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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Weg nach Coblenz. Das mit der Kutsche war sicherlich nur ein Versehen …»
    «Wieso war denn Blut in Ihrer Kutsche?», fragte Lina, die beschlossen hatte, zu vergessen, dass dies eigentlich eine Männerrunde und keine gemischte Abendgesellschaft war.
    «Aber da war doch nicht wirklich Blut in Ihrer Kutsche, Herr von Sannberg …», begann Weinhagen, aber von Sannberg fiel ihm ins Wort.
    «Natürlich war da Blut. Mein armer Brutus ist auf der Jagd angeschossen worden. Es wäre ja traurig, wenn der oberste Polizist von Ruhrort einen solchen Fehler begehen und den Fall nicht überprüfen würde. Ich hatte den Eindruck, er weiß recht gut, was er tut, Ihr Commissar Borghoff.» Er wandte sich an Lina. «So wie ich hörte, haben Sie die Leichen gefunden, Fräulein Kaufmeister?»
    «Ja. Das war kein schöner Anblick.»
    Georg unterbrach sie grob. «Meine Schwester vergisst schon einmal, dass es sich nicht für eine Frau gehört, nachts allein …»
    «Ich war in Begleitung eines jungen Hausknechts, und es war auch nicht Nacht, sondern früher Abend. Und du sagst mir schon oft genug, was sich gehört und was nicht, lieber Bruder.»
    Irrte sich Lina, oder blitzte da etwas in von Sannbergs Augen? Er schien jedenfalls amüsiert von Linas harscher Entgegnung, im Gegensatz zu Georg, der ein wenig rot anlief, sich in der Gesellschaft aber zurückhielt.
    «Zwei so junge Mädchen einfach umzubringen …» Franz Haniel schüttelte langsam den Kopf.
    «Sie sind nicht einfach umgebracht worden, Onkel Franz. Man hat ihnen die Herzen aus den Leibern geschnitten …»
    Weinhagen unterbrach Lina, wohl um zu verhindern, dass sie von dem fehlenden ungeborenen Kind sprach. «Eine wirklich unschöne Geschichte. Das kann nur ein Wahnsinniger getan haben. Einer wie dieser Schiffersohn, der schon öfter durch Gewalttätigkeit aufgefallen ist. Aber wir sind ja ganz vom Thema unserer Unterhaltung abgekommen. Wann planen Sie denn Ihre Investition hier in Ruhrort, lieber Herr von Sannberg?»
    Lina und ihr Vater hörten sich noch eine Weile an, wie der Bürgermeister versuchte, irgendetwas aus von Sannberg und erstaunlicherweise auch aus Georg herauszubekommen, die natürlich im Beisein Franz Haniels und den von Eickens nicht darüber reden wollten. Die ersten Gäste verabschiedeten sich bereits, da bat der alte Kaufmeister seinen Sohn, ihn wieder nach oben zu bringen. Die ungewohnte lebhafte Gesellschaft hatte ihn ermüdet.
    Lina begleitete die beiden. Als sie später wieder nach unten kam, nachdem sie dem Vater aus den Kleidern geholfen hatte, brach gerade Franz Haniel auf.
    «Lieber Onkel Franz, es war schön, dass Sie wieder einmal Gast bei uns waren», sagte sie, als er ihr die Hand schüttelte.
    «Nun, früher, als wir Nachbarn waren, da war es leichter, mal eben vorbeizuschauen. Begleite du mich doch noch an die Tür, Kind.»
    «Gern.»
    Lina ging mit ihm hinaus. Im Flur blieb er stehen. «Lina, ich habe mich sehr erschreckt, deinen lieben Vater so krank zu sehen.»
    Lina konnte es ihm nachempfinden. Das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten, musste noch in der Zeit gewesen sein, als sie gerade aus der Dammstraße hierhergezogen waren. «Es hat ihm gutgetan, ein wenig unter Menschen zu sein, Onkel. Er schämt sich seiner Gebrechlichkeit sehr.»
    Haniel nickte. «Ich erfreue mich immer noch so guter Gesundheit, dass ich arbeite wie eh und je. Aber wenn ich sehe, dass es einem alten Freund so schlechtgeht, denke ich, dass ich mir vielleicht die Zeit nehmen sollte, ihn ab und an zu besuchen.»
    «Sie sind hier immer willkommen, Onkel, das wissen Sie.» Lina lächelte. «Und das gilt natürlich auch für Tante Friederike.»
    «Denkt dein Bruder genauso darüber?», fragte er ernst. «Ich fürchte, er sieht uns Haniels als zu große Konkurrenz hier in Ruhrort.»
    Lina verzog den Mund. «Wir Kaufmeisters sind weit gekommen, seit Vater hierherkam. Aber Haniel werden wir nie das Wasser reichen können. Vater hat es richtig gemacht, indem er Freundschaft hielt, als Mensch und als Geschäftsmann. Georg hat das noch nicht verstanden.»
    «An dir ist ein Kaufmann verlorengegangen, liebe Lina.»
    «Das nützt mir höchstens etwas, wenn ich in den Läden und mit den Bauern feilsche.»
    «Ich werde mit Fritze reden, damit wir in den nächsten Wochen deinen Vater einmal besuchen.»
    Lina musste lächeln. Franz und «Fritze» waren nun schon fast fünfzig Jahre miteinander verheiratet, und wenn Franz seine Friederike bei ihrem Kosenamen nannte, spürte

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