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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Herauswerfen der Leichen sollte die Kutsche zum Halten gebracht haben?»
    Er runzelte die Stirn. «Eine Kutsche, die Ruhrort verließ?»
    Lina versuchte, sich alles genau vorzustellen. «Den Kutscher konnte ich nicht erkennen, er hatte sich den Hut tief ins Gesicht gezogen. Allerdings …»
    «Ja?»
    «Seine Jacke war aus teurem Tuch. Ich habe es sofort gesehen, aus einem solchen Stoff habe ich meinem Neffen einen Anzug genäht. Ich habe einen Blick für solche Dinge. Ein Kutscher trägt so ein Tuch nicht, das wäre viel zu teuer.»
    «Es sei denn, sein Herr wünscht ihn gut gekleidet», sagte Borghoff knapp.
    «So oder so, bedeutet das …»
    Lina stockte und sah, wie Borghoff seine Hand auf die des Polizeidieners legte, damit dieser nicht mitprotokollierte. «Was wollen Sie damit sagen, Fräulein Kaufmeister?»
    «Es könnte bedeuten, dass jemand Wohlhabendes in die Sache verwickelt ist.»
    «Nun, das könnte viele Gründe haben. Vielleicht haben sie auch das Bündel dort liegen sehen …»
    «Im Nebel? Nein.» Lina schüttelte energisch den Kopf. «Was ist mit dem Kind der Kleinen? Sie hatte doch ein Kind erwartet, oder?»
    Borghoff sah sie erstaunt an. Er hatte gesehen, wie entsetzt sie über den Anblick der Unterleibswunde gewesen war, aber dass sie als Dame der feinen Gesellschaft die richtigen Schlüsse daraus gezogen hatte, wunderte ihn schon. «Ja, sie erwartete ein Kind. Wir haben inzwischen von ihren Eltern erfahren, dass sie …» Er räusperte sich verlegen. «Nun, sie … sie verkaufte sich.»
    Lina lächelte ihn spöttisch an. «Das ist in Ruhrort nichts Besonderes, Herr Commissar. Ich mag hinken, aber ich bin nicht blind und taub.»
    Borghoff traf die Wucht dieses Satzes. «Nun, Sie sind eine wohlhabende Dame der guten Gesellschaft. Da wächst man doch etwas … behüteter auf.»
    Lina lachte. «Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich Sie mit meiner Kenntnis schockiert habe. Das liegt daran, dass ich weniger behütet, dafür aber mit mehr Leselust und Neugier ausgestattet bin. Ich nehme an, auch die jüngere Schwester verdingte sich als Hure?»
    «Ja, so erschreckend und widerwärtig das ist.»
    «Erschreckend und widerwärtig sind die Freier, nicht die armen Kinder. Sie hätten Hilfe gebraucht.»
    «Sind Sie eine Radikale, Fräulein Kaufmeister?», fragte Borghoff halb ernst, halb spöttisch.
    «Wenn Sie meinen Bruder fragten, würde er das sicher bejahen», nahm sie seinen Ton auf. «Haben Sie denn überhaupt einen Verdacht?»
    «Ihre Freier waren meist durchreisende Schiffer. Wir überprüfen das zurzeit.»
    «Und die Kutsche? Ich meine, wenn es ein und dieselbe Kutsche war?»
    «Soweit ich weiß, ist in der Nacht keine Kutsche kontrolliert worden.»
    «Dann ist sie hier in Ruhrort geblieben», sagte Lina knapp.
    Aber Borghoff wollte offensichtlich nicht weiter darüber diskutieren und stand auf. «Wir werden eine Abschrift von Ihrer Aussage machen und sie heute Nachmittag vorbeibringen, damit Sie sie unterschreiben können.»
    Lina und der Polizeidiener erhoben sich ebenfalls.
    «Ich danke Ihnen sehr, Fräulein Kaufmeister.»
    Lina begleitete die beiden bis an die Tür. «Ich beneide Sie nicht um Ihre Aufgabe, Herr Commissar», sagte sie beim Abschied, und er wusste, sie meinte die geheimnisvolle Kutsche und die Möglichkeit, dass ein wohlhabender Bürger in das schreckliche Verbrechen verwickelt sein könnte. Schließlich suchten nicht nur Schiffer die Hafenhuren auf.
    «Ein Rat noch», sagte er, als der Polizeidiener schon draußen auf der Straße stand. «Einem Polizisten gegenüber sollten Sie sich vielleicht etwas weniger radikal geben, mein Fräulein. Bei der Geheimen Polizei in Berlin würde nach diesen Äußerungen schon eine Akte über sie erstellt. Und ich weiß, wovon ich rede, ich habe dort gearbeitet.»
    «Aber warum sollten Sie sich um das Geschwätz einer einfältigen, unmündigen Frau kümmern?», antwortete Lina ihm, und ihr Augenaufschlag war koketter, als sie es beabsichtigt hatte.
    «Das kann Sie nicht immer retten», erwiderte er mit plötzlichem Ernst.

    Auf dem Weg zum Fundort der Leichen war der Polizeidiener zunächst recht still. Borghoff fragte: «Worüber denken Sie nach, Schröder?»
    Schröder zögerte einen Moment. «Ich habe nicht oft mit feinen Damen zu tun, Herr Commissar.» Borghoff hatte in der kurzen Zeit, die er in Ruhrort war, schon gelernt, dass Schröder jemand war, der seine Zeit brauchte, um etwas geradeheraus zu sagen, und wartete.
    «Aber Fräulein

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