Das Rote Kornfeld
der Eisengesellschaft waren an die Bäume gebunden. Ein Mann der Eisengesellschaft, der vielleicht vierzig Jahre alt sein mochte, weinte laut. Vater sah eine blasse Wunde auf seiner Stirn. Vielleicht war es eine Granatwunde. Die Tränen schienen in das Loch zu strömen. Der Jiao-Gao-Soldat neben ihm stieß ihn mit der Schulter an : «Weine nicht, Schwager ! Irgendwann werden wir uns an Zhang Zhuxi rächen.»
Der alte Soldat der Eisengesellschaft legte den Kopf auf die Schulter, um sein Gesicht an den schmutzigen Kleidern abzuwischen. Er schnüffelte: «Ich weine nicht um deine Schwester. Sie ist tot, und nichts in der Welt wird sie wiederbringen. Ich weine um uns. Wir beide stammen aus Nachbardörfern und sind miteinander verwandt. Wir haben einander jedes Mal angeblickt, wenn wir hochsahen oder den Kopf senkten. Verwandtschaft und Freundschaft verbanden uns. Wie ist es nur soweit gekommen? Ich weine um deinen Neffen, meinen Sohn Dayin. Er war erst achtzehn, als er mit mir in die Eisengesellschaft eingetreten ist, um deine Schwester zu rächen. Und bevor er sich rächen konnte, haben deine Leute ihn umgebracht. Ihr habt ihn mit dem Bajonett erstochen. Er lag auf den Knien vor euch. Ich habe gesehen, dass er auf die Knie ging, und ihr habt ihn trotzdem erstochen. Ihr widerlichen kaltblütigen Schweine ! Habt ihr denn keine Söhne zu Hause?»
Wutflammen trockneten die Tränen des alten Kämpfers. Er hob das verzerrte Gesicht zum Himmel und brüllte die Jiao-Gao-Soldaten an, denen ebenso wie ihm die Hände auf den Rücken gebunden waren. «Schweine! Ihr hättet gegen die Japaner kämpfen sollen! Oder gegen ihre gelben Marionetten! Warum habt ihr die Waffen gegen die Eisengesellschaft gekehrt? Ihr elenden Verräter. Ihr Vasallen des ausländischen Feindes ...»
«Übertreib nicht, Schwager!» ermahnte ihn der Jiao-Gao-Soldat.
«Wen nennst du hier Schwager? Hast du an deinen Schwager gedacht, als ihr eure verdammten Handgranaten auf uns geworfen habt? Habt ihr Jiao-Gao-Soldaten denn keine Familien? Habt ihr keine Frauen und Kinder?» Die Kopfwunde platzte unter dem Druck seiner Wut auf und gab einen Strom öligen schwarzen Bluts frei.
Ein Offizier der Jiao-Gao-Truppen sah sich veranlasst, auf die Vorwürfe des alten Mitglieds der Eisengesellschaft zu antworten : «Du siehst nur die eine Seite, alter Mann. Wenn eure Gesellschaft Füßchen Jiang nicht entführt und hundert Gewehre als Lösegeld verlangt hätte, hätten wir keinen Grund zum Kampf gehabt. Wir haben euch angegriffen, um uns die Waffen wiederzuholen, die wir brauchen, um gegen die Japaner zu kämpfen. Wir brauchten sie, um auf dem Schlachtfeld eine Chance zu haben und zur Vorhut des Widerstandskampfes zu werden!»»
Und Vater, der im Stimmbruch war, glaubte, sich einmischen zu müssen. «Alles hat angefangen, als ihr die Gewehre gestohlen habt, die wir im Brunnen versteckt hatten»», sagte er, zwischen Knurren und Quietschen wechselnd. «Wir haben ihn doch nur entführt, weil ihr die Hundepelze gestohlen habt, die wir an der Mauer trocknen wollten.»
Vater versuchte, den Schleim, der sich in seinem Mund gesammelt hatte, in das widerliche Gesicht des Jiao-Gao-Offiziers zu spucken. Aber er verfehlte sein Ziel und traf die Stirn eines hochgewachsenen, ein wenig buckligen Soldaten der Eisengesellschaft.
Der Soldat zog die Nase hoch und kniff die Augen zusammen. Sein Gesicht war wutverzerrt. Er reckte den Hals und rieb die Stirn an der Rinde der Weide, bis sie grün wurde. Aber der Schleim blieb kleben. Er wand sich in den Fesseln und beschimpfte Vater: «Douguan, du verdammtes Arschloch!»
Die Gefangenen lachten, auch wenn ihre Arme unter den Stricken allmählich taub wurden und ihre Zukunft höchst ungewiss war.
Aber Großvater grinste nur höhnisch und sagte: «Über was zum Teufel streitet ihr? Wir sind doch alle nur geschlagene Kämpfer.»»
Seine Worte verhallten in der Luft. Der verwundete Arm fühlte sich an, als zerre jemand heftig daran. Er riss den Körper herum, und der Strick lockerte sich. Füßchen Jiang lag mit aschfahlem Gesicht auf dem Boden. Eine klebrige Flüssigkeit, halb Blut, halb Eiter, quoll aus seinem verletzten Fuß, der geschwollen war wie ein Kürbis. Die Jiao-Gao-Soldaten wollten ihm zu Hilfe kommen, aber die Stricke, mit denen sie gefesselt waren, hielten sie zurück. Sie konnten ihren besinnungslosen Kommandanten nur hilflos ansehen.
Die Sonne kämpfte sich durch ein Nebelmeer, sandte goldene Strahlen in allen
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