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Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Gras oder Heu und tränken Wasser oder Blut. Sie bewegten sich schneller als unsere beiden starken Maultiere mit ihren schlanken Beinen. Die mondförmigen Reifen drehten sich so schnell, dass sie gelbe Staubwolken in die Luft wirbelten. Allmählich konnte man erkennen, was sich in den Lastwagen befand. Als sie sich der Steinbrücke näherten, verlangsamte der erste Wagen seine Fahrt, so dass die Staubwolken ihn überholten, sich auf der Kühlerhaube niederließen und die zwanzig oder mehr Männer in Khakiuniform mit glänzenden Stahltöpfen auf dem Kopf verhüllten, die auf der Ladefläche standen. Später erfuhr Vater, dass man diese Töpfe Helme nannte. (Während der Kampagne für Hochöfen im Hinterhof wurde 1958 unser metallener Wok konfisziert. Also nahm mein Bruder einen Stahlhelm von einem Schrotthaufen mit nach Hause, und wir kochten darin über dem Holzkohlenfeuer. Vater starrte auf den Helm, dessen Farbe sich in Feuer und Rauch veränderte. Damals waren seine grünen Augen erfüllt von dem tragisch bewegenden Ausdruck eines alten Pferdes im Stall.)
    Die zwei mittleren Lastwagen waren mit kleinen Bergen von weißen Säcken beladen. Der hinterste beförderte wie der erste zwanzig oder mehr behelmte japanische Soldaten.
    Die Lastwagen hatten schon fast die Uferböschung erreicht. Die Reifen, die sich jetzt langsamer drehten, waren gewaltig und ungeschickt. Der quadratische Kühler des ersten Wagens erschien Vater wie der Kopf einer gewaltigen Heuschrecke. Der gelbe Staub legte sich, und laut furzend stießen die Wagen dunkelblauen Nebel aus.
    Eine Kälte, wie er sie noch nie verspürt hatte, stieg von Vaters Füßen in den Bauch auf, zog sich dort zusammen und erzeugte einen entsetzlichen Druck. Er zog den Kopf zwischen die Schultern. Seine Blase machte sich bemerkbar, und er musste so dringend pinkeln, wie ein Huhn mit dem Kopf wackeln muss. Er presste die Arschbacken zusammen, um nicht in die Hose zu machen. «Keine Bewegung, du kleiner Scheißer», sagte Kommandant Yu streng.
    Vater, der nicht mehr an sich halten konnte, fragte seinen Pflegevater, ob er den Hang hinab kriechen und pissen dürfe.
    Mit Kommandant Yus Einverständnis zog er sich ins Hirsefeld zurück und gab einen gewaltigen Strahl in der Farbe der roten Hirse von sich. Außerordentlich erleichtert warf er, als er fertig war, einen zufälligen Blick auf die Gesichter der Guerillakämpfer. Ihre Mienen waren so bösartig und furchteinflößend wie die Dämonenmasken im Tempel. Wang Wenyi starrte mit zwischen den Lippen hervorragender Zunge geradeaus. Seine Augäpfel waren reglos wie die einer Eidechse.
    Die Lastwagen glichen riesigen Raubtieren auf der Jagd, die den Atem anhalten, während sie voran kriechen. Vater roch einen aromatischen Duft. Gerade in diesem Augenblick tauchten Großmutter in ihrer verschwitzten roten Seidenjacke und Wang Wenyis keuchende Frau am Ufer des Schwarzwasserflusses auf.
    Großmutter trug Handkuchen an der Tragestange, Wang Wenyis Frau schleppte zwei Eimer mit Mungobohnensuppe. Entspannt blickten sie auf die elende kleine Brücke über dem Schwarzwasserfluß. Großmutter wandte sich zu Wang Wenyis Frau und sagte erleichtert: «Wir haben es geschafft, Schwägerin.» Seit ihrer Heirat hatte Großmutter ein bequemes und behagliches Leben geführt, und die Stange mit ihrer schweren Last hatte sich tief in ihre zarte Schulter gegraben und eine dunkle purpurfarbene Spur hinterlassen, die sie auf ihrer Reise aus dieser Welt ins Königreich des Himmels begleiten sollte. Der blaue Fleck wurde zum ruhmreichen Symbol einer heroischen Widerstandskämpferin.
    Vater sah Großmutter als erster. Während die anderen mit starrem Blick die langsam nahenden Lastwagen beobachteten, ließ ihn eine geheime Kraft nach Westen blicken. Er sah sie heranschweben wie einen prächtigen roten Schmetterling: «Mama ...»
    Sein Schrei wirkte wie ein Kommando. Ein Kugelhagel aus drei japanischen Maschinengewehren, die auf dem Führerhaus der Lastwagen montiert waren, pfiff durch die Luft. Der Klang war gedämpft und dumpf wie wehmütiges Hundegebell in einer Regennacht. Vater sah, wie zwei Kugeln zwei Löcher in Großmutters Jacke rissen. Erschreckt schrie sie auf und sackte dann zu Boden. Die Tragstange fiel über ihren Rücken. Ein Korb voll Handkuchen rollte die südliche Seite der Böschung herab, der andere die Nordseite. Schneeweiße Teigfladen, grüne Frühlingszwiebeln und gehackte Eier lagen auf beiden Seiten der Böschung im Gras

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