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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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hingen an den Wänden. Sie
hatte dafür gesorgt, dass sie alle da waren. Sie hatte sich solche Mühe
gegeben.
    Doch so sehr er sich auch bemühte, sich auf die positiven Dinge zu
konzentrieren – das Monstrum von Bett konnte er nicht ignorieren.
    »Wie sollen wir denn da beide reinpassen?«, witzelte er wenig
überzeugt und mit unverhohlener Ablehnung.
    »Es ist ja nur vorübergehend.«
    »Ich weiß, aber ist das nicht ein bisschen übertrieben?«
    »Dein Ergotherapeut ist hier gewesen. Ein solches Bett musste sein,
damit sie dich aus dem Krankenhaus entlassen.«
    »Gut, und jetzt haben sie mich entlassen. Können wir das Ding nicht
rausschmeißen und stattdessen ein schönes Doppelbett aufstellen?«
    »Gute Idee …« Lily lächelte.
    »Ich meine das ernst. Man wird mich wohl kaum ins Krankenhaus
zurückholen, bloß weil ich hier kein höhenverstellbares Bett habe. Die Leute
sind dazu da, uns zu beraten, Lily, die sind nicht die Polizei. Man muss sich
nicht sklavisch an ihre Anweisungen halten …«
    Je länger er redete, desto mehr klang er wie vorhin im Krankenhaus –
beleidigt und schmollend. Zum Schluss richtete er seinen ganzen Ärger gegen
sie, und sie betrachtete ihn mit der gleichen Bestürzung, mit der er gerade das
Bett gemustert hatte.
    Doch dann verpuffte die unerklärliche, plötzlich aufgestiegene Wut
auf sie, auf alle, auf das verdammte Bett, und er schämte sich.
    »Es ist ja nur vorübergehend …«, wiederholte Lily piepsend. Er
streckte den Arm nach hinten aus und nahm ihre Hand, fand aber kein Wort des
Trostes und der Beruhigung.

    Diese erste Nacht verbrachten sie gemeinsam.
    Lily schlief erschöpft auf dem Sessel neben dem Bett ein, die Hand
auf seiner Bettdecke. Er lag in dem neuen Bett, starrte an die frisch
gestrichene Decke und lauschte der Stille.
    Entgegen der landläufigen Meinung waren Krankenhäuser nämlich keine
Oasen der Ruhe, vielmehr herrschte ein ständiger Geräuschpegel. Immer war
irgendwo irgendetwas los, immer war irgendwo irgendjemand wach, ganz gleich, zu
welcher Tages- oder Nachtzeit.
    Alles, was er hier hörte, war Lilys leises Atmen und in der Ferne
das Rauschen des Meeres.
    Er hatte sich so darauf gefreut, nach Hause zu kommen, doch jetzt
folgte die Ernüchterung.
    Er hätte sterben können.
    War es beinahe.
    Und jetzt war er wieder zu Hause.
    Aber er wollte gar nicht hier sein.
    Er hatte jeden Funken Energie, der ihm noch geblieben war, darauf
konzentriert, sich auf den heutigen Tag der Entlassung zu freuen.
    Er hatte ein schlechtes Gewissen.
    Ihm war nicht gut, Übelkeit stieg in ihm auf.
    Es war viele Jahre her, seit Liam zuletzt gebetet hatte, aber jetzt
schloss er die Augen und dankte Gott, dass er überlebt hatte. Er bat ihn um die
nötige körperliche Kraft und mentale Stärke, in den nächsten Monaten für seine
vollständige Genesung zu kämpfen.
    Er legte die gesunde Hand auf Lilys Kopf. Ihr Haar fühlte sich weich
und seidig an.
    Als er endlich einschlief, fing es schon fast an zu
dämmern, und wenig später weckten ihn die Rufe der Möwen.
    Einen Moment lang glaubte er, er sei noch im Krankenhaus.
    Dann schlug er die Augen auf und sah das Zimmer.
    Lily war weg.
    Er verspürte einen Anflug von Panik, bis er sie in der Küche hörte.
    Direkt über ihm hing ein typischer dreieckiger Bettgalgen von der
Decke. Als er sich am Abend hingelegt und Lily neben ihm gesessen hatte, hatte
er zu ihm aufgesehen und gescherzt, vielleicht sollte er sich einen Papagei
anschaffen, der dort sitzen könne.
    »Dann hätte ich jemanden, mit dem ich mich unterhalten könnte, wenn
du zu tun hast.«
    »Keine schlechte Idee, soll ja Glück bringen …« Sie hatte gelächelt.
    »Papageien sollen Glück bringen?«, hatte er verdutzt gefragt.
    »Nein. Wenn einem ein Vogel auf den Kopf kackt.« Sie nickte in
Richtung Bettgalgen. »Du wärst direkt in der Schusslinie.«
    »Hm, vielleicht doch nicht so eine gute Idee.«
    Jetzt benutzte er ihn für seinen eigentlichen Zweck und zog sich
daran mit dem linken Arm hoch. Schon erstaunlich, wie stark sein linker Arm
geworden war, um den außer Gefecht gesetzten rechten Arm zu ersetzen. Er hatte
sich im Krankenhaus daran versucht, mit links zu zeichnen und zu schreiben, was
mal mehr, mal weniger gut gelungen war. Das Problem war, dass ihm die Kraft so
schnell abhanden kam. Er hatte so wenig Saft wie eine fast leere Batterie. Aber
mit der Zeit würde das schon werden. Mit der Zeit. Zeit.
    Endlich hatte er sich ganz aufrecht hingesetzt, da kam

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