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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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kaum über persönliche Bekanntschaften zu anderen Adelshäusern.
    „Selbstbewusste Männer mit hohem Standesbewusstsein“, ergänzte Jake und blickte auf das rote Band um Ians Handgelenk. „Das wird verdammt schwierig für dich werden, Ian.“
    Ian schnaubte. „Ich bin ein Ehrloser und kein Aussätziger!“, rief er.
    „Ich will dir deine Illusionen nicht nehmen“, entgegnete Jake ruhig, „aber in ihren Augen ist das ein und dasselbe.“
    Ian antwortete nichts. Er hoffte sehr, die Studenten würden ihm unvoreingenommen gegenübertreten und ihn nach seinem Können als Lehrer und nicht nach seiner Standeszugehörigkeit beurteilen.
    Mit dem Zeigefinger tippte Joanna auf die letzten zwei Einträge auf der Liste. „Ich schätze, diese beiden werden das größte Problem.“
    Ian blickte ihr über die Schulter und las laut: „Victorian of Walraven, Raine of Skoken Islands.“
    „Victorian ist das einzige Kind des Dukes of Walraven, dem mächtigsten Mann hinter dem König“, erklärte Galad. „Raine ist der erstgeborene Sohn des Barons der Skoken Inseln. Beide Familien sind sich … das Wort spinnefeind trifft es wohl am besten. Frag bei Gelegenheit Bennett danach, dieser Konflikt hat ihm schon etliche graue Haare verursacht.“
    Jake klopfte Ian auf die Schulter. „Auf jeden Fall wird dein ganzes pädagogisches Geschick gefragt sein, wenn sich die beiden mit gezogenen Schwertern in der Waffenhalle gegenüberstehen.“
    „Ich befürchte, die Schwierigkeiten werden sich nicht auf die Waffenhalle beschränken“, erwiderte Galad düster. „Unser aller pädagogisches Geschick wird gefragt sein im kommenden Ausbildungsjahr.“
    „Das reicht!“ Joanna stand auf und schob ihren Stuhl zurück. „Ich gehe zu Bett, bevor ich bereue, nicht im Jagdhaus geblieben zu sein.“
    „Warte!“ Jake erhob sich und griff in die Tasche seines Wamses. „Ich habe noch etwas für dich.“ Er trat zu Joanna, umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Alles Gute nachträglich zu deinem sechsundzwanzigsten Geburtstag, Schwesterchen“, sagte er und legte zwei mit Perlmutt verzierte Haarspangen in ihre Hand.
    Erfreut sah Joanna ihn an. „Sie sind wundervoll, Jake, danke.“
    Galad war ebenfalls aufgestanden und zu ihr getreten. „Meine herzlichsten Glückwünsche, und wie immer ein Buch als Geschenk. Ein neues Werk über Kräuter, sehr empfehlenswert, wurde mir gesagt.“
    „Was hat Ian dir geschenkt?“, wollte Jake von Joanna wissen.
    „Ich … ich wusste nichts von ihrem Geburtstag“, gab Ian peinlich berührt zu. Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit, aber auch Schuld, denn er hatte überhaupt nicht daran gedacht, Joanna nach ihrem Geburtstag zu fragen. Er stand auf und berührte sie am Oberarm. „Warum hast du es mir verschwiegen?“
    „Ich habe es dir nicht gesagt, weil die Sache an deinem Geburtstag im Februar so furchtbar schiefgelaufen ist.“ Sie senkte den Kopf. Damals hatte Ian ihr Geschenk und ihre Glückwünsche abgewiesen und sie aufs Abscheulichste beleidigt. Inzwischen wusste sie, dass es zu seinem Plan gehört hatte, sie von ihm fernzuhalten, doch die Erinnerung war trotzdem noch äußerst unangenehm. „Bitte sei mir nicht böse“, bat sie. „Lass uns nächstes Jahr richtig feiern.“
    Ian nickte versöhnt und legte seinen Arm um ihre Taille. „Welcher Tag war es?“
    „Ich bin am achten Mai geboren.“ Joanna hob den Blick. „Die Reise, die uns letztes Jahr nach Darkwood geführt hatte, war ein Geschenk von Jake zu meinem Geburtstag gewesen.“
    „Apropos Geschenk“, sagte Ian, während er sie aus der großen Halle führte. „Die Schreibrolle, die du versucht hattest, mir zum Geburtstag zu schenken, ist einmalig schön und liegt vollkommen unbenutzt in meinem Kleiderschrank.“
    Joanna blieb stehen und stemmte die Hände in die Taille. „Ich hatte sie nicht von einem Händler gekauft!“, rief sie. Die Empörung über seinen einstigen Vorwurf saß immer noch tief.
    „Das weiß ich doch!“ Ian lachte. „Du hast sie selbst genäht.“
    „Schuft!“ Sie boxte ihm in die Seite. „Dann benutz sie ab jetzt gefälligst!“
     
    Jake sah Joanna und Ian nach, wie sie gemeinsam die Halle verließen und sich nach dem Durchschreiten der Tür trennten. Er war erleichtert, dass die beiden seinen Besuch bei dem Viscount of Adcoque scheinbar vollkommen vergessen hatten. Und er würde den Teufel tun, sie daran zu erinnern – denn das Bankett hatte für ihn in einem Desaster geendet, und er

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