Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
giftgrün.
Fjodora schmiegte sich seitlich gegen eine der Lehnen und ließ ihre grazilen Arme entspannt herabhängen. Die grünen Schu p penflechten zogen sich wie gewundene Armreifen über ihre Haut. Als hätte sie die Schlangenhaut dorthin befohlen, waren ihre wohlgeformten Brüste und ihr U n terleib davon bedeckt. Das Ganze wirkte auf den ersten Blick wie ein besonders ausgefallenes, verführerisches Dessous. Der hauchzarte Stoff eines zartgelben Gewandes fiel weich an ihrer Körperseite hinab und konnte kaum als Kleidungsstück bezeichnet werden. Vielmehr war es das zusätzliche Detail eines Gesamtkunstwerks. Eine üppige Flut aus gol d braunen Zöpfen strömte an den Seiten des Throns bis auf den Boden. Leyla und Rudger gingen langsam auf Fjodora zu, die sie kühl und reglos beobachtete. Wie eine Spinne den Todeskampf ihrer Beute abwartete. Ihre dunkelgrünen Lider wirkten wie ein dämonisches Make-up, das sich bis hinauf zu ihren geschwungenen Brauen zog. An der Unterseite ihrer Augen lief die Hautverfä r bung tränenförmig zu einem schmalen Streifen aus. Fjodoras grüngelbe Augen funkelten und wirkten wegen der senkrechten, schlitzförmigen Pupillen irritierend wie küns t liche Kontaktlinsen. Es waren echte Augen, in denen nicht die geringste Regung lag und die etwas so Furchterregendes hatten, dass es Leyla unwillkü r lich den Magen zusammenzog.
„Da ist ja unser Liebespaar. Wie reizend!“ Fjodoras Stimme klang düster und zeugte von be i spielloser Gefahr.
Zum ersten Mal schlug sie die Lider nieder, wobei ihre dichten Wimpern wie kleine F ä cher über ihr Antlitz huschten. Sie richtete ihren Blick so unerwartet auf Rudger, dass Leyla an seiner Stelle z u sammenfuhr. Er blieb unbeeindruckt.
„Inzwischen verstehe ich ein bisschen was du in ihr siehst, Rudger. Mehr als vier Stu n den Sex hat bisher noch keine Sterbliche mit einem Meistervampir verkraftet“, spottete sie und zwinkerte ihm zu. „Und was ist mit dir, Sterbliche? Hat es dir die Sprache verschl a gen?“
Leyla schwieg und starrte die Schlangenfrau an.
„Wo ist dein Kampfgeist geblieben? Hat er ihn dir aus dem Leib g e vögelt?“
Vor ihr gab Isabella einen gurrenden Laut von sich. Leyla fühlte heiße Wut in sich hochko m men.
„Was wollen Sie Fjodora?“
„Oh, da wäre einiges. Fangen wir mit ihm an.“ Sie deutete mit i h rem langen Zeigefinger auf Rudger. „Er sollte auf dem Grund des Rheins liegen, eingeschlossen in seinem Sarg. Stattdessen steht er vor mir, nachdem er sich stundenlang mit dir vergnügt hat. Nicht, dass es keine Augenweide war, dich anzusehen, auch angekleidet machst du eine gute Figur, Ru d ger. Doch bin ich es nicht gewohnt, dass man mir nicht gehorcht.“ Ihre Stimme hatte sich mit jedem Wort zu einem tiefen Grollen erhoben. „Schon bei de i ner Geburt war er ung e horsam. Ich ließ es ihm großherzig durchgehen“, sagte sie zu Leyla und wandte sich dann wieder an Rudger. „Ich wollte dir deine kleine G e spielin lassen“, gab sie gönnerhaft zu verstehen. „Jedoch habe ich dir nicht erlaubt, sie zu deiner ebenbürtigen Gefährtin zu m a chen.“
Rudger starrte sie mit unbeweglicher Miene an. Er wirkte gefasst, als versuchte er auf e i ne unvorhersehbare Reaktion vorbereitet zu sein. Leyla ging in Gedanken die Waffen durch, die sie bei sich trug, und fragte sich gleichzeitig, was sie ihr nützen sollten. Fjodora zog mit langen, gebog e nen Fingernägeln nachdenklich über ihre Wange.
„Du hast es so gewollt und musst dich deinem Stand entsprechend fügen, Leyla. Als Rudgers Gefährtin unterstehst du in Z u kunft dem Befehl des neuen Meisters.“
„Wer soll das sein? Sie?“ Leyla wusste nicht, woher sie den Mut nahm zu sprechen.
„Ich? Oh, nein, ich langweile mich hier, dieser ganze Ort langweilt mich und eure läche r lichen Gesetze … Es ist typisch für euch Ster b liche, euch alles und jeden untertan machen zu wollen.“
Sie hob mit einer Hand eine lange Strähne ihres Haares in die H ö he. Dabei musste sie ihren ganzen Arm strecken. Sie ließ sie wie ein Netz hinab gleiten. Dann streichelte sie mit ihrer erh o benen Hand die Kralle eines Gargoyles.
„Obwohl ich gestehen muss, dass mich eure Sekten amüsiert haben. ‚Die nächste Stufe der Evolution’ nennen sie die Vampire. D a mit liegen sie nicht verkehrt.“ Sie stockte und ließ ihre Worte wirken. Applaus hätte ihr jetzt gefallen. „Doch bevor ich nach Hause zurückkehre, werde ich hier für Ordnung sorgen. Vincent wird
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