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Das Roemische Imperium

Das Roemische Imperium

Titel: Das Roemische Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sind, hat der Vesuv-Auswurf konserviert. An zahlreichen Häusern und Mauern finden sich in Pompeji und den anderen verschütteten Gemeinden Inschriften, die politische Kommentare abgeben, Rivalen beschimpfen, von Trunkenheit künden oder in Zweideutigkeiten schwelgen; einige Beispiele: „Albanus ist ein Wüstling – Samius an Cornelius: Häng dich doch auf! – Den Vatia als Aedilen wollen alle Spitzbuben – Beste Grüße, wir sind voll wie die Schläuche – Wir haben ins Bett gepinkelt. Ich geb’s zu, Wirt, das war nicht fein./ Fragst du, warum? Es war kein Nachttopf da.“ Vielen Bürgern gefielen die Schmierereien nicht. Einer schmierte daher seinerseits: „Ich wundere mich, Wand, dass du noch nicht zusammengefallen bist,/ musst du doch das blöde Zeug so vieler Schreiber ertragen!“
Von Gehsteigen gesäumte Straßen
    Die Katastrophe hat ihn wie in einer Momentaufnahme mitten im emsigen Treiben gebannt und erlaubt uns Einblicke ins altrömische Leben, wie sie aus keiner schriftlichen Quelle zu gewinnen wären. Eine drei Kilometer lange Mauer mit sieben Toren und elf Türmen umgürtet die Stadt. Aus dem rechtwinkligen Straßennetz hebt sich im Südwesten der alte Stadtkern heraus mit dem Apollo-Tempel, dem Forum und einigen öffentlichen Gebäuden. Östlich anschließend ein offenes und ein gedecktes Theater
(Odeon)
sowie ganz im Osten ein großes Amphitheater. Es gibt mehrere Thermen und öffentliche Toiletten; einige Häuser haben offenbar als Bordelle gedient. Die Straßen sind mit Lavablöcken gepflastert und von Gehsteigen gesäumt. Ein Aquädukt stellte die Wasserversorgung sicher. Einige herrlich farbig ausgemalte und mit Skulpturen und Mosaiken geschmückte Häuser belegen, dass reiche Römer hier Landsitze hatten.
    Funde von Geräten, Gefäßen oder Geschirr vermitteln ein Bild vom städtischen Alltag. Ebenso aufschlussreich sind Wandinschriften (siehe Kasten). Das Bild der Stadt am noch schiffbaren Sarno prägten zu römischer Zeit Kaufleute und andere Gewerbetreibende. Bezeichnend für die Weltzugewandtheit der Pompejaner ist, dass Venus offenbar ihre Hauptgottheit gewesen ist. Manche mögen die Vulkaneruption später als Ausbruch eifersüchtigen Zorns der anderen Götter gedeutet haben, die sich durch die Venus-Verehrung zurückgesetzt fühlten. Es wird aber auch christliche Stimmen gegeben haben, die das Schicksal Pompejis dem von Sodom und Gomorrha an die Seite stellten als Menetekel für das sittenlose Treiben einer gottvergessenen Gesellschaft.

„Villa der Mysterien“ haben die Kunsthistoriker ein in Pompeji freigelegtes Haus benannt: Man nimmt an, dass die darin gefundenen vorzüglich erhaltenen Wandmalereien comicartig die Einführung eines Mädchens in einen dionysischen Mysterienkult schildern
.
    (c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main

Neue Blütezeit
Die Adoptivkaiser Trajan und Hadrian (98–117)
    Schon der griechische Philosoph Platon (427–347) hatte in seinem Werk
„Politeia“
den idealen Herrscher als Philosophen entworfen, also die Staatsführung nur dem zubilligen wollen, der über höhere Einsichten verfügt. Diese Idee von der Auswahl des Besten für das Regieren lebte nach dem Schreckensregiment des Domitian wieder auf. Die Rückkehr zu republikanischen Zuständen erschien den maßgeblichen Männern Roms utopisch, die Idee jedoch, einen weisen, integren Kaiser zu berufen, leuchtete ein. Die Wahl fiel auf den bereits 66-jährigen Nerva, dessen Hauptaufgabe darin bestand, in der ihm verbleibenden Lebenszeit einen würdigen und fähigen Nachfolger zu adoptieren; die erbliche Thronfolge war durch die Kaiser der julisch-claudischen wie der flavischen Dynastie gründlich diskreditiert. Nerva berief den aus Südspanien stammenden, 53 geborenen Marcus Ulpius Traianus, kurz Trajan genannt. Mit ihm begann die Reihe der Adoptivkaiser und eine neue Blütezeit des Reiches. Nach Nervas Tod 98 übernahm der tatkräftige und als Heerführer erfahrene Trajan die Zügel. Mit seinem provinzialen Hintergrund hatte er eine sehr andere Perspektive als die römischen Vorgänger, kannte die zentrifugalen Kräfte und wusste, wie wichtig kompetente Leute auch und gerade in den außeritalischen Gebieten waren. In enger Zusammenarbeit mit dem Senat, dessen Rechte auf Auswahl der Beamten und Bestellung von Provinzverwaltern er stärkte, machte sich der Kaiser an die Sicherung des Reiches durch Straßen-, Kanal- und Befestigungsbauten sowie durch strategische

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