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Das Roemische Imperium

Das Roemische Imperium

Titel: Das Roemische Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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hygienische Standards zeichneten die römischen Städte aus. Auch in der Handelsund Garnisonsstadt Tricensimae (Xanten) gab es umfangreiche Thermenanlagen. Hier das in jüngster Zeit originalgetreu wieder aufgebaute
Caldarium
(Warmraum)
.
    (c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main

Alptraum des Imperiums
Schrumpfendes Reich unter Marionettenkaisern (455–472)
    Valentinian III. ertrug es 454 nicht länger, „unter“ Heermeister Aetius Kaiser zu sein; während einer Audienz brachte er ihn eigenhändig um. Mit bösen Folgen, denn der Getötete hatte mächtige Freunde, die ihn ungesäumt rächten: Ein halbes Jahr später fiel Valentinian einem Anschlag zum Opfer. Seine Dynastie war damit erloschen. Kaiserlos aber mochte auch der Westen nicht leben. Constantinopel reagierte zunächst nicht auf die Meldungen aus Italien, vielleicht weil der dortige Kaiser Markian mit dem Gedanken einer Gesamtherrschaft spielte, vielleicht weil ihm ein noch schwächerer Westen erwünscht war. Und da auch Rom wegen des Vandalen-Einfalls von 455 (siehe Kasten) gelähmt war, beschlossen Adelskreise in Gallien die Berufung eines gewissen Avitus zum Kaiser, der aber weder von Rom noch von Markian anerkannt und von Heermeister Ricimer 456 besiegt wurde.
Heermeister als Herrschermacher
    Dieser konnte wegen seiner westgotisch-suebischen Herkunft (* um 405) die Nachfolge nicht anstreben, wurde aber durch Ernennung zum Patricius belohnt, was eine Art Aufnahme in die Herrscherfamilie bedeutete. Er fühlte sich daher ermächtigt, seinen Offizierskollegen Maiorianus zum Kaiser ausrufen zu lassen, der 457 auch die Anerkennung des neuen Ostkaisers Leo I. erhielt. Nach Ricimers Geschmack agierte er allerdings etwas zu selbstständig, und als Maiorianus 461 beim Kampf mit den Vandalen eine Schlappe erlitt, ergriff der Heermeister die Gelegenheit, den Kaiser zu beseitigen. Drei weiteren Kaiserkreaturen erging es nicht anders, ehe Ricimer 472 starb.
    Die Wirren hatten zu weitgehendem Verlust des römischen Einflusses in Gallien geführt; das Westreich bestand fast nur noch aus Italien, Illyrien sowie aus Resten der südgallischen Provinzen. Nördlich der Loire bis zur Somme hatte sich 464 ein gallorömisches Sonderreich unter Syagrius gebildet, der sich König der Römer
(rex Romanorum)
nannte und mit Duldung der Franken seine Selbstständigkeit zwanzig Jahre lang behaupten konnte. Die Westgoten hatten 466 endgültig die Bindungen an Rom gekappt. Ihr seitdem regierender König Eurich (um 440-484) kündigte den ohnedies nur noch formal bestehenden Bündnisvertrag. In Spanien hatten sich seine Westgoten und andere germanische Stämme festgesetzt. Und Africa war nach gescheiterten Versuchen, die Vandalen mit massiver Hilfe aus Constantinopel zu vertreiben, 468 ebenfalls verloren. Vandalenkönig Geiserich, der fast ein halbes Jahrhundert bis 477 herrschte, war zum Alptraum des Imperiums geworden.
    Vandalen in Rom
    Wollte Geiserich Kaiser Valentinian III. rächen, der im Frühjahr 455 ermordet worden war? Ging es ihm darum, die schon 442 mit dem Kaiser vereinbarte Verlobung seines Sohnes Hunerich mit der römischen Prinzessin Eudocia durchzusetzen? Ober nutzte er nur die günstige Gelegenheit der Thronwirren? Gleichviel: Ende Mai 455 landete er in Ostia und marschierte gegen Rom. Die Vandalen nahmen die Stadt und plünderten sie zwei Wochen lang. Der darauf im 18. Jahrhundert geprägte Begriff des „Vandalismus“ für blindwütige Zerstörungslust ist irreführend, denn die Vandalen gingen sehr gezielt und vergleichsweise diszipliniert vor. Inwieweit der Appell von Papst Leo I. dem Großen dazu beigetragen hat, ist ungewiss. Jedenfalls hielt er nach Abzug der Plünderer einen Dankgottesdienst dafür, dass die Stadt so glimpflich davongekommen war. Nicht aber die Kaiserfamilie: Witwe Eudoxia und ihre Töchter Eudocia und Placidia wurden nach Karthago verschleppt, wo die Vermählung der Eudocia mit Hunerich die Dynastie Geiserichs kaiserlich-römisch veredelte
.

Was irgend in Karthago, ihrer Hauptstadt, gebraucht werden konnte oder was sie persönlich reizte, schleppten die Vandalen weg, als sie 455 Rom 14 Tage lang plünderten (1865 entstandene kolorierte Zeichnung von Heinrich Leutemann [1824-1904])
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    (c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main

„Barbare“ auf dem Thron
Stabilisierung des Ostens durch Leo I. und Zeno (457-491)
    Das Oströmische Reich hatte zwar ähnliche Probleme wie der Westen durch die Ostgoten, die sich aus der hunnischen

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