Das Roemische Imperium
in Italien und Gallien bedrohte den schrumpfenden Handel und untergrub die öffentliche Sicherheit. Einem anderen wären wohl die Hände gesunken angesichts des Problembergs. Doch Diokletian war aus hartem Holz geschnitzt. Er sicherte sich im ersten Amtsjahr die Mithilfe des alten Kampfgefährten und Landsmannes Maximian (* 240), den er zum Caesar und im Jahr darauf zum formal gleichrangigen Augustus ernannte. Ihm überließ er den Westen, während er selbst den Ostteil des Reiches regierte und sich für den Gesamtstaat die oberste Entscheidung vorbehielt. Hauptstadt blieb Rom, doch residierte Maximian auch in Augusta Treverorum (Trier) und Mediolanum (Mailand), Diokletian vor allem in Serdica (Sofia) und Nikomedia (Ismit, Türkei).
Heeresreform
Diokletian institutionalisierte den Wandel des Militärischen, der sich unter seinen Vorgängern angebahnt hatte. Die permanente Kriegsgefahr hatte bewirkt, dass Truppen in den Grenzprovinzen auf Dauer stationiert und aus der Umgebung ergänzt wurden. Nur noch Männer vom Land wurden eingezogen, während die städtische Bevölkerung vornehmlich in Gewerbe und Produktion tätig war. Dieses regionale Konzept führte zu vermehrter Anwerbung reichsfremder Soldaten, die so das Bürgerrecht erwerben konnten. Neben diesen Grenzlegionen, die verkleinert und vermehrt wurden, gab es eine mobile Reichsarmee, vornehmlich aus starker Kavallerie bestehend, die man rasch an Brennpunkte verlegen konnte. Als Eliteverband kam eine Hoftruppe hinzu zur ausschließlichen kaiserlichen Verwendung. Sie löste mit der Zeit die Prätorianergarde ab, da die Kaiser nun in wechselnden Hauptquartieren residierten. Die Kommandeure nannten sich denn auch
comes
(Begleiter)
.
Nur noch Knechte
Diokletian legte sich den Beinamen Iovius zu, der ihn als Spross des Jupiter auswies. Seinem Mitregenten erkannte er als Herculius ebenfalls Göttlichkeit zu, wenn auch eine rangniedrigere. Die religiöse Aufladung des Kaiseramtes als „heilig“ (
sacer
), wie sie auch schon von manchen Vorgängern beansprucht worden war, sollte klar machen, dass Opposition gegen allerhöchste Entscheidungen nicht nur eine Art Gotteslästerung, sondern angesichts der göttlichen Allmacht auch aussichtslos war. Neben dem Kaiser als Herrn (
dominus
) der Welt gab es nur noch Sklaven (
servi
); diese Herrschaftsform wird Dominat genannt. Die Bürger wurden fest an ihre beruflichen Aufgaben gebunden. Steuern hatten sie wie ein Opfer für die Majestät aufzubringen und den Beamten des Gott-Kaisers Folge zu leisten.
Selbst zwei Kaiser waren militärisch mit den Grenzproblemen überfordert und so adoptierten beide nach einem ersten Schub innerer Reformen 293 je einen Caesar, als eine Art Unterkaiser. Constantius Chlorus stand fortan im Westen Maximian zur Seite, Galerius kommandierte im Osten dort, wo Diokletian nicht zur Stelle sein konnte. Da die beiden neuen Männer zudem mit ihrem jeweiligen Augustus verschwägert, ebenfalls Offiziere, etwa gleichaltrig (* um 250) und illyrischer Herkunft waren, glückte eine fast reibungslose Aufgabenverteilung. Die Tetrarchie (Vierherrschaft), wie das Modell genannt wurde, bewährte sich.
Aufs engste, ja innigste verbunden ließ Diokletian das von ihm geführte Herrscherquartett
(Tetrarchen)
plastisch darstellen. Die umschlungenen und gekrönten Porphyr- Figuren mit den Prunkschwertern zieren heute die an der Porta della Carta gelegene Ecke der Fassade von San Marco in Venedig
.
(c) akg, Berlin
Fast aus heiterem Himmel
Christenverfolgung Kaiser Diokletians (303–311)
Schon die Benennung beider Kaiser nach altrömischen Göttern wies daraufhin, dass sich Diokletian eine Rückbesinnung auf altrömische Traditionen vorgenommen hatte. Dass er bei der Umsetzung Gewalt gegen Andersgläubige anwenden würde, schien wenig wahrscheinlich, gab es inzwischen doch sogar an seinem Hof einige Christen und zudem viele Menschen, die mit diesen sympathisierten. Nach fast zwanzig Regierungsjahren würde er sich einen solchen Konflikt doch nicht mehr aufladen? Vielleicht aber war es gerade diese lange Zeit, die beim Kaiser den Wunsch wachsen ließ, auch ein geistlich ordentlich bestelltes Haus zu hinterlassen. Berichtet wird jedenfalls, dass er einmal im Jahr 303 bei einer Opferhandlung von den Göttern keine Antwort erhielt. Er führte das darauf zurück, dass sich anwesende Christen bekreuzigt und damit die Götter erzürnt hätten. Er sah sich als ihr irdischer Rächer.
Zunächst erfolgte eine Zurückstufung
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