Das rote Flugzeug
auf Cox’ rotem Gesicht aus. »Ich habe nie ernstliche Schwierigkeiten mit ihm gehabt«, antwortete er. »Und das freut mich um seiner Eltern willen, die hochanständige Leute sind. Eine alte Pionierfamilie, wissen Sie. Der junge Oliver hatte immer mehr Geld, als für ihn gut war. Er trinkt eine ganze Menge, und er spielt. Dieses Mädchen, Berle Mannock, mit der er ein Kind hat, ist übrigens nicht mit Berle Saunders identisch. Sie wohnt in Brisbane. Ich hab’ den jungen Oliver nie gemocht, und es gibt kaum Leute, die ihn mögen. Der einzige Sohn, ein verwöhnter Bursche, der von Anfang an zuviel Taschengeld hatte.«
»Sie betonen die Tatsache, daß er viel Geld hat«, bemerkte Bony, »aber soweit ich hörte, war sein Vater nach der Geschichte mit dieser Berle Mannock nicht mehr so großzügig. Er gibt seinem Sohn nur noch drei Pfund die Woche.«
»Wer hat Ihnen denn das erzählt?« fragte Cox.
»Der Vater persönlich. Aber ich habe den jungen Oliver kennengelernt, und ich schätze ihn ähnlich ein wie Sie.«
»Drei Pfund die Woche! Ich wette, der gibt allein drüben im Pub in einer Woche mehr als das aus.«
»Was meinen Sie, könnte er ein Flugzeug fliegen?«
»Ich hab’ nie gehört, daß er fliegen gelernt hat«, erwiderte Cox. »Er hat mal zwei Jahre bei einem Immobilienmakler in Adelaide gearbeitet. Vielleicht hat er da das Fliegen gelernt, aber ich glaube, dann hätten wir hier davon gehört. Warum fragen Sie?«
»Weil ich nach langer Suche, die mich viele Tage gekostet hat, in der Nähe einer unbewohnten Hütte auf dem Gelände von Windy Creek die Reifenspuren von Loveacres rotem Flugzeug entdeckt habe. Die Sandwolke hatte die Spuren nicht verwischt. Damit wäre erklärt, warum die Maschine vom Hotel in Golden Dawn bis zur Straßengabelung neunzig Minuten brauchte. Der Dieb flog zu der Hütte auf Windy Creek, um seine Passagierin abzuholen. So sieht es jedenfalls aus, wenn ich auch in der Hütte keinerlei Spuren ihrer Anwesenheit gefunden habe.«
Cox sagte nichts. Er hatte Bony insgeheim verdächtigt, zu seinem Vergnügen in der Landschaft herumzugondeln, anstatt sich um seine Arbeit zu kümmern. Von der Vorderveranda waren schnelle Schritte zu hören, eine Gestalt lief an der Bürotür vorbei, und gleich darauf hörten Bony und Cox eine jugendliche Stimme.
»Hallo, Mama. Was gibt’s zu essen?«
Vi Cox’ Antwort war so gedämpft, daß sie sie nicht hören könnten.
»Das ist wohl James junior?«
»Richtig«, bestätigte Cox. »Was gibt’s zum Frühstück? Was gibt’s heut mittag? Was gibt’s heut abend? Das ist immer das erste, was er wissen will.«
»Ich kenne das.« Bony lachte. »Haben Sie sonst noch etwas für mich?«
»Ja. Ich habe einen Mann in der Zelle. Seit zwei Tagen. Aber die Flugzeugspuren draußen auf Windy …«
»Darüber unterhalten wir uns später. Ist der Mann in Ihrer Zelle der Landstreicher, der in der Nacht vom 28. Oktober an der Straßengabelung kampierte?«
»Ja. Er tippelte nach Golden Dawn zurück, weil er gehört hatte, daß es auf Olarie Downs Arbeit gibt. Ich habe ihn mir sofort geschnappt, genau wie Sie es wollten. Er hat sich nicht gewehrt, als ich ihm einige Andeutungen machte und ihm versprach, ihm Arbeit zu besorgen. Soll ich ihn herbringen?«
»Ja, unbedingt. Ist eigentlich noch keine Meldung über die Ankunft des Eingeborenenhäuptlings gekommen, den ich holen lassen wollte?«
»Nur daß Captain Loveacre den Auftrag übernommen hat, ihn abzuholen und herzubringen.«
»Dann müßten wir bald etwas Definitives hören. Ja, schön, bringen Sie den Mann jetzt her.«
Zwei Minuten später führte Cox einen langen, dünnen, schäbig gekleideten Mann herein, der Bony aus wachen hellbraunen Augen musterte.
»Das ist Edward Henry Joyce«, sagte Cox in amtlichem Ton. Und zu dem Landstreicher gewandt: »Das ist Inspektor Bonaparte von der Kriminalpolizei.«
»Der Sergeant hat mir erzählt, daß Sie etwas Urlaub machen«, meinte Bony lächelnd.
»Ja, es iss ‘n richtiger Erholungsurlaub«, bestätigte Joyce. »Ich krieg’ drei Mahlzeiten am Tag und morgens um elf und abends um sieben ‘ne Flasche Bier. Kann mich nicht beschweren.«
»Ah, das freut mich, daß Sie keine Klagen haben«, sagte Bony.
»Ich werd’ mich doch nicht beklagen nach allem, was die Frau vom Sergeant für mich getan hat, als ich das letzte Mal hier war.«
»Wären Sie einverstanden damit, noch eine Woche zu bleiben?«
»Meinetwegen auch zwei.«
»Wer weiß, daß Mr. Joyce hier ist,
Weitere Kostenlose Bücher