Das Rote Kornfeld
nach ihm.
«Schwarze Maultiere», murmelte Onkel Luohan, «schwarze Maultiere, lasst uns gemeinsam fliehen.» Zornig stampften die Maultiere, die ihr Gebiet verteidigen wollten, mit den Hufen. Sie erkannten ihren Herrn nicht, und er wusste nicht, dass der Geruch von getrocknetem Blut und frischen Wunden ihn für sie zum Fremden gemacht hatte. Verwirrt und ärgerlich machte er einen Schritt vorwärts und rannte gegen einen Maultierhuf, der ihn an der Hüfte traf und in die Luft schleuderte. Er lag auf dem Boden und fühlte sich wie betäubt. Das Maultier bockte noch immer und schlug aus. Die Hufeisen glänzten wie kleine Mondsicheln. Onkel Luohans geschwollene Hüfte fühlte sich nutzlos und unbrauchbar an. Mühsam richtete er sich auf, nur um wieder hinzufallen. Sobald er auf dem Boden lag, versuchte er wieder auf die Füße zu kommen. Wieder krähte im Dorf mit schwacher Stimme der Hahn. Die alles einhüllende Dunkelheit wich dem Licht der Sterne. Die Leiber und die Augäpfel der Maultiere wurden sichtbar.
«Ihr blöden Viecher!»
Wut stieg in seinem Herzen auf. Er torkelte über das Grundstück und suchte nach einer Waffe. Neben einem Bewässerungskanal fand er eine scharfe Metallhacke. Jetzt, wo er bewaffnet war, fluchte er laut, während er umherging, und vergaß die Männer und den Hund, die keine hundert Schritt weit entfernt waren. Er fühlte sich frei: Nur Angst kann die Freiheit verhindern.
Ein roter Hof umgab die Sonne, die im Osten aufging, und die Hirse war so still, als wolle sie bersten. Onkel Luohan ging auf die Maultiere zu. Er trug die Rosenfarbe des Morgengrauens in den Augen und bitteren Hass auf die schwarzen Maultiere im Herzen. Die Maultiere standen ruhig und reglos da. Onkel Luohan holte mit seiner Hacke aus, zielte auf das Hinterbein des einen Maultiers und schlug mit aller Kraft zu. Ein kalter Schatten fiel über das Bein. Das Maultier schwankte ein paar Mal hin und her, richtete sich auf und gab ein tierisches, wütendes, betäubendes, gewaltiges Wiehern von sich. Dann richtete sich das verwundete Tier auf und überschüttete Onkel Luohans Gesicht mit einem Schwall von heißem Blut. Er schlug die Hacke in das andere Hinterbein. Dem schwarzen Maultier entfuhr ein Seufzer. Sein Rumpf fiel der Erde entgegen, und es senkte sich schwer auf den Boden. Mit den Vorderbeinen hielt es sich aufrecht, der Hals wurde vom Halfter hochgerissen. Aus weit geöffnetem Maul schrie es den blaugrauen Himmel an. Die Hacke, die unter dem Rumpf des Maultiers eingeklemmt war, zerrte Onkel Luohan in die Hocke. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihm, die Hacke herauszureißen, deren scharf geschliffene Kante mit dem Schienbein des Maultiers verwachsen schien.
Das zweite Maultierschaute blöd auf seinen gestürzten Gefährten und stieß mitleiderregende Schreie aus, als weine es oder flehe um sein Leben. Onkel Luohan ging auf das Tier zu und schleifte seine Hacke hinter sich her. Das Maultier wich so erschreckt zurück, dass der Haltestrick fast gerissen wäre und der Pfosten knirschte. Dunkelblaue Lichtstrahlen entströmten seinen faustgroßen Augen.
«Hast du Angst? Verdammtes Vieh! Was ist aus deinem Stolz geworden? Verdammtes Vieh! Du verkommener, undankbarer, schmarotzender Bastard ! Du verlogener, verräterischer Hurensohn!»
Onkel Luohan schleuderte dem Tier eine obszöne Beschimpfung nach der anderen entgegen, riss seine Hacke in die Höhe und schlug nach dem langen rechteckigen Gesicht. Aber er traf den Pfosten. Er zerrte und zog, und schließlich gelang es ihm, die Hacke aus dem Holz zu ziehen. Das schwarze Maultier wehrte sich so heftig, dass seine Hinterbeine sich durchbogen, während sein schütterer Schwanz den Boden peitschte. Onkel Luohan zielte sorgfältig auf den Kopf des Tiers. Krachend landete die Hacke mitten auf der breiten Stirn. Dröhnend schlug Metall auf Knochen. Die Schwingungen durchfuhren den Stiel und erreichten Onkel Luohans Arme als stechender Schmerz. Aus dem geschlossenen Maul des schwarzen Maultiers drang kein Laut. Seine Beine und Hufe zuckten zornig, bevor es wie eine einstürzende Mauer zu Boden fiel und den Haltestrick durchriss. Ein Ende schaukelte vom Pfosten, das andere lag als Schleife neben dem Kopf des Maultiers. Onkel Luohan blieb schweigend stehen. Seine Arme hingen herab. Der glänzende Holzstiel der Hacke, die tief im Kopf des Tiers vergraben war, wies in spitzem Winkel zum Himmel.
Hundegebell, Rufe, Morgengrauen. Der geschwungene Umriss einer blutroten
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