Das Rote Kornfeld
Zhan’ao mit dem Kopf zwischen den Beinen um seine Freiheit. Er rollte so lange in vergeblichem Bemühen auf dem Boden umher, dass man bequem ein paar Pfeifen hätte rauchen können. Schließlich hatte der alte Du genug von dem Spiel. Er trat zu ihm, band ihm die Hände los und befreite seinen Kopf aus der unbequemen Lage. Mit einem Gesicht in der Farbe von Goldpapier lag Yu Zhan’ao wie eine sterbende Schlange auf einem Stapel Brennholz. Er brauchte lange, um wieder zu Atem zu kommen. Die anderen hielten ihr Werkzeug fest, für den Fall, dass er versuchen sollte, Rache zu nehmen. Aber er taumelte nur zu einem der Fässer, schöpfte ein wenig Schnaps und goss ihn gierig in sich hinein. Dann kletterte er wieder auf den Brennholzstapel und schlief fest ein.
Von da an betrank sich Yu Zhan’ao täglich bis zur Bewusstlosigkeit und kletterte auf den Brennholzstapel. Da lag er dann mit halbgeschlossenen, feuchten blauschimmernden Augen und einem zweifachen Lächeln auf den Lippen: rechts töricht, links schlau; manchmal auch umgekehrt: links töricht und rechts schlau. Anfangs beobachteten ihn die Männer neugierig, aber nach einiger Zeit begannen sie, sich zu beschweren. Onkel Luohan versuchte, ihn dazu zu bewegen, wenigstens irgend etwas zu arbeiten, aber er sah ihn nur aus dem Augenwinkel an und sagte: «Und wer bist du schon? Ich bin hier der Herr. Der Balg in ihrem Bauch ist meiner.»
Damals war mein Vater im Bauch seiner Mutter schon so groß wie ein Tennisball Morgens hörte man im ganzen Anwesen, wie sie sich im Hof übergab. Die alterfahrenen Besserwisser sprachen von nichts anderem mehr. Als die alte Liu ihnen das Essen brachte, fragte einer von ihnen: «Alte Liu, ist die Herrin schwanger?»
Sie starrte ihn zornig an: «Nimm dich bloß in acht, sonst wird dir schon noch jemand die Zunge abschneiden.»
«Sieht aus, als hätte Shan Bianlang doch gewusst, wie’s geht.»»
«Vielleicht stammt es ja auch vom alten Herrn.»»
«Keine blöden Vermutungen! Glaubt ihr denn, ein eigenwilliges Mädchen wie sie hätte einen der Shans an sich herangelassen? Sicher war es Blatternacken.»
Fröhlich gestikulierend sprang Yu Zhan’ao vom Holzstapel «Ich war es»», rief er, «jawohl, ich!»
Darüber schütteten sie sich vor Lachen aus und beschimpften ihn.
Mehr als einmal empfahl Onkel Luohan, ihn zu entlassen, aber Großmutter sagte jedes Mal: «Lass ihn doch herumspinnen. Ich werde es ihm schon zeigen.»
Eines Tages kam sie mit ihrem dicken Bauch, der sich inzwischen nicht mehr verbergen ließ, in den Brennereihof, um mit Onkel Luohan zu sprechen.
Der vermied es, ihr in die Augen zu sehen, und sagte: «Herrin, es ist Zeit, die Waage bereitzumachen und Hirse zu kaufen.»»
«Ist alles bereit? Der Hof, die Getreidebehälter?»
«Alles ist bereit.»»
«Wann habt ihr sonst immer die Waage herausgeholt?»
«Etwa um diese Zeit.»»
«Lasst uns dieses Jahr ein wenig länger warten.»»
«Das könnte gefährlich werden. Außer uns gibt es noch zehn andere Brennereien.»»
«Die Ernte war in diesem Jahr so gut», sagte Großmutter, «dass sie gar nicht die ganze Hirse verarbeiten können. Mach einen Aushang, dass wir noch nicht soweit sind. Wir werden erst kaufen, wenn die anderen sich eingedeckt haben. Dann bestimmen wir den Preis, und außerdem ist die Hirse besser durchgetrocknet.»
«Das könnte stimmen.»
«Gibt es sonst noch etwas, das wir besprechen müssten?»»
«Eigentlich nichts. Außer diesem einen Arbeiter. Er betrinkt sich jeden Tag so, dass er sich kaum mehr rühren kann. Wir sollten ihn auszahlen und entlassen.»»
Großmutter dachte einen Augenblick nach und sagte dann: «Bring mich in die Brennerei. Das will ich selber sehen.»
Onkel Luohan führte sie in die Brennerei, wo die Arbeiter gerade fermentierte Maische in den Destillator füllten. Das Brennholz unter dem Kocher knisterte, und das Wasser wallte auf und schickte Dampfwolken in den Destillator. Das war ein meterhohes Holzgefäß, dessen Boden eng mit Bambusstreifen umflochten war und das genau über dem Kocher saß. Vier Männer schaufelten mit Holzspaten die Maische, eine grüngefleckte, süßlich riechende fermentierte Masse, aus dem Fass in den dampfenden Destillator. Da der Dampf nirgends hin entweichen konnte, wurde er durch die Ritzen im Boden des Destillators gefiltert, und die Männer waren ständig damit beschäftigt, die Maische dahin zu werfen, wo der Dampf eindrang, damit die Hitze nicht entweichen konnte.
Als sie
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