemalt. Das Stadttor merkwürdig, mit den Gräbern gleich daran.“ Pompeji war neben Herculaneum und Stabiae dem verheerenden Vesuv-Ausbruch vom 24.8.79 zum Opfer gefallen und ist seit der Goethezeit allmählich, seit 1860 systematisch von Archäologen ausgegraben worden. Die Städte befanden sich nach einem Erdbeben im Jahr 62 in einer Phase des noch nicht abgeschlossenen Wiederaufbaus. Das seit 80 v. Chr. als römische Kolonie und Handelsstadt florierende Pompeji war mit rund 16 000 Bewohnern der bei weitem größte der betroffenen Orte.
Graffiti
Nicht nur Farben, die sonst verblasst wären, sondern auch mehr oder weniger witzige oder böse Sprüche und Zeichnungen, die anderswo dem
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