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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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schießen und was Männer sonst noch gerne tun.“ Sie schauderte. „Na ja, wahrscheinlich wird ihnen dabei wärmer als ...“ Sie unterbrach ihren Satz, und ihre Augenbrauen verengten sich.
    Eloïse folgte ihrem Blick. Auf dem Weg, der zum Feuer führte, lief Lady Amira in Begleitung von Lord Lionsbridge! „Warum ist Victorian nicht bei ihr?“, wunderte sie sich.
    „Die gleiche Frage habe ich mir eben auch gestellt“, sagte Joanna. „Komm mit!“
    Kurz darauf standen sie vor Lord Lionsbridge und Lady Amira.
    „Wolltet Ihr nicht mit Victorian zum Winterfeuer gehen, Amira?“, fragte Joanna.
    Amiras Gesicht betrübte sich. „Victorian geht es nicht gut, er klagt über große Übelkeit und starke Bauchschmerzen. Galad war so freundlich, mich an seiner Stelle zu begleiten.“
    „Hat Victorian sich erbrochen?“, erkundigte sich Joanna.
    Empört sah Amira sie an. „Wen interessieren diese unappetitlichen Details?“
    „Mich, die Kräuterkundige der Burg“, erklärte Joanna. „Ich muss herausfinden, ob Victorian lediglich etwas Falsches gegessen hat oder ob sich eine Krankheit ausbreiten wird.“
    „Nun“, erwiderte Amira, „ich denke, Victorian ist Manns genug, alles zu überstehen. Aber selbstverständlich“, sie schenkte Joanna ein hinreißendes Lächeln, „weiß ich Eure Sorge um meinen Verlobten zu schätzen.“
    Joanna nickte. „Ich werde nach ihm sehen. Wollt Ihr mich begleiten, Amira?“
    „Ich komme nach, sobald ich Euren Bruder begrüßt habe.“ Sie lächelte ihnen zum Abschied zu und zog Lord Lionsbridge mit sich.
    „Besonders besorgt scheint Lady Amira nicht zu sein“, stellte Eloïse fest. „Wo sie doch sonst den ganzen Tag kaum von Victorians Seite weicht.“
    „Ja, das ist in der Tat merkwürdig.“ Joanna zuckte mit den Schultern. „Ob du mit mir kommen willst, brauche ich vermutlich nicht zu fragen?“
    Statt einer Antwort ging Eloïse ihr voran zur Burg. Kaum hatten sie Victorians Zimmer betreten, beantwortete der stechende Geruch Joannas Frage an Amira sofort. Schnell schob Eloïse die Vorhänge beiseite, damit mehr frische Luft in den Raum dringen konnte, während Joanna zu Victorian eilte. Er lag zusammengerollt auf der Seite und stöhnte leise. Vorsichtig befühlte sie seine Stirn, sie war normal warm. „Wie geht es Euch, Victorian?“
    „Schlecht.“ Er drehte langsam seinen Kopf zu ihr. Sein Gesicht war bleich. „Aber ich komme alleine zurecht, Lady Joanna.“
    Joanna blickte ihn amüsiert an. „Macht Euch keine Sorgen, Victorian“, sagte sie. „Ich habe schon Schlimmeres gesehen und gerochen. Ihr habt Euch vermutlich nur den Magen verdorben. Habt Ihr seit dem Mittagessen noch etwas zu Euch genommen?“ Als er verneinte, fuhr sie fort: „Ich bereite Euch einen Kräutersud, der Eurem Bauch Linderung verschaffen wird.“
    Joanna verließ den Raum, und Eloïse trat, mit der Waschschüssel unter dem Arm, an Victorians Bett. Er wollte etwas sagen, doch dann schloss er die Augen, und sein Gesicht verzog sich im Schmerz. Rasch ging sie zu ihm und hielt seine Hand. Es dauerte eine Weile, bis sich sein Körper entspannte und er die Augen wieder öffnete.
    „Eloïse, du musst dich nicht um mich kümmern.“ Er keuchte. „Das habe ich mir mit meinem Verhalten in den letzten Tagen nicht verdient.“
    „Es ist dir wohl kaum vorzuwerfen, dass du deine freie Zeit mit deiner zukünftigen Ehefrau verbringst.“ Sie tauchte ein Tuch ins Wasser, wrang es aus und säuberte sorgsam sein Gesicht. „Heb mal den Kopf, dein Kissen ist schmutzig“, sagte sie und nahm das Kissen aus dem Bett. „Dein Ärmel hat auch etwas abbekommen“, stellte sie fest.
    „Schon wieder ein Hemd ruiniert.“ Er lächelte matt. „Wobei mir die Tinte lieber war.“
    „Mir auch.“
    „Eloïse, wenn du dich ekelst ...“
    „Dir zu helfen, ist nicht eklig“, entgegnete sie und öffnete die Knöpfe seines Hemdes. Er stützte sich auf die Unterarme, und sie schob es über seine Schultern, streifte es von seinen Armen und warf es zu dem Kissen am Boden. „Leg dich wieder, bevor dir übel wird“, sagte sie und breitete die Decke, die heruntergefallen war, über ihm aus. Schließlich setzte sie sich auf die Bettkante. „Heute Abend geht es dir bestimmt schon besser“, tröstete sie ihn und legte nach einem kurzen Zögern ihre Hand auf seine Brust. Sofort rief die Wärme seiner Haut Erinnerungen in ihr wach, und Eloïse spürte wieder das alte Vertrauen zu ihm, das sie längst verloren geglaubt hatte.

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