Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
Affront, auf den Ian reagieren musste, wollte er sein Ansehen als Fechtmeister nicht verlieren. Eloïse schloss die Augen. Sie wusste genau, worauf es hinauslaufen würde.
    Und tatsächlich wandte sich Ian an Lord Redcliff. „Wärt Ihr bereit, Eure Kampfeskünste von mir auf die Probe stellen zu lassen, Samuel?“
    „Nur zu gerne, Ian“, antwortete Samuel mit einem Lächeln. „Hier und jetzt?“
    Statt einer Antwort zog Ian sein Schwert aus dem Waffengürtel, und die Studenten begaben sich zusammen mit dem Earl auf die Tribüne.
    Nur Eloïse blieb bei Ian stehen. „Verschieb den Kampf“, bat sie ihn. „Du kannst dich doch kaum noch auf den Beinen halten.“
    Böse sah Ian sie an. „Geh zu den anderen, Eloïse!“
    „Aber deine Verletz ...“
    „Sofort!“
    Eloïse schüttelte den Kopf über seine Unvernunft und lief zur Tribüne. Kaum hatte sie die Stufen erreicht, hörte sie das Klirren der Schwerter. Um sie herum verfolgten die Studenten fasziniert das beginnende Duell. Merkte denn keiner, dass es Ian nicht gut ging? Energisch bahnte sie sich ihren Weg zwischen den jungen Männern durch zu Victorian und zupfte ihn am Ärmel. „Victorian, Ian muss den Kampf abbrechen, er ist krank.“
    „Eloïse, bitte!“ Ungehalten über die Unterbrechung blickte er sie an. „Ian hat nur einen Schnupfen. Und selbst mit gebrochenem Bein wäre er besser als Samuel.“
    „Aber …“
    „Entspann dich, Eloïse!“, unterbrach Victorian sie. „Schau, dort steht Lord Greystone. Wäre irgendetwas mit Ian nicht in Ordnung, hätte er den Kampf nicht zugelassen.“
    Eloïse schnaubte. Bei Lord Greystone war sie da nicht sicher! Und da ihr Victorian nicht helfen wollte, blieb nur eine Person, die Ians Gesundheitszustand interessieren würde und die eingreifen konnte . Schnell verließ Eloïse die Halle und rannte zum Kräuterhaus, wo Joanna mit den Studentinnen arbeitete. Die Burgherrin war am späten Vormittag nach Greystone zurückgekehrt und hatte ihren Unterricht sogleich wieder aufgenommen. Und tatsächlich musste Eloïse Joanna nicht lange überzeugen.
    „Ich hatte schon beim Mittagessen den Verdacht, dass etwas mit Ian nicht stimmt“, erklärte Joanna. „Aber er hat es abgestritten. Ich komme sofort mit dir.“ Sie ließ die verdutzten Studentinnen zurück und eilte mit Eloïse zusammen zur Waffenhalle.
    Als sie die Halle betrat, genügte Joanna nur ein Blick auf Ian, um zu sehen, dass Eloïse recht hatte. Entschlossen trat sie auf ihren Bruder zu. „Jake, Ian ist krank. Brich den Kampf ab!“, forderte sie.
    „Nein, gerade wird es spannend“, antwortete ihr Bruder, ohne den Blick von der Kampffläche zu nehmen.
    Joanna verlor die Geduld. „Wenn du es nicht machst, tue ich es.“ Sie wollte an ihm vorbei zu Ian gehen, doch er hielt sie am Arm fest.
    „Bist du wahnsinnig, mitten in einen Kampf zu laufen? Ich beende ihn.“ Jake ging zur Glocke, die an der Wand hing, und läutete.
    Sofort ließ Ian sein Schwert sinken, Samuel hingegen schien das Klingeln nicht zu interessieren. Er führte einen weiteren Angriffsschlag aus, vor dem sich Ian gerade noch mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit bringen konnte.
    Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Das Glockensignal zu ignorieren, war eine sträfliche Handlung.
    Ian riss sein Schwert wieder hoch, doch Jake war bereits bei ihm. „Runter mit der Waffe, Ian, ich habe geläutet!“, sagte er und packte ihn am Handgelenk.
    „Das sagst du mir?“, rief Ian empört.
    Aber Jake reagierte nicht, sondern legte ihm seine Hand auf die Stirn. „Verdammt, du glühst ja!“ Er sah zur Tribüne. „Joanna, Ian hat Fieber!“
    Joanna, die schon auf dem Weg zu den beiden Männern war, nickte. „Wir müssen dich sofort in die Burg bringen“, erklärte sie Ian, als sie bei ihm ankam.
    „Ich laufe alleine“, sagte Ian, doch niemand schenkte seinen Worten Beachtung.
    Jake nahm ihm das Schwert aus der Hand und packte ihn unter dem einem Arm, während Samuel ihn auf der anderen Seite stützte. Begleitet von Joanna führten sie Ian aus der Waffenhalle heraus.
     
    „Hier ist das lauwarme Wasser, Mylady.“ Die Magd stellte einen Eimer neben das Bett im Krankenzimmer, wo Ian mit geschlossenen Augen lag.
    „Danke, Lissy“, antwortete Joanna, die auf der Bettkante saß. Sie tauchte eine Stoffbinde ins Wasser, wrang sie aus und legte sie Ian auf die Stirn. „Als Erstes müssen wir dein Fieber senken“, sagte sie leise zu ihm.
    „Nein“, erklang es verzagt von der Tür, und

Weitere Kostenlose Bücher