Das Rote Kornfeld
nicht mein Stil. Er glaubt, er könne uns dazu bringen, dass wir uns ihnen anschließen.»
Als die Männer zwischen den Hirsepflanzen saßen, zog Fang Sechs Pfeife und Tabak, Feuerstein und Stahl hervor. Der Stahl war schwarz, der Stein braun wie gekochte Hühnerleber. Der Feuerstein knisterte, als er auf den Stahl traf, und versprühte große dicke Funken, von denen einer auf dem Hirsedocht landete, den Fang Sechs zwischen den Fingern hielt. Er pustete darauf, und ein weißer Rauchfaden stieg auf. Der Docht wurde rot. Er steckte seine Pfeife an und nahm einen tiefen Zug. Kommandant Yu atmete schwer aus und rümpfte die Nase. «Mach die Pfeife aus», sagte er. «Glaubst du, die Japaner trauen sich auf die Brücke, wenn sie den Rauch riechen?»
Fang Sechs nahm rasch noch ein paar Züge, bevor er seine Pfeife ausmachte und wegsteckte. «Also jetzt, alle Mann, verteilt euch über den Abhang, damit wir bereit sind, wenn die Japaner kommen.»
Allmählich wurden die Trupps, die mit der Waffe in der Hand am Abhang lagen, nervös, denn sie wussten, dass sie einem starken Feind gegenüberstanden. Vater lag neben Kommandant Yu. Der fragte: «Hast du Angst?»
«Nein», antwortete Vater energisch.
«Gut», sagte Kommandant Yu. «Du bist ein echter Sohn deines Pflegevaters. Du wirst mein Adjutant sein. Wenn es losgeht, rühr dich nicht von meiner Seite. Ich werde dich brauchen, um Befehle weiterzugeben.»
Vater nickte. Seine Augen klebten voll Gier an den Pistolen in Kommandant Yus Gürtel: einer großen und einer kleinen.
Die eine, größere, war ein deutscher Selbstlader, die andere, kleinere, ein französischer Browning. Beide hätten spannende Geschichten erzählen können.
Aus Vaters Mund drängte sich ein Wort: «Pistole!»
«Willst du eine haben?»»
Vater nickte. «Pistole!»
«Weißt du, wie man damit umgeht?»
«Ja!»
Kommandant Yu zog den Browning aus dem Gürtel und inspizierte ihn sorgfältig. Er war abgenutzt, und die Emaillierung war schon lange abgegangen. Er zog den Bolzen zurück und ließ eine Patrone mit Kupferhülse herausspringen. Er warf sie in die Luft, fing sie auf und schob sie in das Magazin zurück.
«Da», sagte er, «benutze sie so, wie ich es getan habe.»
Vater nahm die Pistole in die Hand. Er musste daran denken, wie Kommandant Yu damit vor ein paar Tagen eine Trinkschale zerschmettert hatte.
Die Mondsichel stieg am Himmel auf und lastete schwer auf den laublosen Zweigen. Vater ging mit einem Krug und einem Messingschlüssel zur Brennerei, um Schnaps für Großmutter zu holen. Er öffnete das Tor. Das Gelände war vollkommen ruhig, der Maultierstall pechschwarz, über der Brennerei lag der Gestank von faulendem Getreide. Er nahm den Deckel von einem der Fässer, und im Mondlicht spiegelte sich sein hageres Gesicht im weißen Schnaps. Er hatte kurze Augenbrauen und dünne Lippen. Seine eigene Hässlichkeit überraschte ihn. Er tauchte den Krug in das Fass. Leise gurgelnd füllte er sich. Als er den Krug hob, fiel die übrige Flüssigkeit laut plätschernd ins Fass zurück. Er erinnerte sich an das Fass, in dem Großmutter ihr blutüberströmtes Gesicht gewaschen hatte. Jetzt saß sie im Haus und trank mit Kommandant Yu und Zugführer Leng. Leng war schon ziemlich betrunken; jedenfalls war er Großmutter und Kommandant Yu nicht gewachsen.
Vater ging zu dem anderen Fass hinüber. Ein Mühlstein lag auf dem Deckel. Er stellte den Krug ab und mühte sich, den Mühlstein herunterzuschieben. Der rollte gegen ein anderes Fass und schlug ein Loch in den Boden. Aus dem lecken Fass tropfte Hirsebrand auf die Erde. Er kümmerte sich nicht um das beschädigte Fass, sondern öffnete den Deckel des Fasses, vor dem er stand. Sofort stieg ihm der Geruch von Onkel Luohans Blut in die Nase, und er sah Onkel Luohans blutenden Kopf und Großmutters blutverschmiertes Gesicht vor sich. In dem Schnapsfass erschienen und verschwanden zwei blutende Gesichter. Vater tauchte den Krug ins Fass, füllte ihn mit dem blutgetränkten Hirsebrand und trug ihn mit beiden Händen ins Haus.
Auf dem Tisch, an dem Kommandant Yu und Zugführer Leng saßen, brannten helle Kerzen. Die beiden starrten einander schwer atmend an. Großmutter stand zwischen ihnen. Ihre linke Hand lag auf Lengs Pistole, die rechte auf Yus Browning. Vater hörte, wie Großmutter sagte: «Auch wenn ihr euch nicht einigen könnt, dürft ihr Ehre und Gerechtigkeit nicht vergessen. Dies ist weder die Zeit noch der Ort, zu streiten. Lasst eure Wut
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