Das rote Flugzeug
seinem Rücken. Er drehte sich um und blickte den schäbig gekleideten Mann, der dort stand, erstaunt an.
»Bony!« rief er erfreut. »Natürlich, kommen Sie rein. Wir haben uns schon Gedanken gemacht, wo Sie geblieben sind.«
»Achten Sie bitte nicht auf mein Aussehen«, sagte Bony. »Wenn Sie erlauben, schließe ich die Tür. Hätten Sie vielleicht ein Glas Sodawasser für mich – mit einem Schuß Kognak?«
Ohne ein Wort eilte Nettlefold zum Büffet.
»Ich habe gesehen, daß Sie Besuch haben – ah! Danke!« fuhr Bony fort. »Da wollte ich mich nicht gern in diesem Aufzug zeigen, darum habe ich gewartet, bis sich eine Gelegenheit bot, unbemerkt hereinzukommen. Vielleicht können Sie mich nachher in eines der Gästezimmer schmuggeln, damit ich mich ein bißchen aufmöbeln kann.«
»Aber sicher. Ihr Zimmer wartet auf Sie. Aber wo sind Sie gewesen? Cox hat jeden Tag angerufen und nach Ihnen gefragt.«
»Ich habe eine ruhige kleine Wanderung unternommen«, berichtete Bony. »Es gab verschiedene Fragen, auf die ich Antworten wollte. Wie geht es der Patientin?«
»Unverändert. Knowles ist eben mit einem Spezialisten aus der Stadt gekommen, einem Dr. Stanisforth. Er will sich die junge Frau nach dem Mittagessen ansehen. Das Essen ist übrigens fertig. Sie sind sicher hungrig.«
»Nicht allzusehr. Ich habe mich gewissermaßen von den Früchten des Feldes genährt. Darf ich Ihre Großzügigkeit noch einmal in Anspruch nehmen und Sie bitten, einen weiteren Gast in Ihrem Haus aufzunehmen?«
»Gern. Wir haben Zimmer genug.«
»Gut. Dann rufen Sie doch, wenn ich verschwunden bin, Sergeant Cox an, und bitten Sie ihn, über Nacht herzukommen. Verraten Sie ihm nicht, daß ich zurück bin. Sagen Sie nur, daß Sie von mir gehört haben.«
»In Ordnung. Ich seh’ mal nach, ob die Luft rein ist.«
Die anderen waren schon beim Essen, als Bony ins Speisezimmer kam. Frisch gebadet und rasiert, in einem leichten hellgrauen Anzug, wirkte er wie verwandelt. Aus dem zerlumpten Buschläufer war der kultivierte Inspektor geworden, der in dieser Gesellschaft mehr in seinem Element war als Nettlefold, der Gastgeber.
»Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht, Mr. – äh, ich meine, Bony«, bemerkte Elizabeth.
»Wirklich? Ich danke für Ihre Fürsorge, Miss Nettlefold«, erwiderte er. »Meine Arbeit war nicht ganz ohne Vergnügen. Wie sind Sie denn mit dieser Sandwolke neulich abend fertig geworden?«
»Die war toll, nicht? Zum Glück hat uns Ned Hamlin schon vorgewarnt. Trotzdem sah es hier hinterher schauderhaft aus. Wir haben Eimer voll Sand hinausgetragen.«
Das Thema lieferte genug Stoff für das ganze Mittagessen, und als die beiden Ärzte danach mit Elizabeth hinausgegangen waren, um nach der Patientin zu sehen, zogen sich Nettlefold und Bony ins Arbeitszimmer zurück.
»Ah, es tut gut, sich wieder mal in einen bequemen Sessel zu setzen«, meinte Bony. »Ich bin fast nur marschiert, und nachts habe ich auf der Erde geschlafen und festgestellt, daß ich nicht mehr so zäh und wendig bin wie früher.«
Nettlefold lachte. »Als ich jung war«, sagte er, »habe ich mit Wonne im Freien genächtigt – nur mit einer wasserdichten Matte, einer Decke und meinem Sattel als Kopfpolster. Jetzt brauche ich eine Matratze, ordentliches Bettzeug und ein Federkissen. Hat sich Ihre Wanderung wenigstens gelohnt?«
»Ja – und nein. Aber erzählen Sie mir erst, was hier los war?«
»Ach, es lief eigentlich alles wie gewöhnlich, nur daß ich Elizabeth dazu gebracht habe, mal eine Weile keinen Nachtdienst mehr zu machen. Ted Sharp sitzt weiterhin nachts auf der Veranda oder macht Rundgänge. Ich halte es nicht für wahrscheinlich, daß der Kerl noch einmal einen Anschlag auf die Patientin wagt.«
»So unwahrscheinlich ist das leider nicht«, widersprach Bony. »Wir dürfen weder Ihre Tochter noch die Haushälterin – ganz zu schweigen von der Patientin – einem Anschlag aussetzen. Wie viele Leute haben Sie hier angestellt?«
»Vierzehn mit dem Koch für die Leute, einem Pferdeknecht, einem chinesischen Gärtner und einem Handwerker.«
»Und wie viele von ihnen halten sich für gewöhnlich auf der Farm auf?«
»Zwei, mit dem Gärtner.«
»Sind neue Leute darunter?«
»Nein. Der letzte, der eingestellt wurde, ist seit mehr als einem Jahr hier. Ted Sharp arbeitet seit elf Jahren für mich.«
Bony zog ein klein wenig die Brauen hoch. »Woher kommt er eigentlich?«
»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich habe ihn nie gefragt.
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