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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Kaufmeister passt wirklich gar nicht zu der Vorstellung, die man so von einer feinen Dame hat.»
    «Sie denken also, sie ist keine Dame und vor allem keine feine Dame?», fragte Borghoff amüsiert.
    «Was?» Schröder schien erschrocken. «O nein, um Himmels willen, so habe ich das nicht gemeint. Aber die Offenheit, mit der sie Wörter wie ‹Hure› in den Mund nimmt …»
    Borghoff nickte zustimmend.
    «Für eine Frau ist sie sehr scharfsinnig», setzte Schröder hinzu.
    «Da haben Sie recht, Schröder. Eine feine Dame würde sich ihre Scharfsinnigkeit nicht anmerken lassen.»
    Borghoff war sich nicht sicher, ob die Ironie bei dem Polizeidiener angekommen war, denn der antwortete mit großer Selbstverständlichkeit: «Das Fräulein Kaufmeister muss das nicht verstecken, die alte Jungfer bekommt ohnehin keinen Mann mehr ab.»
    Sie waren an der Stelle angekommen, wo Lina die Mädchen gefunden hatte. Ein Teil der Wiese war zertrampelt, vor allem da, wo die Schaulustigen gestanden hatten.
    Der Polizeidiener stand unschlüssig auf der Straße. Was wollte Borghoff hier noch in Augenschein nehmen?
    Borghoff ging von der Straße zu der Fundstelle und betrachtete sorgfältig den Boden. Hier waren tiefe Radspuren von einer Kutsche zu sehen, und es war deutlich, dass sie gewendet hatte. Lina könnte also recht haben mit der Annahme, dass die Mädchen aus der Kutsche mit dem feingekleideten Kutscher geworfen worden waren.
    An der Stelle, wo die Leichen gelegen hatten, fand er bestätigt, was er gestern Abend im Schein der Laternen nur hatte vermuten können: Es gab keinerlei Blut. Die Kinder waren an anderer Stelle getötet und hier nur abgelegt worden.
    Er ging wieder bis zu der Radspur und versuchte, sich vorzustellen, wie die Kutsche plötzlich hielt und halb in die Wiese hineinfuhr, gerade so weit, dass sie in dem durchgeweichten Boden nicht steckenblieb. An dieser Stelle hatte die Kutsche dann gewendet. Man hatte die Leichen wohl nacheinander aus dem Wagen geworfen. Aber dazu hatte die Kutsche zu weit weg von der Fundstelle gehalten. Nicht einmal der stärkste Mann konnte ein dreizehnjähriges Mädchen drei bis vier Meter weit werfen. Sie mussten also zu zweit gewesen sein, vermutlich ein Mann in der Kutsche und der Kutscher.
    Er untersuchte den vorderen Teil der Radspuren genauer, und wirklich, dort, wo der Kutschbock gewesen sein musste, fanden sich tiefe Fußspuren. Der Kutscher war heruntergesprungen. Vermutlich er hatte die herausgeworfenen Leichen geschnappt und dann dorthin geschleppt, wo sie gefunden wurden. In diesem Fall wäre keine zweite Person vonnöten gewesen.
    Er ging zurück an die Stelle, wo die Leichen nach dieser Theorie herausgeworfen worden wären. Dort war leider alles zertrampelt, unter den vielen Fußspuren waren auch die unverkennbaren Abdrücke von Linas Schuhen. Plötzlich entdeckte er, niedergetrampelt in den Schlamm, ein kleines Holzpüppchen, vielleicht fünf Zentimeter groß. Er bückte sich und zog es heraus. Es war ein Wickelkind, ein grobgeschnitzter Kopf, der Rumpf, wohl nur ein rohes Stückchen Holz, war ganz mit einem ehemals weißen Stoff umwickelt.
    Er stocherte noch etwas mit der Fußspitze herum, aber mehr als das Spielzeug schien es hier nicht zu geben. Dann stutzte er. Was er zunächst für einen Stein gehalten hatte, war ein Knopf, ein schöner, dunkler Perlmuttknopf von einer Herrenjacke. Er hob ihn auf und brachte Schröder das Püppchen und den Knopf.
    «Passen Sie gut darauf auf!»
    Schröder betrachtete den Knopf. «Das Fräulein scheint recht zu haben mit den wohlhabenden Leuten …», sagte er leise.
    «Hören Sie, Schröder!» Borghoff baute sich vor dem Polizeidiener auf. «Ich habe nicht umsonst verhindert, dass Sie die … die Phantasien des Fräuleins aufzeichnen. Wir haben einen Knopf und die Aussage einer Frau. Solange wir nicht jemandem etwas Handfestes nachweisen können, dürfen wir nicht einmal andeutungsweise etwas darüber verlauten lassen.»
    Schröder nickte. «Ich bin nicht dumm, Herr Commissar. Ich halte es da wie die feinen Damen.»
    «Kann ich mich auf Sie verlassen?»
    Schröder nickte. «Heißt das, Sie werden der Sache nicht nachgehen?»
    «Nicht offiziell. Offiziell suchen wir nach einem durchreisenden Schiffer, aber es könnte nicht schaden, wenn wir zum Beispiel an den Fähren fragen, ob gestern Abend noch ein Wagen übergesetzt werden wollte.» Insgeheim hoffte er immer noch, dass die Kutsche nur durchgereist war, immerhin hätte sie auch

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