Das Rosenhaus
er lächelnd
hinzu, »dann zeige ich dir mal die Rechnungen für den Umbau, von denen sind
nämlich heute so einige eingetrudelt.«
»So schlimm?«
Er nickte betrübt.
»Und dabei haben sie uns alle Freundschaftspreise gemacht. Lily, ich
bitte dich, höre auf meinen Rat und nimm das Geld an. Dann bist du wenigstens
die Sorge schon mal los.«
»Ich möchte das mit Liam besprechen …«
Peter nickte.
»Er wird sowieso unterschreiben müssen. Möchtest du, dass ich das
übernehme? Ich bin den ganzen Papierkram bereits mit James Pendragon
durchgegangen …«
»Mit Cordays Anwalt?« Lily kniff die Augen zusammen.
Peter nickte.
»Er ist in Ordnung, Lily, ein anständiger Mann. Du brauchst dir
keine Sorgen zu machen, es ist alles vollkommen korrekt abgelaufen. Corday mag
man nicht wirklich über den Weg trauen, und James mag hin und wieder mit ihm
Golf spielen, aber wenn es um Rechtsangelegenheiten geht, ist er absolut
integer.«
Nicht die neue, geteerte Zufahrt zum Haus erregte Liams
besondere Aufmerksamkeit, auch nicht die frisch gestrichene Front, die neuen
Fenster oder die Rampe an der Haustür, nein, erst die im Flur fehlende
Clarice-Cliff-Vase ließ ihn aufmerken.
Er sagte nichts, aber sein Blick entging Lily nicht.
Sie verkniff sich eine Erklärung und lenkte seinen Blick stattdessen
auf die viel augenfälligeren Veränderungen.
Er kommentierte alles mit einsilbigen Lautäußerungen. Dann bestand
er darauf, sich auch den ersten Stock anzusehen, wobei Peter ihm letztendlich
behilflich sein musste. Es kostete Liam viel Mühe und Schmerzen, die Treppe
hinauf- und wieder herunterzukommen, und Lily war froh, als er wieder in seinem
Rollstuhl saß.
Dann verabschiedete Peter sich. Er wollte ihnen zwar gerne helfen,
aber die beiden brauchten auch Zeit für sich allein.
Dabei wollten weder Liam noch Lily wirklich, dass er jetzt schon
ging.
Das einzige Zimmer, das sie sich noch nicht angesehen hatten, war
Liams.
Lily stand vor der geschlossenen Tür und zögerte.
Sie hatte solche Angst davor, es ihm zu zeigen.
Dieses Zimmer schrie Liams Gesundheitszustand förmlich heraus,
während all die anderen Veränderungen eher flüsternd darauf hindeuteten.
Liam bemerkte ihre Zurückhaltung und ließ die kurze Pause in der
Hausführung unkommentiert. Stattdessen sah er sich einfach noch einmal um und
versuchte, sie anzulächeln.
»Du hast ganz schön geschuftet.«
»Ich nicht. Peter. Er hat das alles organisiert. Gefällt es dir?«
»Sieht toll aus«, sagte er matt.
»Ich weiß, es nicht gerade das, was du dir vorgestellt hattest, aber
…«
»… wir müssen praktisch denken«, vollendete er den Satz für sie.
»Ja, aber es ist ja nur vorübergehend. Und später machen wir es dann
so, wie du es dir eigentlich gedacht hattest … Ich weiß doch, wie viele Pläne
du hattest, und an die werden wir uns auch halten, nur eben nicht gerade jetzt
…«
Er erwiderte nichts. Sie nahm all ihren Mut zusammen und öffnete
schließlich die Tür. Dann schob sie ihn in das Zimmer, das nach seinen Plänen
eigentlich das Wohnzimmer hatte werden sollen.
Wenn er die Augen schloss, konnte er es immer noch vor sich sehen …
die weißen Wände, den Holzfußboden, die dunkelrote Akzentwand, an der er einige
seiner Architekturzeichnungen aufhängen wollte, unter anderem die von Frank
Lloyd Wright, die das letzte Geschenk seiner Eltern gewesen war … Er sah die
Bücherregale rechts und links des Kamins vor sich und die mokkafarbenen
Wildledersofas, die sie noch vor ihrem Umzug bei Heal’s gesehen hatten.
Doch wenn er die Augen öffnete, sah er ein höhenverstellbares
Krankenhausbett, Griffstangen im Bad, den Patientenlifter. So diskret auch
alles gestaltet war – es sprang ihn gnadenlos an und verhöhnte ihn in seinem
jämmerlichen Zustand.
»Ich habe jetzt einfach erst mal alles irgendwie hingestellt, wenn
du willst, können wir das noch umarrangieren …«, stammelte Lily.
In dem Moment vermochte er, genauer hinzusehen.
Die Wände waren weiß, wie er es geplant hatte. Die Akzentwand war in
dem Dunkelrot gestrichen, das er sich ausgesucht hatte. Der Holzfußboden war
abgezogen und genauso versiegelt worden, wie er es vorgehabt hatte. Die
Bücherregale, die er bereits entworfen hatte, waren gebaut und aufgehängt
worden.
Seine Sachen, seine Bücher, seine Lieblingsstücke waren darin
platziert, und sein Lloyd Wright und die anderen Architekturzeichnungen, die er
schon seit Jahren rahmen lassen und aufhängen wollte,
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