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Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Tragstange»», spottete Blatternacken. «Hast du Lust, mit mir Handkuchen zu essen?»»
    «Nein»», antwortete Yu Zhan’ao.
    «Dann verschwinde hier. Weil du noch ein Grünschnabel bist, darfst du deine Zunge behalten, damit du Frauen küssen kannst. Verschwinde und hüte deine Zunge!»»
    Yu Zhan’ao verließ rückwärts die Kneipe und wusste nicht, ob seine Wut oder seine Angst stärker war. So ungern er es zugab, Blatternacken hatte ihm mit seinem Benehmen Respekt eingeflößt. Trotzdem verabscheute er ihn.
    Yu Zhan’ao war in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Seinen Vater hatte er als kleiner Junge verloren und musste sich mit seiner Mutter mühsam von drei Morgen schlechtem Ackerland ernähren. Gelegentlich, aber nicht regelmäßig, half ihnen sein Onkel Yu Daya, der mit Maultieren handelte.
    Als er dann dreizehn oder vierzehn war, hatte seine Mutter ein Verhältnis mit dem Abt des Tianqi-Klosters. Der wohlhabende Mönch brachte öfters Reis und Nudeln mit, und jedes Mal, wenn er zu Besuch kam, schickte die Mutter den Jungen aus dem Haus und schloss die Tür ab. Wenn er von draußen fröhliches Lachen im Haus hörte, loderten Flammen der Wut in ihm auf. Am liebsten hätte er das Haus angezündet. Als er dann sechzehn war, trafen sich seine Mutter und der Mönch so regelmäßig, dass sich das ganze Dorf das Maul zerriss. Sein Freund, Hufschmied Cheng der Jüngere, schenkte ihm ein Kurzschwert. Damit brachte er in einer regnerischen Frühlingsnacht am Birnblütenbach den Mönch um. Die Birnbäume am Ufer standen in Blüte, und zarter Duft breitete sich in der feuchten Nachtluft aus.
    Nach dem Mord verließ Großvater das Dorf, verdiente sein Brot mit Gelegenheitsarbeit und wurde schließlich vom Spielteufel gepackt. Er wurde ein so leidenschaftlicher Spieler, dass sich seine Finger von den Kupfermünzen, die durch sie glitten, grün färbten. Als dann Cao Mengjiu, der große Feind des Glücksspiels, Bezirksrichter in Gaomi war, wurde Großvater beim Spiel auf einem Friedhof erwischt, bekam zweihundert Schläge mit der Schuhsohle, musste als Zeichen der Schande Hosen mit einem roten und einem schwarzen Bein tragen und zwei Monate lang die Straßen der Kreisstadt fegen.
    Nach Verbüßung seiner Strafe zog er in die Nordostgemeinde und verdingte sich bei der Dienstgesellschaft. Als er erfuhr, dass sich seine Mutter nach dem Tod des Mönchs im Türrahmen erhängt hatte, kehrte er eines Nachts heim, um einen letzten Blick auf sein Elternhaus zu werfen. Wenig später begab sich die Geschichte mit meiner Großmutter im Hirsefeld.
    Yu Zhan’ao verließ die Kneipe und versteckte sich im Hirsefeld. Von dort beobachtete er den schwachen Lichtschein, der aus den Fenstern drang, und beobachtete die Bahn des jungen Mondes am sternenbedeckten Himmel. KühlerTau fiel von den Hirsepflanzen, vom Boden stiegen kalte Dünste auf. Es war schon spät, als sich quietschend die Tür der Kneipe öffnete und heller Lichtschein ins Dunkel fiel. Eine massige Gestalt trat schnell in den Lichtkegel, blickte sich vorsichtig um und verschwand dann wieder im Haus. Yu Zhan’ao erkannte den Koreaner. Kaum war der Wirt wieder ins Haus gegangen, schoss der Räuber Blatternacken aus der Tür und verschwand im Schatten. Der fette alte Wirt schloss die Tür hinter ihm und löschte das Licht. Über der Kneipentür flatterte die zerfledderte Flagge, als rufe sie wandernde Geister an.
    Als der Bandit auf die Straße trat, hielt Yu Zhan’ao den Atem an und rührte keinen Muskel. Gerade vor ihm blieb Blatternacken stehen, um ins Feld zu pinkeln. Der üble Gestank stieg Yu Zhan’ao in die Nase. Die Hand am Schwert, dachte er: Jetzt könnte ich dafür sorgen, dass es aus ist mit dem großen Räuberhauptmann. Aber dann besann er sich. Er hatte nichts gegen Blatternacken, und außerdem war der Räuber dem Richter Cao, dem er zweihundert Schläge mit der Schuhsohle zu verdanken hatte, ein Dorn im Auge. Das war ein hinreichender Grund, ihn nicht zu töten. Aber er genoss den Gedanken, dass er den berüchtigten Banditen Blatternacken hätte töten können, wenn er es nur gewollt hätte.
    Blatternacken ahnte nicht, wie nah er dem Tode gewesen war, und es überfiel ihn auch keine Vorahnung davon, dass er zwei Jahre später nackt in den Wassern des Schwarzwasserflusses treiben würde, weil ihn ebendieser junge Mann umbringen sollte. Erleichtert zog er die Hosen wieder hoch und ging seines Weges.
    Yu Zhan’ao sprang auf und machte sich auf leisen

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