Das Rote Kornfeld
Himmelsrichtungen aus und warf einen Mantel von Zärtlichkeit und überwältigender Liebe zu frischem Blut über das Land. Die Köche der Leng-Einheit bereiteten in den Töpfen, die gestern noch die Eisengesellschaft benutzt hatte, Hirsebrei. Das kochende Gemisch wurde immer dicker und klebriger und warf goldene Blasen so groß wie Fischköpfe, die im goldenen Licht platzten. Der Duft der Hirse mischte sich mit dem Gestank von Blut und faulendem Fleisch. Vier Soldaten der Leng-Einheit trugen zwei Türflügel zur Bucht, auf die sie große Brocken Pferdefleisch, darunter ganze Keulen, geladen hatten. Sie warfen ihren Gefangenen Blicke des Einverständnisses zu. Ein paar von ihnen starrten Füßchen Jiang, der auf dem Boden lag, mit leeren Blicken an. Andere sahen den bewaffneten Wachposten zu, die auf der nördlichen Dorfmauer patrouillierten. Im Morgenlicht glänzten ihre Bajonette wie silberne Schlangen. Wieder andere schauten auf die rosafarbenen Nebelschwaden hinaus, die vom Schwarzwasserfluß aufstiegen. Vater beobachtete die vier Leng-Soldaten, die am Ufer der Bucht das Pferdefleisch wuschen.
«Was für Unmengen Entengrütze», sagte ein Soldat, der so dürr war wie ein Reiher. «Die Bucht sieht aus wie grünes Pferdeleder.»
«Das ist das dreckigste Wasser, das ich je gesehen habe.»
«Man sagt, wer davon trinkt, kriegt Lepra.»
«Wie kommt das?»
«Vor vielen Jahren haben ein paar Leprakranke hier gebadet. Sogar die Kiemen und die Augen der Karpfen in der Bucht sind abgefault.»
«Was man nicht sehen kann, ist nicht schmutzig. Also ist Wasser etwas Sauberes.»»
Der hagere Soldat, der wie ein langbeiniger Reiher aussah, war im Uferschlamm steckengeblieben und versuchte mühsam, sich zu befreien. Seine japanischen Stiefel gaben ein saugendes, schmatzendes Geräusch von sich.
Vater dachte an den Hinterhalt am Schwarzwasserfluß, als die Soldaten der Leng-Einheit den toten Japanern die Stiefel ausgezogen hatten. Dann hatten sie sich hingesetzt, ihre Stoffschuhe ausgezogen und sie weggeworfen. Vater konnte sie immer noch sehen, wie sie in ihren hochgeschnittenen japanischen Stiefeln unsicher umherstolzierten wie frischbeschlagene Pferde oder Maultiere. Sie hatten zugleich stolz und ängstlich gewirkt.
Einer der Soldaten rührte mit einem Stock die dicke Decke von Entengrütze auf. Das Wasser darunter war so grün, dass es fast schwarz aussah. Die dichten Pflanzen, die zurücktrieben und das Loch wieder bedeckten, gaben ein klebrig gurgelndes Geräusch von sich, das Vater beunruhigte.
Eine braune Flussschlange schob ihren walnussgroßen Kopf durch die Entengrütze und erstarrte einen Augenblick, bevor der Rest des Körpers die Wasseroberfläche durchbrach. Sie begann, mit energischen Bewegungen rund um die Bucht zu schwimmen. In ihrem Kielwasser zog sich eine grüne Wellenlinie durch die Entengrütze, die so schnell wieder verschwand, wie sie entstanden war. Nach einer kurzen Strecke tauchte sie wieder unter, und die Wasserpflanzen raschelten.
Vater sah zu, wie die vier Soldaten die Schlange so aufmerksam beobachteten, dass sie nicht merkten, wie ihre Füße im Schlamm einsanken.
Die Schlange verschwand, und die Soldaten seufzten. Einer von ihnen begann wieder, die Pflanzendecke mit einem Stock aufzureißen. Einer seiner größeren Kameraden nahm eine Pferdekeule und tauchte sie geräuschvoll ins Wasser. Grüne Fontänen sprühten auf.
«Nicht so stark», beschwerte sich ein Soldat, der eine zweischneidige Axt in der Hand hielt. Der hochgewachsene Soldat schwenkte die Keule im Wasser und verteilte überallhin Entengrütze.
«Das langt», sagte der Soldat mit der Axt. «So sauber muss es auch wieder nicht sein. Es kommt ja schließlich in den Kochtopf.»
Der große Soldat warf die Pferdekeule wieder auf das Türblatt, und sein Kamerad ging mit der Axt darauf los. Die dumpfen Hiebe klangen wie Ruderschläge.
Vater sah zu, wie die Soldaten das Pferdefleisch wuschen, zerlegten, es auf den Türblättern zurücktrugen und Stück für Stück in die Töpfe warfen, die von Flammenzungen beleckt wurden wie Hahnenfedern. Einer der Köche spießte ein Fleischstück auf das Bajonett und hielt es ins Feuer, wo es sang und summte wie eine Grille.
In diesem Augenblick trat Zugführer Leng in sorgfältig gebürsteter Uniform aus dem Zelt, die Reitgerte in der Hand, um gemeinsam mit seinen Männern die Hunderte von Gewehren und die zwei Kisten Handgranaten zu inspizieren, die sie der Eisengesellschaft und dem
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