Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
gewo r den.
„Sagen Sie ihm, er soll damit aufhören. Ich weiß, wer der Mörder ist“, bluffte Leyla.
„Was hast du gesagt?“, fragte Fjodora.
Leyla überlegte fieberhaft, sammelte in Gedanken alle Hinweise. Sie war sich keinesfalls sicher. Alles, was sie hatte, war ein Ve r dacht. Er hatte ein Motiv und war an verschiedenen Ermittlungsorten aufg e taucht. Was, wenn er unschuldig war? Verdammt.
„Halten Sie Ihr Maul, törichtes Frauenzimmer“, kam es von der anderen Seite des Daches. Raimar war bei ihr, bevor sie auswe i chen konnte. Er beugte sich hinab. Sein Atem streifte ihr Gesicht. „Schweigen Sie“, flüsterte er.
Leyla starrte ihn nur an.
„Was hat das zu bedeuten, Raimar?“, donnerte Fjodoras Stimme.
„Er …“
Weiter kam Leyla nicht. Der Knauf seines Gehstocks traf sie an der Wange und riss sie von den Füßen. Sie stürzte auf den Boden und blieb einen Moment liegen. Bunte Lichter tanzten vor ihren Augen und glühender Schmerz zog sich über ihre linke Gesicht s hälfte. Sie vernahm hinter sich eine Bewegung und rollte sich ruckartig zur Seite. Der nächste Hieb schlug krachend in den Dachb e lag neben ihr ein. Leyla richtete sich keuchend auf.
„Raimar ist der Mörder!“, rief sie und sprang zur Seite.
Der Stock wurde im Flug abgehalten. Fjodora stand plötzlich zwischen ihnen und ve r drehte Raimar ohne Mühe den Arm. Der Ge h stock fiel zu Boden und rollte auf Leyla zu.
„Ich hatte gefragt, was das zu bedeuten hat?“ Ihre Worte schnitten durch die Luft.
„Nichts … meine Kleine … nichts. Du wirst doch nichts auf die Spinnereien einer Sterblichen geben“, stammelte er. Seine A u gen waren unnatürlich weit aufgerissen und zeigten jede Menge Weiß.
„Fadar Raimar, wenn ich eins nicht leiden kann, dann ist es Illoyalität. Daran ändern auch fünfhundert Jahre nichts“, sagte sie e i sig und starrte intensiv in Raimars Augen. Sein G e sicht verzerrte sich, als sie in seinen Verstand eindrang. Ihre Augen verengten sich, als seine Gedanken ihren Verdacht bestätigten.
Sie stand aufrecht und bedrohlich da, ihr hauchdünnes Gewand wehte im Wind. Sie l o ckerte ihren Griff und hob seinen dürren Körper mit beiden Armen hoch. Wie eine Hantel ohne G e wicht. In Schulterhöhe hielt sie ihn senkrecht in der Luft und hob ein Knie an. Seine Schreie gellten durch die Nacht. Leyla starrte auf die widersi n nige Szene; und doch spielte sich das Ganze vor ihren eigenen Augen ab. Fjodora wuchtete Raimar he r unter und zerbrach seinen Körper über ihrem Knie, als sei er ein Stück Brennholz. Sein Rückgrat brach mit einem lauten Knacken, gedämpft von Haut und Kleidern. Er klappte über ihrem Knie z u sammen wie eine Schere und glitt lautlos zu Boden. Leyla hielt den Gehstock fest an sich gedrückt und wich entsetzt ein paar Schritte zurück. Ihr Puls drohte ihr aus dem Hals zu spri n gen. Erst als sie gegen Rudgers Körper stieß, blieb sie stehen. Fjodora rieb sich die Hände, als wolle sie Schmutz loswerden. Dann ging sie langsam auf Leyla zu.
„Sie haben mir einen Gefallen getan, Leyla.“ Sie stieß ihren Namen in einem zischenden Laut aus. „Ich hatte ohnehin keine Ve r wendung mehr für Raimar.“ Sie legte ihren Kopf schief und starrte Leyla an. „Doch dieser ganze Verrat hier, ich bin das wirklich langsam leid.“
Ihr gefährlich leiser Tonfall ließ die Luft gefrieren. Leyla hob Raimars Gehstock mit einer Hand und stellte sich in Angriffsposit i on. Offensichtlich war sie in Fjodoras Augen die nächste Verräterin, die es zu vernichten galt.
„Ein Stöckchen, Totenwächterin? Du willst mir mit einem Stöc k chen entgegentreten?“
Sie war noch wenige Schritte entfernt. Leyla warf einen flüchtigen Blick über ihre Schu l ter und sah sich der Dachkante gefährlich nahe. Windböen schienen von Fjodora auszugehen und wirbe l ten über das Dach.
„Nein“, antwortete Leyla und richtete mit der rechten Hand ihre Pistole auf Fjodoras Stirn.
Einen Moment war sie versucht ‚Stehenbleiben‘ zu rufen, doch die Schlangenfrau machte nicht den Eindruck, dass sie diesen B e fehl befolgen würde.
Leyla drückte ab und die Kugel traf Fjodora mitten in die Stirn. Ihr Kopf wurde nach hinten gerissen und zog ihren Oberkörper in einer geschmeidigen Dehnung mit. Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Zeit stillzustehen. Es dauerte einen Augenblick, dann stand Fjodora wieder in au f rechter Haltung vor ihr. Das Einschussloch auf ihrer Stirn war ein grüner Krater, der sich
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