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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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mich verstanden, Lissy?“
    Das junge Mädchen nickte eifrig, und Hannah wandte sich an Joanna und Ian. „Es wird doch eine Hochzeit geben, oder?“
    Joanna und Ian beeilten sich, ebenso eifrig zu nicken wie Lissy.
    Die Köchin schien besänftigt und erklärte Lissy: „Lord Ian hat vor einem Jahr das Leben meines Mannes Miles gerettet. Sollte ich – oder Miles – von irgendjemand Geschwätz hören, das Lord Ian oder Lady Joanna schadet, kann sich derjenige auf etwas gefasst machen!“
    „Ich sehe Ian gar nicht“, erklärte Lissy erschrocken, stellte mit gesenktem Blick das Tablett auf dem Nachttisch ab und eilte vor Hannah aus dem Zimmer hinaus.
    Die Tür schloss sich hinter den beiden Frauen, und Joanna und Ian sahen sich erleichtert an, als die Tür erneut aufgerissen wurde – diesmal von Jake.
    „Ich habe alles mitbekommen, das war verdammt knapp!“, rief er wütend. „Ich hatte etwas von absoluter Diskretion gesagt!“
    „Dann hör auf rumzubrüllen!“, befahl Joanna. „Sonst weiß es wirklich bald jeder.“
    Jake schnaubte. „Komm, Lord Ian , du frühstückst mit mir in der großen Halle. Und du, Joanna, zieh dir endlich etwas an!“
     
    Einige Zeit später betrat Ian die Waffenhalle. Er durchquerte die Kampffläche und öffnete die vier großen Flügeltüren, die dem Eingang gegenüberlagen, um Luft und Tageslicht hereinzulassen. Anschließend ging er zu einer der beiden Türen, die sich an der rechten kurzen Seite der Halle befanden. Hinter der vorderen Tür befand sich ein Umkleideraum für die Kämpfer, doch Ian öffnete die zweite Tür, hinter der die Waffenkammer lag. Durch schmale, hoch angebrachte Fensterluken fiel Licht in den kleinen Raum, und Ian erkannte sofort, dass sich die Waffenkammer in dem katastrophalen Zustand befand, wie er sie in Erinnerung hatte. Unzählige Kisten und Körbe standen überall verteilt, vollgefüllt mit Schwertern und Degen verschiedenster Ausfertigungen, die achtlos hineingeworfen worden waren. Die hölzernen Gestelle, die ursprünglich für die sorgfältige Aufbewahrung der Waffen gedacht waren, stapelten sich unbenutzt in einer Ecke. In einem Schrank lagen Feuerwaffen aller Art übereinander, Piken und Hellebarden steckten kreuz und quer in hohen Fässern, und auf Haken an den Wänden hingen Teile von Rüstungen, gefütterte Tuniken, Schilder und verbeulte Helme. Ian runzelte die Stirn. Das Durcheinander war ihm schon immer auf die Nerven gegangen, aber Adamo, der alte Fechtmeister, hatte sich darin scheinbar gut zurechtgefunden und auch darauf verzichtet, die Studenten zur Ordnung anzuhalten. Und durch die monatelange Pause war nun alles mit einer gleichmäßigen Staubschicht bedeckt, und Spinnenweben hatten sich in den Ecken gebildet.
    Ian rieb sich über das Gesicht. Nun, damit war seine erste Aufgabe klar: aufräumen! In einem solchen Chaos wäre er ständig am Suchen, außerdem war schätzungsweise die Hälfte der Gegenstände hier drin verrostet und unbrauchbar. Seufzend nahm er den ersten Korb mit Schwertern und trug ihn hinaus in die Waffenhalle.
    Am frühen Nachmittag hatte Ian es geschafft. Die Kammer war leer, und auch alle Aufbewahrungsbehälter hatte er zum Säubern in die Halle gebracht. Nur zwei große Truhen befanden sich noch in dem Raum. In einer bewahrte Jake seine Kampfausrüstung auf, die andere Truhe hatte Adamo gehört. Neugierig öffnete er den Deckel. Die Truhe war leer und schien nur darauf zu warten, dass er etwas hineinlegte. Ian schüttelte den Kopf. Sein Schwert und seinen Waffengürtel trug er stets bei sich, und andere Ausrüstung besaß er nicht: keinen Brustpanzer, keine Handschuhe, kein zweites Schwert, von Helm und vollständiger Rüstung ganz zu schweigen. Die Truhe würde wohl bis auf Weiteres leer bleiben. Er klappte den Deckel herunter und schob den Riegel vor – niemand musste sehen, wie mager sein Besitz war. Ian verließ die Kammer und wandte sich den Waffen zu, die verstreut auf dem Boden der Halle lagen. Er würde jeden Gegenstand einzeln auf seine Brauchbarkeit überprüfen müssen. Wenn er Glück hatte, war er in zwei Tagen mit dem Sortieren fertig.
    „Das ist ja ein hübsches Waffenarsenal!“
    Ian blickte auf und sah drei Soldaten der Burgwache am Eingang der Waffenhalle stehen.
    „Ihr dürft es euch gerne aus der Nähe betrachten“, lud er die Männer ein, und sie kamen interessiert heran. Als sie vor ihm standen, erkannte Ian sie wieder. Die drei waren dabei gewesen, als er Jake letzten Herbst aus den

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