Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
Reaktion wollte sie sich lieber nicht vorstellen! Es blieb ihr somit nichts anderes übrig, als ihn heimlich anzuhimmeln, seine Gegenwart zu genießen und ihn nach Abschluss der Akademie für immer aus ihrem Leben zu streichen!
    „Korin, träumst du?“
    Prospers Stimme schreckte Eloïse auf. „Was hast du gesagt?“, erkundigte sie sich.
    „Ich wollte wissen, wie das freie Training bei Ian so ist“, stellte Prosper seine Frage erneut. „Finley, Leroy und ich haben überlegt, ebenfalls dorthin zu gehen.“
    „Prima Idee“, erwiderte Eloïse erfreut, „das Training ist gut und ...“
    „… und für Korin nicht mehr so schweißtreibend, wenn ihr dabei seid“, vollendete Victorian grinsend den Satz.
    Eloïse wandte sich zu ihm. „Würdest du auch kommen?“, fragte sie hoffnungsvoll.
    Victorians Gesicht nahm einen distanzierten Ausdruck an. „Du wiederholst dich, Korin! Eher falle ich Raine um den Hals, als meine Meinung über den Fechtmeister zu ändern.“
    Sie blickte ihn vorwurfsvoll an. „Seine Meinung zu ändern, ist keine Schwäche, sondern ein Beweis von Stärke.“
    „Heb dir deine weisen Sprüche für Lord Lionsbridges Unterricht auf!“, erwiderte er schroff, schob ihr aber versöhnlich den Brotkorb zu. „Du solltest noch etwas essen, Korin. Mehr Kraft könnte dir nicht schaden, weder in der Waffenhalle noch bei deiner nächsten Kletterpartie.“
    Eloïses Wangen färbten sich rot. „Du hast davon gehört, was am See passiert ist?“
    „Ja, und ich bedauere, nicht dabei gewesen zu sein.“
    „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen“, erwiderte sie verdrießlich.
    „An dir ist heute wirklich ein Philosoph verloren gegangen“, stellte Victorian belustigt fest. „Und jetzt iss dein Brot!“
     
    Wenig später betrat Eloïse mit Victorian und den anderen Studenten die Waffenhalle zum Fechttraining. Ian wollte gerade mit dem Unterricht beginnen, als die Tür sich öffnete und der Earl of Greystone eintrat. Erfreut ging Ian auf ihn zu und begrüßte den Burgherrn.
    Der Earl nickte allen Anwesenden zu, bevor er erklärte: „Ich möchte mir heute Nachmittag dein Training ansehen, Ian.“
    Ians Tonfall blieb unverändert freundlich, als er Lord Greystone bat, auf der Tribüne Platz zu nehmen. Doch Eloïse bemerkte den harten Ausdruck, der in die Augen des Fechtmeisters getreten war, und begriff: Das Kommen des Earls war kein Höflichkeitsbesuch, es diente der Kontrolle. Auch die anderen Studenten schienen zu diesem Schluss gelangt zu sein.
    „Der Earl wird keinen Anlass zur Unzufriedenheit mit Ian finden“, raunte Raine ihnen zu. „Jedenfalls von meiner Seite aus nicht.“
    „Man kann sich ja denken, aufgrund wessen Berichts der Earl hier ist“, sagte Harper. „Bei einem Becher Wein plaudert es sich ganz gut, nicht wahr, Victorian?“
    „Es ist unter meiner Würde, darauf zu antworten.“
    Eloïse zog Victorian von den anderen weg zur Seite. „Ich hätte es gerne gewusst“, sagte sie leise. „Hast du dich beim Earl über Ian beschwert?“
    Victorian warf ihr einen eisigen Blick zu. „Traust du mir das zu?“
    „Immerhin hast du auch Ians Waldlauf verweigert.“
    „Ich habe ihn nicht verweigert, ich habe verschlafen, weil ich am Abend zuvor mit dem Earl zu viel getrunken hatte“, erklärte er. „Im Übrigen habe ich mich gestern nach meiner Rückkehr für mein Fehlen bei Ian entschuldigt.“
    „Das wusste ich nicht“, gab Eloïse zu.
    „Ich habe dem Earl nichts von meiner Unzufriedenheit mit dem Fechtmeister gesagt, das ist eine Sache zwischen Ian und mir. Reicht dir mein Wort, oder verlangst du einen Schwur?“
    „Dein Wort ist genug“, antwortete sie. Aber wer hatte dem Earl dann von den Differenzen zwischen Ian und einzelnen Studenten etwas verraten? An bloßen Zufall glaubte Eloïse nicht.
    Das Training begann und alle Studenten übten fleißig und ausdauernd. Selbst Victorian verkniff sich jede abfällige Bemerkung und konzentrierte sich auf Leroy, den Ian ihm als Partner zugewiesen hatte.
    Am Ende der Stunde erhob sich der Earl von der Tribüne und trat zu Ian. „Der Aufbau deines Unterrichts ist gewöhnungsbedürftig, erfüllt aber seinen Zweck.“ Er verabschiedete sich von allen und ging zur Tür, blieb aber nach ein paar Schritten stehen und wandte sich um. „Ian, Lord Tennison ist morgen und übermorgen nicht in der Burg. Du übernimmst seinen Unterricht.“ Er bemerkte Ians Stirnrunzeln. „Du solltest kein Problem damit haben, den

Weitere Kostenlose Bücher