Das Rote Kornfeld
an den Japanern aus.»
Wütend knurrte Kommandant Yu: «Bilde dir nicht ein, dass mir Wangs Regimentsfahnen und Signalhörner imponieren, du Arschloch ! Hier bin ich der König. Ich habe zehn Jahre im Feld gelebt, und ich scheiße auf deinen Idioten von Wang!»
Zugführer Leng grinste böse und sagte: «Bruder Zhan’ao, ich will nur dein Bestes, und Kommandant Wang auch. Wenn du uns dein Waffenlager übergibst, machen wir dich zum Bataillonskommandeur. Wang sorgt für Gewehre und Sold. Das ist doch etwas anderes als ein Banditenleben.»
«Wer ist hier ein Bandit? Und wer ist eigentlich kein Bandit? Jeder, der gegen die Japaner kämpft, ist ein Patriot und ein Held. Im letzten Jahr habe ich drei japanische Wachposten erwischt und drei Sturmgewehre eingesammelt. Du bist vielleicht kein Bandit, aber wie viele Japaner hast du umgebracht? Du hast doch keinem Japaner auch nur ein Haar gekrümmt.»
Zugführer Leng setzte sich und steckte eine Zigarette an.
Vater benutzte die Gesprächspause, um den Schnapskrug an den Tisch zu bringen. Großmutters Gesichtsausdruck veränderte sich, als sie den Krug nahm. Ärgerlich starrte sie Vater an. Dann füllte sie drei Schalen.
«In diesem Hirsebrand ist Onkel Luohans Blut», sagte sie. «Wenn ihr Männer seid, trinkt ihr ihn und geht dann los und vernichtet den japanischen Konvoi. Danach können von mir aus die Hühner nach links gehen und die Hunde nach rechts. Brunnenwasser und Flusswasser mischen sich nun einmal nicht.»
Sie hob ihre Schale und schlürfte geräuschvoll.
Kommandant Yu hob seine Schale, warf den Kopf in den Nacken und trank sie aus.
Zugführer Leng hob seine Schale, dann stellte er sie halbgeleert wieder ab. «Kommandant Yu », sagte er, «mehr vertrage ich nicht. Bis bald!»
Die Hand noch immer an der Pistole, fragte Großmutter: «Werdet ihr kämpfen?»
«Du brauchst nicht zu betteln»», stieß Kommandant Yu hervor. «Ich werde kämpfen, egal, ob er kämpft oder nicht.»
«Ich werde kämpfen», sagte Zugführer Leng.
Großmutter ließ den Revolver los, und Leng steckte ihn zurück ins Halfter.
«Zhan’ao», sagte Großmutter, «ich vertraue dir Douguan an. Nimm ihn übermorgen mit.»
Kommandant Yu sah meinen Vater an und fragte lächelnd: «Traust du dir das zu, Pflegesohn?»
Vater starrte verächtlich auf die festen gelben Zähne zwischen Kommandant Yus geöffneten Lippen und sagte kein Wort. Kommandant Yu nahm eine der Trinkschalen und stellte sie auf Vaters Kopf. Dann befahl er ihm, sich unter den Türrahmen zu stellen. Er zog seinen Browning und ging langsam in die Zimmerecke.
Vater sah zu, wie Kommandant Yu drei lange Schritte in Richtung Zimmerecke ging, drei langsame, gemessene Schritte. Großmutters Gesicht wurde aschfahl. Zugführer Lengs Mundwinkel verzogen sich zu einem verächtlichen Lächeln.
In der Ecke blieb Kommandant Yu stehen und drehte sich ruckartig um. Vater sah, wie er den Arm hob. Seine schwarzen Augen leuchteten in dunkelrotem Glanz. Die Pistole spuckte weißen Rauch. Vater hörte die Explosion über seinem Kopf. Rings um ihn fielen Tonscherben zu Boden. Eine davon landete auf seinem Hals. Achselzuckend ließ er sie in seine Hose gleiten, ohne einen Laut von sich zu geben. Großmutters Gesicht war blutleer und bleich. Zugführer Leng ließ sich schwer auf seinen Hocker fallen.
«Ein guter Schuss», sagte er nach einer Pause.
«Ein tapferer Junge», sagte Kommandant Yu stolz.
Die Pistole in Vaters Hand schien Tonnen zu wiegen.
«Ich brauche es dir nicht beizubringen», sagte Kommandant Yu, «schießen kannst du. Sag dem Stummen, seine Männer sollen sich bereitmachen.»
Die Pistole mit festem Griff umklammernd, schoss Vater durch das Hirsefeld, überquerte die Landstraße und stürzte auf den Stummen zu, der mit gekreuzten Beinen auf dem Boden saß und an einem grünlichen Stein sein Messer wetzte. Ein paar seiner Männer saßen, die anderen lagen auf dem Boden.
«Deine Männer sollen sich bereitmachen»», sagte Vater.
Der Stumme blickte ihn aus einem Augenwinkel an und fuhr schweigend fort, sein Messer zu wetzen. Dann nahm er ein paar Hirseblätter, wischte die Klinge blank und riss einen Getreidehalm aus, um die Schärfe zu prüfen. Der Halm war in zwei Teile gespalten, kaum dass er das Messer berührt hatte.
«Deine Männer sollen sich bereitmachen», wiederholte Vater.
Der Stumme steckte das Messer in die Scheide und legte es neben sich auf den Boden. Ein wildes Lächeln zog über sein Gesicht. Mit einer
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